Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Die Leute staunten immer wieder, wenn sie Jesus hörten, denn "er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat". Am heutigen Sonntag wird dies durch das Evangelium deutlich. Jesus redet nicht nur, er handelt - in voller Freiheit. Um des - anderen - Menschen und seines Heiles willen. - Wäre das alles heute so einfach möglich? Denn da greift Jesus in die Freiheit eines anderen ein, ja befiehlt dem "unreinen Geist" in diesem Menschen "zu schweigen". Der Aufruhr wäre ein wohl ähnlicher wie damals - wenn auch die Begründungen hierfür vielleicht andere wären. Hat Jesus das Recht, so die Freiheit des einen zu beschränken? - Bei alledem, dass wir diese Bibelstelle mit einem ganz anderen Blick üblicher Weise hören: die Frage muss erlaubt sein, gerade in einer Zeit, in der die Selbstbestimmung und die damit gern ins Treffen geführte Freiheit immer und immer wieder in Erinnerung gerufen werden - gerade angesichts der Maßnahmen, die auch hier bei uns wie in vielen Staaten der Welt gesetzt werden, um der Ausbreitung eines praktisch noch neuartigen Virus Einhalt zu gebieten.
2.Ich war ehrlich dankbar über "Ansichten eines Vulnerablen" vor einigen Tagen in einer unserer Tageszeitungen[1], die sich mit der "Freiheit" beschäftigten, die viele momentan im Mund führen - oft auch, um bloß ihre eigenen Gedanken und Vorstellungen zum Nonplusultra zu erklären. Ich persönlich meine ja, dass die Freiheit, zu der uns der Herr befreit hat, und die er auch in den Heilungen deutlich werden lässt, eine "Freiheit zu lieben" ist. Deswegen ermöglicht er den Kranken wieder Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, weil sie in ihrer Fähigkeit, voll Mensch zu sein, eingeschränkt sind - und dazu gehört wesentlich der Blick auf den, auf die andere, nicht nur auf sich selbst[2]. Diese Dimension der Freiheit "für" und nicht nur der Freiheit "von" wird meines Erachtens viel zu wenig bedacht.
3. Ja: ich lebe frei, weil ich an dich und deine Gesundheit denken darf und nicht sage: "Was interessieren mich die Pflegekräfte auf den Intensivstationen?" - und deswegen engagieren sich Menschen in der Nachfolge Jesu Christi weltweit, auch bei uns im Kranken- und im Pflegebereich. Ich lebe in Freiheit, weil und wenn ich deine Nöte zu den Meinen mache und nicht sage: "Wie es den Obdachlosen geht hier bei uns in der kalten Jahreszeit soll mich nicht kümmern." - und deswegen engagieren sich unsere Caritas und andere kirchliche Hilfswerke wie etwa die Vinzi-Werke und viele private Initiativen für Menschen in Not gleichsam in der unmittelbarsten Umgebung; die Kontaktnahmen etwa bei der Caritas hier bei uns in der Steiermark sind um einiges höher als noch vor 1 Jahr; auch die Anrufe bei diversen seelsorglichen Hilfeleistungen, etwa der Telefonseelsorge haben in den letzten Monaten zugenommen. Ich lebe in Freiheit, weil und wenn ich nicht bei mir selbst und meinen Bedürfnissen stehen bleibe und eben daher nicht frage: "Was gehen mich Flüchtlinge an?" - und deswegen gibt es viele hier bei uns, die sich auch auf diesem Gebiet und vielen weiteren in der Katastrophenhilfe weltweit engagieren.
Freiheit zu leben - und es könnten zweifellos noch viele Beispiele benannt werden - heißt eben, das Ganze mit in den Blick nehmen und nicht nur die eigenen Bedürfnisse, so wichtig und bedeutsam diese auch sein mögen. - Sie merken: das ist alles andere als leicht. Und gerade deswegen - es war ja auch Sabbat (!) - taten sich so manche schwer mit diesem Jesus aus Nazaret und fassten dann ja auch recht rasch (vgl. Mk 3,6) den Beschluss, Jesus umzubringen.
4. Leben wir Freiheit, die uns allen, gerade im Jetzt, Sicherheit und Zukunft, Zuversicht und (!) Gelassenheit geben kann. Sie heilt.