Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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„Die Kirche strahlt viel aus, aber nicht enorm viel Charme; zumindest in Deutschland.“ Gleich bei seiner Eröffnung benennt Prof. Thomas Söding, Professor für das Neue Testament an der Ruhruniversität Bochum, ein Problemfeld der katholischen Kirche. Warum es nicht so sein müsste, führte er in weiterer Folge aus. Für ihn sind Charismen jedenfalls Geistesgaben, die Fähigkeiten und Verantwortungen mit sich bringen und die für andere einzusetzen seien, wie es der Apostel Paulus an die Christengemeinde in Korinth geschrieben hat. Ein Charisma mache einen Menschen zu einem Diener, zu einem „Werkzeug Gottes“, das, getragen zum Beispiel von den Charismen der Lehre und der Leitung, Menschen zu begeistern vermag.
Charismen sind laut Söding überall zu finden: „Für Paulus sind alle Gemeindemitglieder vom Geist inspiriert“, sagt er, „es gibt für alle mehr als genug Gnade in Form unterschiedlicher Gaben“. Heilen, Prophetie, das Wirken von Wundern, das Beherrschen verschiedener Sprachen, Bildung, Wissen und vieles mehr – all das diene keinesfalls der Selbstdarstellung, sondern sollen anderen Menschen nutzen. Der größte Nutzen im paulinischen Sinne sei die Vermittlung des Glaubens, der frohen Botschaft. Wichtig bei der Entwicklung der Gemeinde sei der richtige Einsatz dieser Geistesgaben und vier Faktoren: (1) Das Entdecken der Vielfalt und Fördern der Einheit, (2) das Stärken der Schwachen und Einbinden der Starken, (3) das Fördern von Zusammenarbeit bei gleichzeitigem Wertschätzen der Stärken Einzelner und (4) das Steigern der Charismen. All das führt zu einer Kirche als „Leib Christi“ – ein Leib mit vielen Gliedern, die alle notwendig und wichtig seien, damit der Leib funktioniert.
Auf 1Kor 12 und 13 verweisend meint der Theologe, dass alle Gaben nichtig sind gegen die Liebe. Deshalb funktioniere Barmherzigkeit auch nur mit Freude und nicht aus Routine oder Selbstdarstellung. Deshalb sei ein Dienst nur dann gut, wenn er nicht zur Herrschaft werde. Deshalb sei Prophetie nur glaubwürdig, wenn sie Brücken zwischen dem Glauben und der Gegenwart baue. Gerade bei der Prophetie verabschiedet sich Söding von den großen Propheten des Alten Testaments als Stimmen Gottes. Für ihn ist Prophetie heute eine „Herzenserkenntnis und die Fähigkeit, das anzusprechen, was den Menschen heilig ist“. Und auch beim Charisma des Heilens wählt er einen modernen Zugang. Während man Petrus noch zusprach, es werde geheilt, auf wen sein Schatten fällt, so reiche heute das intensive Bemühen um Einzelne, deren Unterstützung und Begleitung. Wer die Gabe hat, einzelnen zu helfen, diese wertzuschätzen, zuzuhören, mit Kunst zu begeistern und so für Einzelne heilsam sei, helfe dem ganzen Leib. Dieser Zugang hätte Paulus bestimmt gefallen.
Der alljährliche Bibeltag fand heuer am 27. Februar online statt; erstmals aufgrund der Corona-Maßnahmen. Rund 90 Bibelinteressierte folgten dem Hauptreferenten des Studientages, Univ.-Prof. Thomas Söding. Der Bochumer Exeget stelle in seinen Ausführungen ausgehend von Punkt sechs des Zukunftsbildes der Katholischen Kirche Steiermark „Wir freuen uns über die Vielfalt an Berufungen“ aktuelle Bezüge zu den Paulusbriefen her.
Am Nachmittag wurde das Thema in unterschiedlichen Workshops in Kleingruppen weiter vertieft. Prof. Söding nahm die paulinische Charismenlehre als Basis für die Zukunft der Kirche in den Blick. Die Frage, wie Paulus mit Konflikten umgegangen ist, widmete sich der Studienleiter der "Theologischen Kurse", Oliver Achilles. Barbara Krotil ging als Ehrenamtsentwicklerin auf Spurensuche nach unterstützenden Haltungen und Strukturen, um Berufungen zu entdecken und zu fördern. Die Vielfalt möglicher Lebensentwürfe in der Gemeinde bearbeitete der Linzer Referent des Bibelwerkes, Reinhard Stiksel. Bibelwerksdirektorin Elisabeth Birnbaum ging Gottes Geist im Alten Testament auf den Grund.
Der Vortrag von Prof. Söding ist unter diesem Link abrufbar: www.katholische-kirche-steiermark.at/youtube