Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Der vatikanische Kurienkardinal Marcello Semeraro wies am Dienstag den Vorwurf einer Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare durch die Erklärung der Glaubenskongregation zurück. Das gleiche Verbot gelte auch für heterosexuelle Lebensgemeinschaften außerhalb der Ehe, sagte der Dogmatiker und Präfekt der Heiligsprechungskongregation. Die katholische Kirche sei "an die Heilige Schrift gebunden, an das Wort Gottes". Ob eine Person sündig sei, lasse sich nicht von ihrer Lebensgemeinschaft ableiten; man dürfe "über die innere Situation nicht urteilen", betonte Semeraro. Dessen ungeachtet könne die Kirche "keine Verbindung anerkennen, die von der Heiligen Schrift nicht vorgesehen ist", sagte der Kardinal.
"Die Ablehnung von offiziellen Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Beziehungen ist kein Urteil über homosexuelle Menschen", betonte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler im Interview mit Kathpress. "Gleichgeschlechtliche Beziehungen können auf Treue und gegenseitiger Hingabe gegründet sein", so Glettler aus. Insofern würden diese Beziehungen zum persönlichen Glück der Betroffenen und zum Zusammenleben in unserer Gesellschaft beitragen. Vor diesem Hintergrund habe auch Papst Franziskus vor kurzem ausdrücklich gutgeheißen, dass der Staat für Menschen in homosexueller Partnerschaft Rechtsformen schafft, die der Sorge füreinander und der wechselseitigen Absicherung einen verlässlichen Rahmen geben.
Gleichzeitig habe Papst Franziskus 2015 im nachsynodalen Schreiben "Amoris laetitia" keinerlei Fundament dafür gesehen, "zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn", führte der Bischof weiter unter wörtlicher Bezugnahme auf das päpstliche Dokument aus. Die Kirche möchte aus diesem Grund mit der nun geäußerten Ablehnung von Segnungsfeiern keiner quasisakramentalen Legitimierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften Vorschub leisten.
"Wir möchten als Kirche allen schwulen, lesbischen und in ihrer Sexualität unsicheren Menschen ein Willkommen und eine spirituelle Heimat in der Kirche anbieten - und dies nicht erst dann, wenn sie enthaltsam leben", so Glettler abschließend. Das werde ein langer pastoraler Weg sein, der "noch mehr Offenheit, Bereitschaft zum Kennenlernen und Aufeinander-Zugehen erfordert".
In den Chor der Kritiker am vatikanischen Nein zur Segnung homosexueller Paare hat auch der Feldkircher Bischof Benno Elbs eingestimmt: Die Kirche habe "die Treue, Verlässlichkeit und Verantwortung, die homosexuell empfindende Menschen in einer Partnerschaft füreinander übernehmen, ohne Abstriche wertzuschätzen", wird Elbs in den "Vorarlberger Nachrichten" und im ORF-Vorarlberg zitiert. Diese Wertschätzung, die von Papst Franziskus gefordert werde, dürfe dabei "nicht nur auf Worte beschränkt bleiben, sondern muss sich auch im seelsorglichen und liturgischen Handeln der Kirche abbilden", sagte der Bischof, der im Jahr 2015 als österreichischer Vertreter an der Familiensynode im Vatikan teilgenommen hatte.
„Diese Erklärung birgt eine Abwertung in sich, die Menschen verletzt und ihr Verhältnis zur Kirche belastet“, meint Andrea Ederer, Präsidentin der Katholischen Aktion Steiermark, besorgt und fragt sich, wer definieren kann und darf, worin die Pläne Gottes bestehen. Aus ihrer Sicht muss es darum gehen, im Sinne des Zukunftsbildes der Katholischen Kirche Steiermark vom Leben der Menschen auszugehen und sich der Frage zu stellen, wie Kirche mithelfen kann, das Leben in all seinen Dimensionen gut zu leben und aus dem Glauben zu gestalten.
