Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos

Die neue Verfassung der römischen Kurie sollte nach Ostern kommen. Es seien noch nicht alle Übersetzungen fertig. Am Samstag wurde die Kurienreform dann überraschend doch veröffentlicht. Auf Italienisch, ohne Übersetzungen. Dass die meisten Reformen bekannt und schon in Kraft sind, hatte Franziskus zuletzt mehrfach gesagt. Gleichwohl bietet die Apostolische Konstitution "Praedicate evangelium" (Verkündet das Evangelium) einige wichtige Neuigkeiten: Kurienchefs können künftig auch Laien sein, ob Mann oder Frau. Eine Behörde leitet der Papst selbst. Sein Sozialarbeiter wird aufgewertet. Und spätestens mit 80 Jahren muss jeder Kuriale künftig in Pension gehen.
Betroffen sind rund 2.500 Menschen, ein Großteil davon Kleriker, die in der Kurie und im Vatikanstaat arbeiten. Doch auch für die Weltkirche ändert sich einiges. So sollen künftig mehr Laien als besser ausgebildete Fachkräfte am zentralen Leitungsorgan der katholischen Kirche arbeiten. Zugleich soll die Kurie den Ortskirchen zuarbeiten, statt sich zwischen Papst und Bischöfe zu stellen.
Mit der neuen Verfassung relativiert Franziskus traditionelle Hierarchien zwischen den Behörden. Alle heißen nun Dikasterium, nicht mehr "Kongregation" oder "Rat". Inwiefern die Reihenfolge ihrer Nennung bedeutsam wird, muss sich zeigen. Dass die neue Behörde für Evangelisierung an erster Stelle genannt wird, vor der altehrwürdigen Glaubenskongregation, ist ein Zeichen. Zumal der Papst selbst sie leiten will.
Direkt nach der Glaubenskongregation folgt das "Dikasterium für den Dienst der Nächstenliebe". Damit steht - zumindest im Inhaltsverzeichnis - der päpstliche Sozialbeauftragte noch vor den Präfekten, die für Bischöfe, Orden, Klerus zuständig sind. In der Praxis muss das nicht viel heißen; gleichwohl ist es ein klares Signal an die traditionsbewusste Kurie.
Die nun offiziell festgelegte Öffnung höchster Kurienämter für Laien, hatte sich angedeutet. Seit 2018 leitet Paolo Ruffini als erster Laie eine Vatikanbehörde, jene für Kommunikation. Im Synoden- und im Staatssekretariat, in der Entwicklungsbehörde sowie im Governatorat des Vatikanstaates hatte Franziskus zuletzt mehrere Frauen in hohe Aufgaben berufen. Bald könnte die erste Präfektin folgen.
Wichtigste Aufgabe der ganze Kirche ist es laut Franziskus, den Menschen die christliche Botschaft nahezubringen. Diesem Ziel soll sich auch die Kurie unterordnen. Neben strukturellen Veränderungen will Franziskus der weltkirchlichen Zentralverwaltung einen neuen Teamgeist einflößen: missionarischer, vielfältiger, professioneller, synodaler und dienstleistungsbereiter für die Weltkirche soll sie werden. Sowie effektiver - nicht nur angesichts knapper Kassen.
Der vorgelegte Wurf bietet Chancen für eine neue Art kirchlicher Zentralverwaltung. Entscheidend wird aber sein, wie die gesetzten Impulse umgesetzt werden. So sind wie bereits in der 1988 erlassenen Kurienverfassung "Pastor Bonus" von Johannes Paul II. wieder regelmäßige Treffen aller Kurienchefs vorgesehen - ähnlich den Kabinettssitzungen einer staatlichen Regierung. Ob die stattfinden, hängt vom Papst ab. Franziskus selbst pflegte diese Form kollegialer Verwaltung bisher so gut wie nicht.
Roland Juchem, Kathpress
Die neue Kurienverfassung, veröffentlicht am Tag des von Franziskus hoch geschätzten heiligen Josef, hat in den fast neun Jahren ihrer Entstehung etliche Bearbeitungsrunden hinter sich. Entwürfe gingen in jeweils mindestes zwei Runden an Bischofskonferenzen, Ordensleitungen, Kurienbehörden und Kirchenrechtler. Von handwerklichen Mängeln in Entwürfen war die Rede. Einige seiner bisherigen Erlasse musste Franziskus nachjustieren.
Immerhin stellt Franziskus sich damit in die Reihe früherer Kurienreformer: Sixtus V. (1588), Pius X. (1908), Paul VI. (1967) und Johannes Paul II. (1988). Allein daran zeigt sich: Der Reformbedarf der Weltkirchenzentrale hat sich in den vergangenen 100 Jahren deutlich beschleunigt. Das dürfte nicht nur für die Kurie gelten.
Praedicate Evangelium (derzeit nur in italienischer Sprache)
Vatikan News: Die wichtigsten Punkte aus "Praedicate Evangelium"