Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Die „Dienstzeit“ – Bischof Wilhelm sieht seine Berufung als Dienst an den Menschen und nicht als nüchternes Amt – begann im Juni 2015 mit einem Tiefschlag. Ein Amokfahrer raste durch Graz, tötete drei Menschen und verletzte 36 weitere. „Das hat mich tief getroffen. Wir reden über Nächstenliebe, über Hoffnung, über positive Aspekte des Daseins und dann erschüttert dieses Ereignis alles“, erinnert sich Bischof Wilhelm. Man fragt sich, warum jemand so etwas macht. „Wir als Kirche versuchen, tröstliche Antworten zu geben.“ Dem gegenüber steht ein diözesaner Höhepunkt in den letzten fünf Jahren: das 800-Jahre-Jubiläum der Diözese Graz-Seckau mit Ausstellungen und "Jubiläumsbühnen" im ganzen Land und mit einem Fest am 23. und 24. Juni 2018, an dem tausende im Grazer Stadtpark teilgenommen haben. Aus der kleinen Diözese Seckau, die 1218 von der Erzdiözese Salzburg abgetrennt wurde, ist die Diözese Graz-Seckau mit derzeit knapp 800.000 Christen geworden. Rund 2.000 denkmalgeschützten Bauwerke – Kirchen und Pfarrhöfe – zählt die Diözese heute, die es zu erhalten gilt, um Gemeinschaft und Heimat für die steirischen Christen zu bieten.
Sind die Austrittszahlen eine Herausforderung für die katholische Kirche? „Wir dürfen nicht jammern, sondern müssen uns bemühen, so gut wie möglich Kirche zu leben. Wenn wir nur an die Teilnahme an der Osterspeisensegnung denken, dann sieht man, dass da etwas ist. Da sieht man einen Funken und eine tiefe Sehnsucht nach Gottes Segen“, sagt der Bischof. Wenn die Menschen den tiefen Glauben an die zeitlose Botschaft Jesus spüren, dann springe der Funken über. „Solidarität und Nächstenliebe – das sind Tugenden, ohne die keine Gesellschaft funktioniert. Ebenso Glaube, Liebe und Hoffnung. Das ist der Kitt, der uns als Menschheit zusammenhält und wachsen lässt. Kirche und Glaube sind immer wichtig“.
Eine spirituelle Sehnsucht nach Hoffnung und Zuversicht war besonders in der Corona-Krise spürbar. Laut war der Ruf nach öffentlichen Gottesdiensten, nach Taufen, Hochzeiten, Erstkommunionen und Firmungen, nachdem diese von einem Tag auf den anderen nicht mehr möglich waren. Die Teilnahme an Gottesdiensten im Internet und im Fernsehen war überraschend hoch. Bischof Wilhelm: „Wir haben ein großes Bedürfnis nach diesen Angeboten erlebt und gemerkt, wie wichtig es ist, Hoffnung und Zuversicht zu teilen und eine christliche Gemeinschaft zu leben.“
Damit diese Gemeinschaft Zukunft hat, hat der 58. Diözesanbischof einen Reformprozess eingeleitet. Mit dem Ziel, das Leben von 388 Pfarren und vielen anderen kirchlichen Erfahrungsräumen in 50 Seelsorgeräumen zu bündeln; die Verantwortung hierfür wird gemeinsam getragen, von Priestern, Diakonen und Laien. „Das liegt im Wesen von Kirche: denn wir alle als Getaufte und Gefirmte tragen für sie Verantwortung; das hat freilich auch den Grund, dass die Zahl der Priester abnehmen wird. Außerdem gilt es, gemeinsam - synodal - eben Kirche zu leben, jenen Weg, der von Papst Franziskus vorgegebenen und vorgelebt wird“, so Bischof Wilhelm. Das Corona-Virus verzögert den strukturellen Umstellungsprozess bis ins Jahr 2021, die Erneuerung des Lebens wird Daueraufgabe bleiben.
Geht dieser Weg ohne Aufwertung der Leistungen der Frauen weit genug? „Wir merken schon bei uns Bischöfen, dass einige vorauslaufen und für andere jeder Schritt zu viel ist. Die Forderungen in Europa sind ganz andere als in Asien oder Südamerika. Den fortschrittlichen Weg der Mitte zu finden, der weltweit passen muss, ist eine Herausforderung, ein Prozess und manchmal eine Last“, sagt Bischof Wilhelm. Weil es die eine Lösung für die ganze Welt nicht gibt, habe der Papst regionale Synoden eingeführt, um auf die lokalen Bedürfnisse eingehen zu können.
Was macht am meisten Freude im Leben als Bischof? „Wenn ich merke, dass sich die Menschen freuen, wenn ich ihnen helfen konnte. Wenn ich ihnen Mut zusprechen konnte. Wenn sie sich an der Frohen Botschaft aufrichten und wachsen können“, sagt Bischof Wilhelm. Oder wenn er bei einer Predigt in die Reihen der Mitfeiernden schaue und bemerke, da wird nachgedacht über das Gesagte, da gibt es geistige Auseinandersetzung. Das sei schön. Geradezu aufbauend sei, dass viele täglich für den Bischof beten. Das gebe Kraft, die er weitergeben könne. Überhaupt sei das Beten zeitlos wichtig, das Bitten und das Dankbarsein, denn das Leben sei ein Geschenk. Dienste, die unsere Kirche hier beistellt - etwa mit den Hauptamtlichen in der Seelsorge, etwa in den Hunderten, die Religion unterrichten, machen deutlich: Mit Gott kann gerechnet und auf ihn kann gebaut werden.
Und schön sei zu erleben, wenn Kirche den Benachteiligten helfen könne, zum Beispiel über die Caritas oder andere Werke, etwa die Vinzenzvereine; oder auch in der Nachbarschaft. Ebenso schön ist zu sehen, dass es eine große Hilfsbereitschaft gebe, Kirche und Caritas zu unterstützen. Gelebte Nächstenliebe eben. Das lasse unsere Gesellschaft wachsen.