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Erzbischof Franz Lackner will in seiner neuen Funktion als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz zum einen die brüderliche Zusammenarbeit unter den Bischöfen Österreichs stärken und zugleich die "Sorgen, Nöte aber auch Hoffnungen und Visionen der Kirche in Österreich in die Weltkirche einbringen und auch anwaltschaftlich vertreten". Das betonte er im Interview mit Kathpress unmittelbar im Anschluss an seine Wahl am Dienstagvormittag bei der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell.
Sein ausdrücklicher Dank gelte Kardinal Christoph Schönborn, der der Bischofskonferenz 22 Jahre vorgestanden war und diese mit Umsicht, Sorge und Liebe geführt und vertreten habe. Dies nehme er sich auch als Vorbild mit für seine künftige Aufgabe.
Lackner rief die Bischöfe zugleich zu einer neue Nachdenklichkeit auf, wie das Wesentliche des Glaubens, das Evangelium mit seiner Botschaft der Menschenfreundlichkeit Gottes, noch verstärkt werden könne. Die Kirche müsse sowohl "Salz der Erde" als auch "Licht der Welt" sein, zitierte der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz ein biblisches Wort.
Auf die Coronakrise angesprochen, sagte der Erzbischof, dass sie auch für die kirchlich Verantwortlichen eine einzigartige Erfahrung gewesen war. Am Anfang selbst "tastend", habe man versucht, verantwortungsvoll für die Menschen da zu sein und für den Staat ein verlässlicher Partner zu sein. Dass über viele Wochen keine öffentlichen Gottesdienste möglich waren, sei für viele Menschen ein großer Verzicht gewesen, räumte der Erzbischof ein. "Aber ich bin überzeugt, dass dies ein großer Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung war und dafür gebührt auch allen der Dank von Seiten der öffentlichen Stellen".
Erzbischof Lackner, Metropolit der Salzburger Kirchenprovinz, war schon in den letzten fünf Jahren Schönborns Stellvertreter in der Bischofskonferenz. Die Wahl Lackners zum neuen Vorsitzenden erfolgte am Dienstag in Mariazell, wo der katholische Episkopat bis Donnerstag seine Vollversammlung abhält. Zum Stellvertretenden Vorsitzenden der Bischofskonferenz wurde der Linzer Bischof Manfred Scheuer gewählt.
Franz Lackner wurde am 14. Juli 1956 als Anton Lackner geboren. Er stammt aus dem südoststeirischen Dorf St. Anna am Aigen. Nach der Pflichtschule begann er eine Lehre als Elektriker. In Zypern, wo er von 1978 bis 1979 als UNO-Soldat diente, erwuchs in ihm die Entscheidung, Priester zu werden.
Lackner trat 1979 in das Aufbaugymnasium Horn ein. 1984 folgte der Eintritt in den Franziskanerorden. Er nahm den Ordensnamen seines Ordensgründers an und legte 1989 als Franz Lackner die Ewige Profess ab. 1991 wurde er zum Priester geweiht.
Nach dem Doktorat an der päpstlichen Universität Antonianium des Franziskanerordens in Rom unterrichtete der Steirer dort Metaphysik, bis er 1999 zum Provinzial der Franziskanerprovinz von Wien berufen wurde. Im selben Jahr erfolgte der Lehrauftrag in Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Heiligenkreuz.
Im Oktober 2002 wurde Franz Lackner zum Weihbischof der Diözese Graz-Seckau ernannt und am 8. Dezember 2002 zum Bischof geweiht. Sein Wahlspruch lautet: „Illum oportet crescere – Er [Christus] muss wachsen“ (Joh 3, 30).
Am 10. November 2013 wählte das Dom- und Metropolitankapitel zu Salzburg Franz Lackner zum Erzbischof von Salzburg. Papst Franziskus bestätigte die Wahl am 18. November 2013. Am 12. Jänner 2014 übergab der emeritierte Erzbischof Alois Kothgasser bei der Amtseinführung im Salzburger Dom den Hirtenstab an seinen Nachfolger.
Die Vollversammlung der Bischofskonferenz endet am Donnerstag, 18. Juni. Für Freitag, 19. Juni, ist um 10 Uhr eine Pressekonferenz mit Kardinal Schönborn sowie dem neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz in Wien geplant.
Quelle: Kathpress/Erzdiözese Salzburg/Red.
Gemessen am fast 2.000-jährigen Bestehen der Kirche sind Bischofskonferenzen recht junge Institutionen: Erst seit dem letzten Konzil (1962-65) wurden sie in der katholischen Weltkirche verpflichtend eingeführt und umfassen dabei meist die Bischöfe eines Staates. Die Österreichische Bischofskonferenz ist eine der ältesten weltweit. Ihre Gründung reicht zurück in die Habsburgermonarchie, die obendrein gerade nicht nationalstaatlich ausgerichtet war. So fand bereits am 29. April 1849 die erste Versammlung der (alt)österreichischen Bischöfe in Wien statt.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz ist kirchenrechtlich gesehen kein "Oberbischof" und hat daher auch keine Befugnisse, in die vom Kirchenrecht klar geregelten und sehr umfassenden Kompetenz der Diözesanbischöfe einzugreifen. Formal ist er nur ein auf sechs Jahre gewählter Vorsitzender eines Gremiums, das relativ wenige Eigenkompetenzen hat. Freiwillig und somit einstimmig können die Diözesanbischöfe jedoch die Themenbereiche ausdehnen, die sie österreichweit verbindlich regeln wollen, was auch immer wieder geschieht und gerade während der Corona-Krise der Fall war.