Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Mehr als 2.500 Fälle hat die unabhängige Opferschutzanwaltschaft gegen Missbrauch und Gewalt seit ihrer Gründung im Jahr 2010 bearbeitet. „Bei allen Erstgesprächen war unser erstes Bestreben, das Leid anzuerkennen und um Entschuldigung zu bitten“, sagt Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic. Mehr als 27 Millionen Euro hat die Kommission bisher an Entschädigungen zuerkannt. „Niemand hat so viel gemacht wie die katholische Kirche“, hält die Opferschutzanwältin fest, „obwohl nur 1,5 Prozent der Fälle die Kirche betreffen“. Seit 2004 gebe aus dem kirchlichen Umfeld in Österreich quasi keine Fälle mehr. Die Österreichische Kirche habe gehandelt, nun ziehen andere Staaten in der Aufarbeitung nach.
Dennoch müsse das Thema präsent bleiben, sagt Gerhard Hörting, Gerichtsvikar der Diözese Graz Seckau: „Missbrauch ist kein moralisches Thema, sondern ein Verbrechen und wir müssen über dieses Verbrechen reden.“ Denn Schweigen mache ohnmächtig. Moraltheologe Walter Schaupp verweist auf die Wichtigkeit der Versöhnung: „Man war schnell mit Bekenntnis und Wiedergutmachung, aber nicht mit der Reue.“ Das Fehlen von Reue sei für viele Opfer nach wie vor nicht ermutigend. Opferanwältin Klasnic fürchtet, dass man Vieles nicht wiedergutmachen könne: „Das Leben der Betroffenen ist oft gebrochen und sie wissen nicht, warum sie scheitern.“ Um möglichst alle Betroffenen mit Anspruch auf eine Opferschutzrente zu erreichen, führe man auch Gespräche in Heimen und auch Gefängnissen.
In der katholischen Kirche hat sich seit Bekanntwerden dieser Verbrechen viel getan. Gerichtsvikar Hörting verweist auf Änderungen in der Priesterausbildung mit psychologischen Tests und psychologischer Begleitung. Dazu gibt es eine Rahmenordnung für ein Verfahren im Fall eines Verdachtsfalles und eine Leitlinie zum Thema Missbrauch, die von allen Diözesanangestellten unterschrieben werden muss.
Neben dem sexuellen Missbrauch tritt nun eine weitere Form des Missbrauchs zutage – der Missbrauch von Macht in Abhängigkeitsverhältnissen; nicht nur in der Kirche, sondern zum Beispiel auch in der Medizin. Diesem Thema widmet sich ein Symposium, das die Diözese Graz-Seckau am 29. und 30. November zusammen mit der Medizinischen Universität Graz und Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Graz veranstaltet.
Wer mit geistigen Inhalten starken Einfluss auf andere Menschen ausüben kann, trägt eine besonders hohe Verantwortung. Das gilt für Therapeuten wie für Geistliche. Glaube und Spiritualität haben ein enormes Machtpotenzial und die Grenze zum geistigen Missbrauch ist oft eine "Grauzone".
Beim Symposium "Geistiger Missbrauch" am 29. (öffentlicher Teil) und 30. November am Grazer Universitätszentrum Theologie gehen Experten verschiedener Disziplinen diesem Thema auf den Grund.