Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Wir haben uns zu einem zweifachen Fest versammelt. Einmal ist heute das Fest der Weihe unseres Kathedralkirche. Und damit die Erinnerung an den Tag, an dem Gott - wie es im Gabengebet der Kirchweihe heißt - sich dieses Haus zu eigen gemacht hat, weil es nunmehr ein Haus des Gebetes ist, wir selbst aber das Haus Gottes. Zudem wirst Du, Johannes, heute in besonderer Weise von IHM, unserem Gott, der uns im Auferstandenen vorangeht, herausgenommen, um unseren Gott mitten unter uns Menschen zu bezeugen. Es gibt sogar einen dritten Moment: Der Tod von Papst Franziskus, der Dich und mich zum Bischof ernannt hat, macht diesen Tag besonders. Papst Franziskus hat uns einen Auftrag mitgegeben - es ist gleichsam sein Testament. Nach dem Wunsch von Papst Franziskus sollen wir als Kirche gemeinsam voranschreiten, zwar mit unterschiedlichen Verantwortungen im Volk Gottes, aber eben alle miteinander; auf der Suche nach dem Willen Gottes. Dieses synodale, gemeinsame Unterwegssein bringt dem Volk jene Freude, von der das Evangelium berichtet. Das gemeinsame, freudige Unterwegssein mit Gott wird deutlich in Deinem Wahlspruch, den wir zuvor aus dem Buch Nehemia gehört haben: "Die Freude am HERRN ist eure Stärke".
2. In der heute verkündeten Botschaft aus dem Alten Testament wird den Menschen das Wort Gottes verkündet - es beschreibt die Zeit des Wiederaufbaus des Tempels von Jerusalem, nach der Zeit des Babylonischen Exils. Dort, wo Menschen dem Wort Gottes begegnen, ist Freude. Du, Johannes, kannst das sicher bestätigen - und hast Dein Wirken als Priester und auch als Bischof unter diese Freude gestellt. Wer Dich kennt, weiß, dass Du jemand bist, der diese Freude und aus dieser Freude lebt. Ja, es geht darum, das Evangelium den Menschen zu verkünden. Und damit Christus, für den Du einstehst. Und das mitten in einer Welt, die - so scheint es - auseinanderstrebt, statt das gemeinsame Haus aller Menschen zu sein. Und das inmitten einer Kirche, die hin- und hergerissen wird zwischen dem, was es zu bewahren gilt und dem, was für die Kirche im selben Maß gilt, nämlich sich beständig auf die Menschen hin zu öffnen. Ich bin sicher: Damals in Jerusalem, wie auch heute in unseren Tagen, trifft das Wort Gottes auf unterschiedliche Ohren, weil die Wege der Menschen - auch im Glauben und erst recht in und mit der Kirche - so unterschiedlich sind. Als Bischof wirst Du hier hinein gesendet, um gemeinsam mit den Menschen nach Wegen zu suchen. Nach Wegen, um inmitten von allem, das uns bedrängt, die eigentliche Ausrichtung nicht zu verlieren: Den auferstandenen Christus, der als der Herr über Zeit und Ewigkeit mit uns geht. Beim Weisen dieses Weges lebst Du genau das, was der Verfasser der 2. Lesung aus dem ersten Petrusbrief den Christinnen und Christen in den ersten Jahrzehnten unserer Kirche zuruft:
3. "Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen!" In Deinem bisherigen Leben hast Du sicher einige Erfahrungen dieser Art gemacht. Damit meine ich nicht Dein - aus welchen Gründen auch immer - eingesperrt Sein als kleines Kind in einer Kapelle. Ich meine auch nicht Deinen ersten, bewussten Kontakt mit der Frage, ob der Priesterberuf fürDich etwas wäre. Weil dann könntest Du wie der damalige Dechant in Lind bei Zeltweg mit dem Hund durchs Dorf spazieren gehen. Nein, ich bin mir sicher, dass Du Begebenheiten erzählen kannst aus dem Leben in Deiner Jugendpfarre, wo Du ein lebendiges Christseins erfahren hat. Ähnlich dem "frischen" Erlebnis, als Du