Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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In seinem Impuls zur Eröffnung der 62. Pfarrerwoche auf Schloss Seggau betonte Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl vor allem das Miteinander aller Verantwortungstragenden in der Diözese, das uns in einer immer komplexer werdenden Welt stärken könne. Deutlich werde das vor allem auch durch die im Rahmen des 800-Jahr-Jubiläums der Diözese gemachte Zusage „Du bist nicht allein“.
Wir befänden uns in einem Zeitalter radikaler Ungewissheit und Verunsicherung, in der Abgrenzungstendenzen und Nationalismen erstarken und Auseinandersetzungen an Härte zu nehmen: Es werde immer schwerer, Brücken zu schlagen, was nicht zuletzt auch in der Politik deutlich werde. Flucht- und Migrationsbewegungen würden nicht aufhören, solange die „fundamentalen Ungerechtigkeiten in unserem gemeinsamen Haus nicht von ihren Wurzeln angegangen werden. Angesichts der Klimakrise bedürfe es rascher und umfassender Maßnahmen, um die uns anvertraute Schöpfung auch für kommende Generationen lebenswert zu erhalten.
Viele Krisenherde unterstrichen das Bild der Zerrissenheit der Welt, insbesondere auch Christen seien in vielen Ländern in einer bedrängten Situation. Aber auch die digitale Welt stellt eine Herausforderung dar: Es werde immer schwieriger, sich zu orientieren.
Die zunehmende Verunsicherung mache sich aber nicht nur in der Welt, sondern auch in der Kirche im Großen wie im Kleinen breit, so Krautwaschl weiter: Unterschiedliche Blickwinkel innerhalb der Katholischen Kirche wurden anlässlich der Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens „Amoris Laetitia“ deutlich, auch die bevorstehende Amazonien-Synode berge Konfliktpotential. Auch bei anderen Themen stünden sich unterschiedliche „Lager“ gegenüber, es stehe nicht mehr das „Zueinander im Blickwinkel, sondern die eigene Selbstbehauptung und die Abkanzelung anderer.“
Zu innerkirchlichen Querelen kämen auch noch fordernde Krisen dazu, wie die komplexe Situation in der Diözese Gurk, Missbrauch, die steigende Zahl der Kirchenaustritte und die fortschreitende Säkularisierung.
Auch er selbst werde oft gefragt, wie er mit diesen Herausforderungen umgehe, so der Bischof; der Ort der Erlösung sei dabei am Kreuz zu suchen. Nur in der vollen Annahme des Scheiterns erweisen wir uns als jene, die ihre Hoffnung auf das „Mitsein“ Gottes setzen. Auch die Geschichte der Emmaus-Jünger, die aufgrund der Erkenntnis „ER ist mit uns“ ermutigt zurück an jenen Ort liefen, an dem der Verrat passierte, soll uns daran erinnern, dass es unsere Aufgabe ist, „den Auferstandenen der Welt als einen, der sichtbar und erfahrbar ist, als einen, der da ist, zu schenken.“
Als „Kirche von Graz-Seckau“ sollten wir aus der Fülle dessen, was Glaube ausmacht schöpfen und in diese Welt hineintragen. Davon sei auch das Zukunftsbild geprägt. Schritte in diese Richtung seien zum Thema Weltkirche die neue Diözesanpartnerschaft mit der Diözese Bom Jesus da Lapa in Brasilien. In den Regionen müsse es verstärkt darum gehen, „Andockstellen“ für Menschen zu sehen und uns dort zu engagieren, wo die Menschen sind. Wichtig dabei sei vor allem auch das aufmerksame Hören, ehe wir überlegen und antworten.
Die „Freude des Evangeliums“ sei es, die ihn selbst inmitten aller Unwägbarkeiten aufrechterhalte. „Schritte, diese Freude zu leben und mit anderen zu teilen, kann jeder und jede in diesem Raum setzen“, so der Bischof. Die „Jahre der Bibel“ böten einen Weg, Suchende in den Glauben einzuführen. Auch die Berufungspastoral müsse wieder zu einem spezifischen und tiefergehenden Anliegen werden. „Nutzen wir die Quellen unseres Glaubens und wenden wir uns ihnen verstärkt zu!“ Der Bischof forderte auch dazu auf, Papst Franziskus‘ neue Haltung, Kirche zu leben, ernst zu nehmen und zu leben.
„Einfache Lösungen gibt es nicht“, so Krautwaschl abschließend. Mit den Reformprozessen haben wir uns auf den Weg gemacht, man müsse jetzt die nächsten Schritte suchen und diese mutig zu setzen.
Die Identität des Priesters, vor allem hinsichtlich der Seelsorgeraums-Transformation, war das Thema des Vortrages von Pfarrer Andreas Monschein, Vorsitzender des Arbeitsausschusses im Priesterrat. Verlorene Klarheit im Spektrum zwischen Willkür und Überheblichkeit, Konkurrenz-Denken zwischen unterschiedlichen kirchlichen Angeboten und fehlende Klärungen zwischen Priestern und Laien sieht er als dringlichste Fragenstellungen des Priesterseins.
Das wichtigste sei es, hinauszugehen und Beziehung zu allen Menschen - egal wie sie zur Kirche stehen - zu leben. "Die Gläubigen von heute sehnen sich nach wie vor nach dem Heiligen und Mystischen und immer noch steht der Priester exemplarisch für diese Verbindung mit Gott". Einen großen Appell an die Verantwortlichen richtete er hinsichtlich der Seelsorgeraumsentwicklung: Wenn die Entwicklungen nicht helfen, die Seelsorgerinnen und Seelsorger an der Basis freizuspielen für die Menschen vor Ort, "können wir all unsere Prozesse in die Tonne treten. Wir müssen alle Kräfte anstrengen, um die Beine wieder auf den Boden der Pfarren und in den Staub und Schmutz des Alltags zu bringen".
Wichtig sei es ebenso, das Miteinander sowie den Austausch und den liebevollen Blick aufeinander zu stärken, zwischen Priestern und auch in der Zusammenarbeit mit haupt- und ehrenamtlichen Laien.
Monschein betonte auch die Notwendigkeit, als Priester Beziehung zu den Menschen aufzubauen, "wo immer wir sind. Nutzen wir unsere Talente und Hobbies, um vielleicht ganz neue Menschen zu erreichen" - sei es beim Klettern, auf dem Motorrad oder beim Opernbesuch. "Je vielfältiger wir sind, desto mehr Menschen sprechen wir an".
Doch auch die intensivste Anstrengung brauche Ruhezeiten, meinte Monschein auch in Richtung Bischof und Generalvikar: "Bitte gönnen wir uns auch den freien Tag, ohne schief angeschaut zu werden."
16. bis 19. September, Schloss Seggau
Auf dem Programm stehen nach der eingehenden Beschäftigung mit den neuen Seelsorgeräumen (Montag) ein Vortrag der ehemaligen deutschen Bundesministerin für Bildung und Forschung Anette Schavan unter dem Titel "Europa - Quo Vadis?" (Dienstag), die katholische Soziallehre (Mittwoch) und die neuen Ressorts im Ordinariat (Donnerstag).