Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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„Sie lehrte mich, den Menschen zu „lesen“, schreibt Daniela Bauer über Sr. Evelynes Tätigkeit in der Telefonseelsorge. Dieser Satz fasst viele Erinnerungen zusammen, die wie ein bunter Blumenstrauß über dem Leben von Sr. Evelyne und ihrem reichen Wirken in der Diözese Graz-Seckau stehen soll. Sr. Evelyne hat unzählige Menschen in der Steiermark in ihrer Spiritualität geprägt, begleitet und beraten, sodass der Dank für ihr Leben sowie die Betroffenheit über ihren Tod am Mittwoch, den 22.3.2023, riesengroß sind.
Sr. Evelyne Ender wurde am 06.08.1951 in Götzis, Vorarlberg, geboren und legte am 20.01.1991 ihre Ordensprofess in der Gesellschaft der Ordensfrauen vom Heiligsten Herzen Jesu, Sacré-Coeur, ab, war von 1986-2003 Mitarbeiterin in der Diözesanen Jugendstelle und danach als Geistliche Begleiterin bis 2009 in der Personalentwicklung der Diözese Graz-Seckau tätig.
Erich Hohl, Vizedirektor der Steirischen Caritas schreibt: „Ich habe Sr. Evelyne während meiner Studienzeit als ehrenamtlicher Verantwortlicher in der kirchlichen Jugendarbeit als „ungewöhnliche Ordensfrau“ erlebt. Sie hatte ein offenes Ohr sowohl für junge Menschen als auch für die Mitarbeiter:innen und war damit vielen in der spirituellen und menschlichen Entwicklung eine treue Begleiterin.“
Generationen von Jugendlichen trafen sich bei den beliebten Jugendgottesdiensten rund um SR. Evelyne immer mittwochs im Sacre Coeur.
„Diesen Spruch habe ich vor 13 Jahren von Sr. Evelyne in meiner Ausbildung zur ehrenamtlichen Telefonseelsorgerin bekommen. Er drückt alles aus, woran ich mich und auch meine Kolleg:innen sich erinnern: immer in Liebe auf den Menschen schauen, den Menschen, der von Beginn weg ein (von Gott) geliebter Mensch ist, auch wenn wir Menschen nicht immer korrekt handeln. Den Menschen trotzdem zu achten und dabei nicht alles gutheißen zu müssen“, erinnert sich Daniela Bauer.
Sr. Evelyne war bis zuletzt als Supervisorin und Ausbildnerin in der Telefonseelsorge eine begehrte Begleiterin. Von ihr lernte man: „Es gibt nie nur eine Alternative, es gibt immer noch eine 3. und 4. Möglichkeit.“
Viele Generationen von Seelsorger:innen unserer Diözese erlebten Sr. Evelyne als Ausbildnerin im Exerzitienreferat sowie in der Berufsbegleitung in den ersten Dienstjahren.
