Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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In seinem neuen Buch "Die Macht des Vergebens" beschreibt der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl die heilsame Kraft des Verzeihens. Für manche Menschen dauere es ein halbes oder auch ein ganzes Leben, bis sie schwere Verletzungen vergeben könnten. Manche schaffen es nie. Wie langwierig dies sein kann, aber auch, wie lohnenswert und wohltuend sich Vergebung anfühlt, zeichnet Bischof Wilhelm in 13 Kapiteln nach. Die Erstpräsentation des im Verlag "edition a" erschienenen Buches fand am Dienstagabend (22. April, 19.30 Uhr) in der Grazer Buchhandlung Morawa Moser statt - moderiert von ORF-Journalist Erich Fuchs.
"Groll und Rachegedanken sind ein geistiges Gefängnis, Vergebung bringt uns Freiheit und ein neues Leben", so die zentrale Botschaft des Bischofs. Mit den "acht Schritten der Vergebung", aufgezeigten Quellen für Gelassenheit, Impulsen und Übungen gibt Krautwaschl eine spirituelle und psychologische Anleitung für den Weg des Verzeihens - anderen, aber auch sich selbst - an die Hand. Dennoch sei das Buch kein Ratgeber, denn "ein Ratschlag ist immer auch ein Schlag", so Bischof Wilhelm. Vielmehr seien es seine Erfahrungen, wie man mit sich und anderen ins Reine komme, um das eigene Leben zu bereichern.
Ein Ausgangspunkt für das Buch war ein Erlebnis im Jahr 2024 bei einer Dienstreise nach Ruanda. Bischof Wilhelm hat dort eine junge Frau getroffen - und neben ihr sitzend den Mörder ihres Vaters; er ist ihr Nachbar. Während des Genozids in Ruanda im Jahr 1994 wurden mehr als 800.000 Menschen umgebracht. Trotz dieser Schuld haben die beiden zueinander gefunden. Wie kann man in so einer Lage vergeben und für so jemanden beten? "Ich kann als Seelsorger niemanden zur Vergebung zwingen oder es befehlen. Doch auch nach einer so sinnlosen und unbegreiflichen Tat müssen wir irgendwie gemeinsam mit den Verwundungen weiterleben, und ein Momentum, das Zukunft und Hoffnung ermöglicht, ist die Vergebung", so Bischof Wilhelm.
Die menschliche Logik bringe oft Rachegelüste und Wut hervor, doch Genugtuung durch Rache sei nicht von Dauer, so der Diözesanbischof: "Wir fühlen uns danach trotzdem schlecht. Vergebung ist immer der bessere und menschlichere Weg." Menschen hätten in der Regel Grenzen, wenn es um das Vergeben geht. Doch in jedem schlummere eine göttliche Kraft, die über diese Logik hinausweise: die Vergebung. Und diese bringe die Freiheit von Hass, Wut und Schuld.
Narben bleiben freilich, doch die positive Wirkung der Vergebung überwiege. Wie, das zeigt Bischof Wilhelm im Buch anhand von Studien, die er gemeinsam mit dem Mediziner Johannes Huber sowie dem Psychotherapeuten Hans Neuhold auswertete. Diese zeigten, "dass Menschen, denen Vergebung gelingt, gesünder, leichter und glücklicher leben". Hass, Groll, Zorn förderten hingegen seelische und körperliche Krankheiten.
Im letzten Kapitel seines Buches widmet sich Krautwaschl der Frage, warum es mindestens genauso wichtig ist, nicht nur anderen zu verzeihen, sondern auch sich selbst. "Viele gehen ungemein hart mit sich ins Gericht und schaden dadurch nicht nur sich selbst, sondern auch anderen", erzählte der Bischof über seine Erfahrungen in der Seelsorge. Die Beichte sei eine Hilfe für Menschen, nicht unversöhnt mit sich selbst und der Welt zu bleiben. "Bei Beichten habe ich immer wieder erlebt, dass den Menschen fast hörbar ein Stein von der Seele gefallen ist."
Letztendlich gehe es um die Erkennis, nicht perfekt zu sein. "Das heißt aber nicht, dass ich zu vergessen bin. Gott liebt dich trotz deiner Fehler", so der Bischof. Wer sich von Gott geliebt fühle, der könne immer wieder neu anfangen. Diese Botschaft trägt er mit seinem Buch hinaus.
Quelle: Kathpress, Red
"Die Macht des Vergebens - Wie Vergebung unsere Seele befreit", von Wilhelm Krautwaschl. Erschienen im Verlag "edition a", 224 Seiten.