Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. In den steirischen Pfarren leben ca. 1,246.395 Menschen, 771.201 davon sind KatholikInnen. Mehr zur Diözese
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Die Frühjahresvollversammlung 2023 der Österreichischen Bischofskonferenz - diesmal im Stift Seitenstetten - ist zu Ende. Erzbischof Franz Lackner, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, sieht bei möglichen Kirchenreformen den Prozess des "Unterscheidens", bevor man dann auf weltkirchlicher Ebene zu Entscheidungen kommt, noch nicht abgeschlossen. Fragen wie jene der Zölibatsverpflichtung, Segnungen von homosexuellen Paaren oder der Frauendiakonat seien sowohl bei der Europäischen Kontinentalversammlung in Prag als auch bei der dieswöchigen Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Seitenstetten (NÖ) behandelt worden. Bei der zweiteiligen Weltbischofssynode im Oktober 2023 und 2024 in Rom würden wohl Klärungen erfolgen, sagte Lackner zum Abschluss der Bischofsversammlung.
Der Salzburger Erzbischof wiederholte zum Synodalen Prozess seine mehrfach geäußerte Positionierung, die Ortskirchen seien stets "ergänzungsbedürftig" gegenüber der Weltkirche, umgekehrt müsse aber auch diese "anschlussfähig" gegenüber den Ortskirchen bleiben. Die Kirche sei hier noch "auf dem Weg". Den Synodalen Prozess verstehe er "als Zufluss zum großen und weiten Strom des Glaubens". Die Bischöfe hätten darauf zu achten, dass bei Veränderungen des Flussbettes oder gar bei einer Stilllegung der Quelle "Brüche" verhindert werden.
Zugleich habe er in Prag und auch davor beim Ad-limina-Besuch der Bischöfe in Rom sein Versprechen eingelöst, alles zur Sprache zu bringen, was an Themen und Veränderungswünschen beim Synodalen Prozess zutage trete: "Als Bischof werde ich alles sagen, aber nicht alles vertreten." Bei der Nachfrage nach der zuletzt vom deutschen Synodalen Weg befürworteten Weihe von Frauen zu Diakoninnen gab sich der Bischofskonferenz-Vorsitzende zurückhaltend: Er "sehe dieses Thema nicht kommen". Zu Homosexuellensegnungen erinnerte Lackner an das diesbezügliche, vom Papst unterstützte Veto der vatikanischen Glaubenskongregation. Papst Franziskus habe aber das "pastorale Feld" sehr weit geöffnet - es gelte, den Betroffenen so weit wie möglich entgegenzugehen und sie als Gläubige ernst zu nehmen.
Auch bezüglich einer Öffnung beim Zugang zum Priesteramt zeigte sich Lackner vorsichtig: Der Papst habe zuletzt gemeint, zu Änderungen beim Zölibat werde es wohl nicht zu seinen Lebzeiten kommen. Die Kirche sei ein "organisches Gebilde", sagte Lackner, das "dorthin wachsen" müsse, bevor ein Kurswechsel erfolgen können. Zur Haltung der österreichischen Bischöfe zu einer Aufhebung des Pflichtzölibats resümierte Lackner: "Es ist niemand radikal dagegen, und es schreit niemand, es muss morgen kommen."
Auf die Frage nach der Anschlussfähigkeit der Kirche an die Gesellschaft mit ihren teils sehr anderen Gewichtungen antwortete der Erzbischof: Zu beachten sei für die Kirche nicht nur, wo sie "entsprechen" könne, sondern auch: "Was können wir geben, was in der Gesellschaft zu kurz kommt?" Lackner sprach sich aber auch für einen "positiven Begriff von Säkularität" aus - im Sinne von: Auch dort findet sich Gutes, das es wert sei, aufgegriffen zu werden.
Synodalität als hohes Gut der Kirche könne auch auf ortskirchlicher Ebene hochgehalten werden. Lackner erwähnte dazu die Diözesanräte als eines der wichtigen Gremien - neben Priesterrat und Konsistorium -, auf die sich ein Bischof stützen könne.
Bischof Wilhelm predigte am 16. März im Rahmen der Bischofskonferenz über das Zuhören und Wertschätzen. "Die Kultur des Hörens und miteinander Redens bedarf auf allen Ebenen der Gesellschaft und der Kirche einer Verbesserung und mitunter Haltungsänderung", so Bischof Wilhelm Krautwaschl beim morgendlichen Gottesdienst am Donnerstag, 16. März 2023, im Rahmen der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz im niederösterreichischen Seitenstetten. Die Österliche Bußzeit sei Einladung dazu, aus Sorge um das Wohlergehen aller "Parteiungen aufzubrechen, Teilwahrheiten zu überwinden und aufeinander zuzugehen". Nur von sich selbst überzeugt zu sein, "bringt uns nicht zueinander", warnte der Bischof in seiner Predigt. Allzu "reizvoll" sei es oft, "andere vorzuführen und kein gutes Wort an ihnen zu lassen".
Krautwaschl zeigte sich überzeugt, dass das, was Papst Franziskus mit Synodalität - also die Bereitschaft, bei Entscheidungsfindungen die Sichtweise anderer ernst zu nehmen und eigene Standpunkte zu hinterfragen - als Wesensausdruck der Kirche betone, nicht nur für die Kirche, sondern für die Gesellschaft insgesamt vonnöten sei. Wie schwer ein solches Hören ist, sei heute immer und immer wieder erfahrbar: "Viele leben und hören nur mehr sich und ihresgleichen in den vielfältigen Bubbles", so der Bischof. Aus diesen Meinungsblasen mit ihren "Verengungen der eigenen Perspektive" herauszukommen, sei schwierig. Die Algorithmen, die in den sogenannten "sozialen Medien" angewendet werden, seien nicht darauf ausgerichtet, dass umfassend informiert wird, um zu gewissenhaften Entscheidungen zu kommen. Es gehe vielmehr nur darum, "die eigene Meinung zu bestärken".
Dies schüre die Überzeugung, sich über andere stellen zu dürfen, statt mit Hörbereitschaft und Verständnis andere im Blick zu haben. Ihm selbst falle es mitunter schwer, so Krautwaschl weiter, "mein Gegenüber davon zu überzeugen, dass auch ich, trotz meiner Verantwortung, ein suchender Christ bin und nicht automatisch als Bischof die Weisheit mit dem sprichwörtlichen Löffel gegessen habe".
Es mag sein, "dass ich da und dort, dass wir da und dort daneben tappen", räumte Bischof Wilhelm ein. Und er appellierte: "Gönnen wir uns selbst, gönnen wir unserem Gegenüber dann auch Verzeihung." Es brauche "Grundvertrauen, ohne das kein gedeihliches Miteinander möglich ist". Der Bischof untermauerte seine Aufforderung abschließend mit einer Warnung aus dem Tagesevangelium: "Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden und ein Haus ums andere stürzt ein."