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Die Politik muss aus kirchlicher Sicht Unternehmen und internationale Konzerne zur Einhaltung von Menschenrechten und zum Umweltschutz verpflichten. Das haben 110 katholische Bischöfe aus 30 Staaten in einem am Montag vom Weltdachverband katholischer Entwicklungsorganisationen (CIDSE) veröffentlichten gemeinsamen Appell gefordert. Die Corona-Krise biete die Chance, eine fairen Wandel in Gang zu setzen und einem neuen Wirtschaftssystem den Weg zu bahnen: Das "profitgetriebene System und die damit verbundene Wegwerfmentalität" müsse enden. Unterstützt wird das Dokument u.a. auch durch sechs Bischofs-Unterschriften aus Österreich.
"Mehr denn je muss heute die Erfüllung der Sorgfaltspflicht in Lieferketten verpflichtend sein, um unternehmerischen Missbrauch zu unterbinden und weltweite Solidarität zu gewährleisten", heißt es in dem Text, der zugleich die Staatengemeinschaft dazu aufruft, Menschenrechtsverletzungen und Umweltverbrechen von Konzernen durch verbindliche Rechtsvorschriften zu unterbinden. Die Kirchenvertreter fordern außerdem, die Corona-Krise als Chance für einen solidarischen und ökologischen Umbau der Wirtschaftsregeln zu nutzen. Das "profitgetriebene System und die damit verbundene Wegwerfmentalität" müssten enden.
Neuordnung von Prioritäten gefordert
So kritisieren die Bischöfe, dass zu viele Unternehmen und Konzerne Menschen und Umwelt ausbeuteten. Sie vermieden Steuern, die für Gemeinschaftsaufgaben wie Gesundheitswesen oder Bildungseinrichtungen nötig wären und seien mitschuldig an Menschenrechtsverletzungen wie Zwangs- und Kinderarbeit, heißt es in dem Appell. "Als Bischöfe fühlen wir uns moralisch und spirituell in der Pflicht, eine Neuordnung von Prioritäten für diese Krise und die Zeit danach anzumahnen."
Ein echtes Umdenken sei aber, so die Bischöfe, nur durch klare nationale und internationale Gesetze zu erreichen. "Durch Leitlinien und freiwillige Ansätze gelingt es nicht, Menschen und den Planeten vor Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen zu schützen." Zudem müssten alle Arbeitnehmer das Recht und die Chance erhalten, bei Gesetzesverstößen klagen zu können. Die Bischöfe verweisen etwa auf Landraub, die Ermordung von Menschenrechtsaktivisten, Kinder- und Zwangsarbeit, geschlechterspezifischer Gewalt sowie Umweltzerstörung und die Abholzung von Wäldern.
Aus Österreich haben die Bischöfe Werner Freistetter (Militärdiözese), Hermann Glettler (Innsbruck), Wilhelm Krautwaschl (Graz-Seckau), Ägidius Zsifkovics (Eisenstadt), Benno Elbs (Feldkirch) sowie der aus Vorarlberg stammende Bischof em. Erwin Kräutler den Aufruf unterzeichnet. "Es braucht internationale Gesetze, die Konzerne zu einem respektvollen Umgang mit Menschen und Umwelt verpflichten. Würde und Gerechtigkeit sind Fundamente des christlichen Weltbilds. Sie gelten auch für Wirtschaft und Politik", betonte in einem Statement dazu Bischof Freistetter.
Unterstützt wird der Appell auch von der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar sowie von der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO): "Es freut mich, dass so viele Bischöfe und Kardinäle gemeinsam die Stimme erheben und sich für eine Regulierung von Unternehmen einsetzen und so den Frauen und Männer zur Seite stehen, die ihr Leben dem Kampf für Menschen- und Umweltrechte verschrieben haben", so der Geschäftsführer der Dreikönigsaktion, Jakob Maierhofer-Wieser.
KOO-Geschäftsführerin Anja Appel verweist auf den weltkirchlichen Rang der Erklärung, der den Forderungen nach mehr globaler Solidarität zusätzlich Nachdruck verleihe: "Kirchenvertreter aus über 30 Ländern stehen hinter dieser Erklärung. Dadurch bekommt sie doppeltes Gewicht. Es zeigt wie wichtig es ist als Weltkirche gemeinsam Stellung zu beziehen. Kirche bezieht Standpunkt. Und dies klar auf der Seite der Armen und Unterdrückten."
Quelle: kathpress.at
Erklärung von 110 Bischöfen gegen Menschenrechtsverstöße durch Unternehmen und für weltweite Solidarität.