Norbert Glaser, damals Spiritual im Priesterseminar und Leiter des Exerzitienreferates, erzählt: „Bei den Ausbildungskursen „Seelsorgliches Gespräch“ und „Geistliche Begleitung“ war Sr. Evelyne immer mit all ihrer Energie gegenwärtig. Sie hatte einen sehr realistischen Blick auf die Lebenswirklichkeit von Jugendlichen, Frauen und Männern in der heutigen Zeit, ein gutes Gespür für Gruppen und den Blick auf den Punkt, auf den es bei jedem einzelnen ankommt. Evelyne hatte für jede Situation ein Ritual auf Lager, das genau passte. Dadurch vermittelte sie eine Sicherheit, die intensive persönliche Prozesse möglich machte.“
Das Bildungsforum Mariatrost schaut dankbar auf viele Jahre der Begleitung unterschiedlichster Seminare und auf intensive Begegnungen mit Sr. Evelyne Ender im Bildungshaus und im Bildungsforum Mariatrost zurück: „25 Jahre lang und noch bis einige Tage vor ihrem Tod bestärkte Sr. Evelyne Generationen von Frauen im beliebten ‚Frauentreff‘ in ihrem Selbstwert und begleitete ihre spirituelle Suche“, so die pädagogische Leiterin Kathrin Karloff. „Die enge Verbundenheit mit dem Team war auch der Grund, Sr. Evelyne 2019 um das Abschiedsritual zu bitten, als das Bildungshaus in Mariatrost seine Türen schloss und in das Bildungsforum Mariatrost in der Bürgergasse 2 überführt wurde. Mit unumstößlichen Gottvertrauen, bewundernswerter Stärke und ihrem unerschütterlichen Lebenswillen machte Sr. Evelyne unzähligen Menschen – insbesondere auch während der Pandemie – Mut, immer wieder zuversichtlich nach vorne zu blicken.“
Als Exerzitienleiterin war Sr. Evelyne bis zuletzt besonders im Haus der Frauen und im Haus der Stille tätig. Weit über die kirchlichen Grenzen hinaus wirkte Schwester Evelyne als Lebens- und Sozialberaterin sowie auch als Ausbildnerin in der Steirische Gesellschaft für Lebens- und Sozialberatung (SteiGLS).
„Liebevolle Verantwortung und die stets interessierte Frage an die Schwestern: „Wie geht es dir?“, selbst als es dir selber schon schlecht ging, so durften wir dich, liebe Evelyne, erleben. Du hast die Liebe Jesu in vielfältiger Weise gelebt und weitergegeben, so wie es dem Charisma unseres Ordens entspricht. „Es ist, was es ist“, und „Ich gehe Schritt für Schritt“, diese Worte hast du uns mitgegeben, und nicht bloß als Worte, sondern als bis zum letzten Atemzug gelebte Praxis.
Die Zugehörigkeit zum Orden, zur Provinz und zu unserer Gemeinschaft war dir immer sehr wichtig, und umgekehrt war es genauso. Du hast wirklich gelebt, was du in deinen Ordensgelübden versprochen hast. Du wirst uns unendlich fehlen, aber wir glauben an Freude und Leben für dich! Bis zum Wiedersehen in einer neuen Wirklichkeit, liebe Evelyne!“
Nicht zuletzt wurde Sr. Evelyne als Karate-Trainerin berühmt, als sie als die Ordensschwester mit dem schwarzen Gürtel medial in Erscheinung trat.
Sr. Evelyne war für uns eine „große“ Frau mit einem weiten weiblichen Gottesbild. Sie war eine zutiefst spirituelle Frau und hat in allen ihren persönlichen Begegnungen Menschen ermutigt, aus dieser göttlichen Kraft ihr Leben zu gestalten. Innerhalb der Kirche war sie eine Kämpferin für Gleichwertigkeit und Transparenz, was nicht immer Gefallen fand.
Wir haben sie erlebt als eine sehr empathische, liebenswerte Frau, die sich den Menschen in voller Aufmerksamkeit zugewandt hat. Mit ihren klaren, ehrlichen Worten hat sie Probleme auf den Punkt gebracht und geholfen sich der eigenen Kraft und Stärke bewusst zu werden.
Menschen, die sie seelsorglich und therapeutisch begleitet hat, bei Exerzitien, bei spirituellen Krafttagen, bei Frauentreffs hat sie in ihrem Selbstwert und ihrer Selbstfürsorge bestärkt. Ja, sie hat ermächtigt kränkende Lebenssituationen zu verändern.
Wir verabschieden uns von Sr. Evelyne mit einer großen Dankbarkeit für viele Begegnungen, gemeinsame Stunden im Haus der Frauen wo wir auch in manchen Momenten miteinander geweint und gelacht haben.
Anna Pfleger
Zum „großen Strauß der Dankbarkeit“ dazugelegt…
Sr. Evelyne, die Geistliche-Karate-Do-Schwester mit dem Schwarzen Gürtel ist am Ende ihres irdischen Lebens angelangt. Karate-Do, die friedliche Kampfkunst von Sr. Evelyne im Ringen mit ihrer wiedererwachten Krebserkrankung und mit „Bruder Tod“ zu einem Ende gebracht.