Die Katholische Jugend Österreich (KJÖ) meldete sich am Dienstag mit scharfer Kritik am Vatikanschreiben zu Wort. "Wir sind fassungslos und lehnen diese von der Glaubenskongregation getroffene Entscheidung klar ab", hieß es in einer Aussendung. Die Katholische Jugend "respektiert und wertschätzt alle von gegenseitiger Liebe getragenen, auf Dauer ausgerichteten, in Treue eingegangenen und mit Verantwortung für das Gelingen übernommenen zwischenmenschlichen Partnerschaften, egal welchen Geschlechts", und halte diese für schützenswert. Dem Nein zur Segnung widerspreche sie "vehement", so die KJÖ.
In Deutschland kritisierten Theologen, dass die Entscheidung rückwärtsgewandt sei und Entwicklungen in Humanwissenschaft und Gesellschaft ignoriere. "Das Dokument steckt in einer Morallehre fest, die in den fünfziger Jahren formuliert worden ist", schrieben Stephan Goertz (Universität Freiburg) und Magnus Striet (Mainz) in einem Gastbeitrag für das Portal "katholisch.de". Die theologische Entwicklung des letzten halben Jahrhunderts werde "großzügig umschifft". Stattdessen habe sich der Vatikan in einer "katholischen Binnenwelt" eingerichtet.
Der deutsche Bischof Wolfgang Ipolt hingegen begrüßte die Klarstellung der vatikanischen Glaubenskongregation. "Bei dem Nein zu einer Segnung geht es aus meiner Sicht vor allem um eine klare Stärkung der Ehe zwischen Mann und Frau und für uns Katholiken auch des Sakramentes der Ehe", erklärte der Bischof von Görlitz.
Zwar könnten Homosexuelle einzeln gesegnet werden, nicht aber ihre Partnerschaft. "In der Praxis einer öffentlichen Segnung mit Gemeindebeteiligung, die ja dann gewünscht wäre, würde das aus meiner Sicht in kurzer Zeit in der öffentlichen Wahrnehmung und im Verständnis der Gläubigen zu Verwechslungen mit einer kirchlichen Trauung führen", so Ipolt. Darum sei er gegen eine solche Segnung.
Die Mitglieder der "Pfarrer-Initiative" haben nach der Klarstellung der Glaubenskongregation, wonach eine Segnung gleichgeschlechtlich lebender Paare zu unterbleiben hat, Ungehorsam angekündigt: "Wir werden ... auch in Zukunft kein liebendes Paar zurückweisen, das darum bittet, den Segen Gottes, den sie alltäglich erleben, auch gottesdienstlich zu feiern." Das Vatikan-Dekret vergrößere den "Spalt zwischen römischer Bürokratie und gelebter Kirche vor Ort" noch weiter und "diskreditiert" die befreiende Botschaft Jesu, so die scharfe Kritik an der obersten Glaubensbehörde der katholischen Kirche.
Heftige Kritik an Rom übte die Initiative "Wir sind Kirche". Mit dieser Haltung trage der Vatikan dazu bei, dass die in vielen Ländern nach wie vor bestehende Diskriminierung homosexueller Menschen bis hin zur Gefängnis- und Todesstrafe als gottgegeben angesehen werden könne. Vor dem Hintergrund der Verfolgung Homosexueller reiche es nicht aus und sei es gar "zynisch", die christlichen Gemeinden dazu aufzurufen, Menschen mit homosexuellen Neigungen - die nach kirchlicher Lehre nicht gelebt werden dürfen - zu respektieren.
Quelle: Kathpress
Die Glaubenskongregation hatte am Montag erklärt, dass die katholische Kirche keine Vollmacht habe, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen. Zwar sei bei solchen Initiativen "der aufrichtige Willen" zu erkennen, "homosexuelle Personen anzunehmen, sie zu begleiten und ihnen Wege des Glaubenswachstums anzubieten", hieß es in dem Papier. Da aber die Verbindungen von gleichgeschlechtlichen Paaren nicht dem göttlichen Willen entsprächen, könnten diese Verbindungen nicht gesegnet werden.
Die Diözese Graz-Seckau sucht am 20. März ab 9:30 Uhr im schon lange geplanten und zu neuer Aktualität gekommenen Studientag "Sexualitäten. Faktencheck" den Austausch mit "state of the art" Erkenntnissen zum Thema, sowohl aus den Humanwissenschaften (Medizin; Psychologie...) als auch aus den theologischen Disziplinen.