Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Die Österreichischen Bischöfe trafen sich zur Herbsttagung 2025 im Wiener Bildungshaus am Spiegeln. Am Programm standen die Themen Nächstenliebe als Grundauftrag der Kirche, der um sich greifende Antisemitismus, die Solidarität mit der armenischen Kirche und die synodale und missionarische Seite der katholischen Kirche.
"Die Armen gehören zur Mitte der Kirche" - Diesen christlichen Grundauftrag hat Papst Leo XIV. mit seinem Lehrschreiben "Dilexi te - Über die Liebe zu den Armen" betont. In Österreich sei der Grundwasserspiegel von Solidarität und Nächstenliebe weiterhin sehr hoch. Die neun diözesanen Caritas-Organisationen bilden zusammen mit der Pfarrcaritas und anderen kirchlich-karitativen Initiativen ein dichtes und hochprofessionelles Netz der Hilfe in Österreich und darüber hinaus.
Jedoch müsse allen, die sich für eine sozial gerechte und solidarische Gesellschaft einsetzen, zu denken geben, wenn der Papst Entwicklungen kritisiere, wonach "praktizierte Nächstenliebe verachtet oder lächerlich gemacht wird". Leider haben derartige Tendenzen auch in Österreich zugenommen. "Wir Bischöfe warnen vor Methoden, die das Vertrauen in die tätige Nächstenliebe und Hilfswerke systematisch untergraben und Menschen gegeneinander aufbringen wollen. Hilfsorganisationen wie die Caritas erbringen im Auftrag der Öffentlichen Hand wertvolle Leistungen für die Allgemeinheit. Der Sozialstaat in Österreich müsse stark bleiben", fordern die Bischöfe.
Mit der Konzilserklärung "Nostra Aetate" ("In unserer Zeit") habe die Katholische Kirche vor 60 Jahren erstmals ein offizielles Dokument beschlossen, in dem das Verhältnis zu den nicht-christlichen Religionen neu gedacht wurde. Die Erklärung betone das Verbindende mit den anderen Religionen, ohne den eigenen Wahrheitsanspruch zu schmälern. Von zentraler Bedeutung sei die Verurteilung des Antisemitismus und Antijudaismus verbunden mit einem Schuldeingeständnis der Kirche.
Österreich gedenke in diesen Tagen der Novemberpogrome vor 87 Jahren; eines der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte. Die Pogromnacht war aber nur ein Vorbote für die bis heute unfassbare Abgründigkeit der Shoah. Dass Antisemitismus und Antijudaismus auch heute noch nicht überwunden sind, zeige die hohe Zahl an antisemitischen Vorfällen und Übergriffen auch in Österreich. "Wir Bischöfe hoffen und beten, dass der brüchige Waffenstillstand endlich zu einem gerechten Frieden für alle Menschen im Heiligen Land führen wird", so die Bischofskonferenz, "vor allem in den Sozialen Medien tobt noch immer ein hasserfüllter Krieg der Bilder und Worte, der den Antisemitismus hemmungslos befeuert. Die Gesellschaft darf solche antisemitischen Bilder, Worte und Taten nicht hinnehmen, und wir Bischöfe verurteilen sie auf das Schärfste". In Österreich müsse das friedliche und freie Leben für Menschen jedweder Religion oder Überzeugung gewährleistet sein.
Bei der Vollversammlung der Bischofskonferenz kam es zu einem Treffen mit Vertretern der Armenisch-apostolischen Kirche, der Syrisch-orthodoxen Kirche und der Koptisch-orthodoxen Kirche. Im Zentrum der Gespräche stand die Situation der drei Kirchen und ihrer Gläubigen in Österreich, aber auch in den Herkunftsländern. Dabei ging es vor allem um die kirchliche Lage in Armenien, das als das älteste christliche Land der Welt gilt. Sehr präsent ist dort die tragische Situation der rund 120.000 Armenier, die vor zwei Jahren aus Berg-Karabach vertrieben wurden und ihre Heimat verloren haben. In Berg-Karabach werden unterdessen Kirchen, Klöster und Friedhöfe systematisch zerstört, um das armenische Christentum und alles, was daran erinnert, auszulöschen.
So wie der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich verfolgt die katholische Bischofskonferenz mit großer Sorge den wachsenden Druck der Regierung auf die Kirche in Armenien. Inzwischen sind dort insgesamt zwei Erzbischöfe (Mikael Ajapahyan und Bagrat Galstanyan), ein Bischof (Mkrtich Proshyan) sowie ein Gemeindepfarrer (Garegin Arsenyan) verhaftet und teilweise verurteilt worden. "Wir sind besorgt, dass dieses Vorgehen mit Grundsätzen von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten nicht vereinbar ist", so die österreichischen Bischöfe, "wir stehen im Gebet und in geschwisterlicher Solidarität an der Seite unserer armenischen Schwestern und Brüder und bitten Gott um Kraft, Trost und Weisheit in dieser schweren Zeit. Gemeinsam beten wir für die baldige Freilassung der inhaftierten Bischöfe, des Pfarrers und aller betroffenen Geistlichen sowie für Frieden, Einheit und Gerechtigkeit in Armenien".
Ein nüchterner Blick zeige, dass die über Jahrhunderte fast selbstverständliche Zugehörigkeit zur "Volkskirche" in Österreich erodiert. Nach wie vor trage das dichte Netz von Pfarren, die eine spirituelle Nahversorgung bieten und zum sozialen Zusammenhalt beitragen. Unbestritten gibt es ein schleichendes Verdunsten des Glaubenswissens und ein Abnehmen traditioneller Glaubenspraxis. Aber gleichzeitig zeige sich eine neue, unerwartete Nachfrage nach einem Weg zum Christsein: 179 Erwachsenentaufen nur in der Erzdiözese Wien heuer zu Ostern seien ein Beleg dafür. Die allermeisten katholischen Kinder und Jugendlichen besuchen den Religionsunterricht. Lebendige Traditionen entlang des Kirchenjahres bieten vielen Menschen Heimat, und die Kirche wird als Trägerin von Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und sozial-karitativen Einrichtungen geschätzt.
Das alles biete Ansatzpunkte für eine synodale und missionarische Kirche, die den unterschiedlichen Lebenswelten der Menschen nahe sein will. Die Aktion "Denk Dich Neu" sucht auf kreative Art und Weise den Kontakt mit jungen Menschen - u.a. durch die gut angenommene Festivalseelsorge. Gastfreundliche "Alpha"-Glaubenskurse, die in London entwickelt wurden, gibt es in fast allen Diözesen. In der Wiener Akademie für Dialog und Evangelisation werden "Mission Possible"-Kurse angeboten, die zu einem zeitgemäßen Glauben befähigen. Die Initiative "Österreich der runden und eckigen Tische" will den Dialog und die Begegnung zwischen Andersdenkenden fördern. Alles Beispiele für ein synodal-missionarisches Bewusstsein, das nun gepflegt werden müsse.
Quelle: Kathpress