Karate-Do: „Der Weg der leeren Hand“ von dem es heißt „er beginnt mit Respekt und endet mit Achtung“. Ja, Hochachtung und eine tiefe Verneigung vor dir und deinem Lebens- und Glaubensweg, darf ich dir, liebe Sr. Evelyne, in meinem persönlichen Namen und gleichzeitig auch im Namen der Gemeinschaft und dem Vereinsvorstand vom Haus der Stille aussprechen.
Einige Jahre hast auch du dich als Vorstandsmitglied um das Haus der Stille mitgesorgt und viele Jahrzehnte als Exerzitienbegleiterin eine große Anzahl von spirituell Suchenden auf ihrem Lebens- und Glaubensweg mit einem „weltoffenen und menschenfreundlichen Sacre-Coeur-Herzen“ begleitet. Als Lehrmeisterin durfte auch ich im Haus-der-Stille angebotenem Ausbildungslehrgang zur Geistlichen Begleitung dein Schüler sein.
Noch wenige Wochen vor deinem „Hinübergehen“ hast du dich als Teilnehmerin zu einem Kurs bei uns angemeldet. Der Titel „Und er tanzte aus dem Grab“ - Österliche Tänze und ihre biblischen Geschichten. Geleitet von Eva Böhm und deinem geistlichen Freund Wilhelm Bruners. Und ich zitiere aus der Kursbeschreibung: Die Osterbotschaft leiblich und geistlich erfahren: So wie sich Jesus aus dem Grab befreien ließ, ER wurde auferweckt, so wollen wir uns gegenseitig helfen, als „Auferweckte“ den „Knast“ selbstgeschaufelter Gräber tanzend und meditierend zu verlassen.
Ja, liebe Sr. Evelyne, jetzt tanzt du wohl deinen österlichen Tanz schon im Licht der Auferstehung!
Dorothe Sölle, die auch bei uns im Haus als Referentin zu Gast war, hat einmal geschrieben: „Am Ende der Suche und der Frage nach Gott steht keine Antwort sondern eine Umarmung“.
Sei auch von uns allen nochmals fest umarmt. Danke für dein Wirken im und für das Haus der Stille!
Pace e bene. Pax et bonum.
Otto Feldbaumer
Dr. Günther Bitzer-Gavornik, Psychotherapeut, Lebensberater und Karate-Do-Lehrer erinnert sich mit großer Betroffenheit und Trauer in diesen Tagen an viele Erlebnisse mit Sr. Evelyne Ender in den letzten 4 Jahrzehnten:
„Anfangs durfte ich sie längere Zeit psychotherapeutisch bei der Bewältigung ihrer Krebserkrankung begleiten, dann in der Beratungsausbildung. Aus der Schülerin wurde eine Kollegin in der Lebens- und Sozialberatung, später eine kompetente Ausbildnerin und bis 2021 eine der Säulen an meiner Akademie für Lebens- und Sozialberatung/Psychosoziale Beratung (SteiGLS).
Sr. Evelyne war für mich eine kompetente, professionelle Begleiterin, darüber hinaus waren wir bis zuletzt persönlich verbunden, wofür ich sehr dankbar bin. Neben vielem anderen wird mir einer ihrer charakteristischen Sätze in Erinnerung bleiben: “
Liebe Sr. Evelyne, wir bringen einen großen Blumenstrauß an Dankbarkeit, an wunderbaren Erlebnissen und wertvollen Stunden mit dir. Möge der menschenfreundliche Gott, den du so vielen verkündet hast, dich jetzt liebevoll bei sich aufnehmen. Danke!
Das kirchliche Begräbnis für Sr. Evelyne Ender rscj findet am 4. April um 12:00 Uhr in der Pfarrkirche St. Leonhard statt. Ab 11:00 Uhr gibt es die Möglichkeit, sich persönlich zu verabschieden.