mit der Nachricht, Bischof zu werden, zu Deinen Eltern gekommen bist, und diese gerade gemeinsam den Rosenkranz gebetet haben. Auch Deine wissenschaftlichen Arbeiten - nicht nur in der Theologie wohlgemerkt - über das gute Miteinander in mehreren Pfarren machen sichtbar und deutlich, dass Gottes Haus aus lebendigen Steinen erbaut ist. Heute am Weihetag unserer Domkirche wird dies deutlich - durch unzählige Menschen, die mit Dir als Wegbegleiter, als Brüder im geistlichen Dienst, als Freunde, Bekannte und Verwandte oder auch über die modernen Medien feiern: Unsere Lebensberufung als Getaufte ist es, Gott als den Spender allen Lebens, als Eckstein anzuerkennen und uns ihm anzuvertrauen! Christsein ist nicht Erinnern und Einmahnen moralischer Vorschriften. Die Kirche lebt zunächst und zutiefst von Menschen, die erkennen, dass sie von Gott her kommen und auf ihn hin leben. Was der persönliche Alltag, die Ausrichtung auf den Ewigen deutlich macht bzw. machen soll, ist erst die Konsequenz daraus, von Gottes Liebe eingehüllt zu sein.
4. Genau davon spricht Dein Namenspatron, der hl. Johannes. Von ihm haben wir zuvor im Evangelium gehört, wie er die frohe Botschaft des Sohnes Gottes in eine aufgeregte Gesellschaft, die damals viel gelitten hat, hinein verkündete. "Was sollen wir tun?", fragte man ihn. Und auch heute könnte man fragen: "Was sollen wir tun?" - angesichts all dessen, was sich vor unseren Augen abspielt und das vielen Sorgen macht. "Was sollen wir tun?" - angesichts aller Aufgeregtheiten, die den Anschein erwecken, es gäbe keinen "normalen" Alltag mehr, sondern nur mehr hyper- und super- und "überdrüber". Jene, die um Gott wissen, kennen als "Pilger der Hoffnung" die Lösung: Es geht darum, im Alltag demütig voranzuschreiten, mit den Armen zu teilen, nicht korrupt auf Kosten anderer zu leben oder Macht über die, die neben mir sind, auszuüben. - Die Erwartungen an jene, die Verantwortung als Hirte tragen, sind "nicht ohne", um mit den Anvertrauten einen guten Weg zu gehen: Die demographische Entwicklung hierzulande ist alles andere als befriedigend. Das uns gewohnte Leben ohne Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen - und teilweise anderen Konfessionen und Religionen angehören, aber auch aus anderen Kulturkreisen stammen - ja, unser gewohntes Leben ist ohne diese nicht möglich. Die Art und Weise, wie wir in der westlichen Welt unser Leben gestalten, ist eine belastende für unser gemeinsames Haus im Heute und erst recht für nachfolgende Generationen. Fragen rund um die - auch persönliche - Zukunft und damit das Morgen martern nicht nur jene, die Arbeit suchen, sondern auch jene, die Arbeit geben. Das Miteinander in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen ist angespannt und auch im zwischenmenschlichen Bereich komplizierter, als wir es uns wünschen ... Vieles könnte hier noch benannt werden. Zu genau diesen Menschen, mit diesen Freuden und Sorgen, Hoffnungen und Ängsten, bist du nun als Bischof, der mir und dem Leben in dieser Diözese zur Seite steht, gesendet. Weil wir alle gerufen sind, Gottes Melodie in uns aufzunehmen, um unser Zukunftsbild und damit auch die jüngst zu Ende gegangene Diözesankonferenz in Erinnerung zu rufen, heißt es, mit den Menschen zu gehen. Unser Vorbild und Ziel ist Gott, der als Jesus einer von uns war und bei uns ist bis zum Ende der Welt. Aus dieser Freude zu leben und diese zu verkünden, möge Dir und uns allen geschenkt sein.
Der Artikel über die Weihe auf der Homepage der Diözese mit weiteren interessanten links.