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Durch die Coronakrise hat sich die Situation vieler Menschen im Globalen Süden drastisch verändert und mit ihr auch die Arbeit der Partnerorganisationen der Dreikönigsaktion. In vielen Ländern ist die größte Herausforderung mitunter nicht das Coronavirus, sondern die Suche nach ausreichend Lebensmitteln, um zu überleben. In der Sendung "Radio AGEZ – Das entwicklungspolitische Magazin" auf Radio Helsinki erzählen Eva Wallensteiner, Clemens Koblbauer und Maria Pawelka von den aktuellen Herausforderungen in den Projektländern der Dreikönigsaktion und den Auswirkungen auf die Partnerorganisationen.
In Indien leben 1,3 Milliarden Menschen, die sich am 24. März sehr plötzlich mit einem der strengsten Lockdowns der Welt konfrontiert sahen, ohne Plan, ohne abfedernde Maßnahmen. Geschäfte, Schulen und Firmen wurde geschlossen. Busse und Züge wurden eingestellt, selbst die Ernte durfte nicht eingefahren werden. Wie in vielen Ländern lautete das Credo: zuhause bleiben. Diese Anordnungen sind insbesondere für rund 40 Millionen Wanderarbeiter/innen, die sich als Tagelöhner/innen in einem anderen Bundesstaat ihr Brot verdienen, ein schwieriges Unterfangen. Sie wurden von einem Tag auf den anderen arbeitslos und konnten nicht mehr nach Hause fahren.
Die Regierung reagiert auf die Hungernöte der Menschen mit Hilfspaketen. Um diese zu erhalten, muss man staatlich als unter der Armutsgrenze lebend registriert sein. Unterstützung erhält man nur im eigenen Heimatbezirk, weshalb migrantische Arbeiter/innen besonders von der Krise betroffen sind. Aus der Not heraus gingen viele hunderte Kilometer zu Fuß nach Hause; manche von ihnen verhungerten am Weg. Seit einiger Zeit werden Maßnahmen gelockert: Es fahren wieder Züge, die sie nach Hause bringen.
Die aktuelle Situation erlaubt es den Projektpartner/innen der Dreikönigsaktion nicht mehr ihre Arbeit wie bisher fortzuführen und direkt im Kontakt mit Menschen zu treten. Die Partnerorganisationen reagierten aber schnell auf die veränderten Umstände und leisten Corona-Soforthilfe: "Sie verteilen nun unter den vorherrschenden Schutzmaßnahmen in erster Linie Lebensmittel für notleidende Menschen", erzählt Eva Wallensteiner, Projektreferentin der Dreikönigsaktion für Nord- und Nordostindien.
Das zentralamerikanische Land Nicaragua geht im Umgang mit dem Coronavirus einen Weg, der sonst vor allem aus Brasilien bekannt ist: das Coronavirus kleinreden und aussitzen. Entgegen der Empfehlungen der WHO setzt die Regierung keine Maßnahmen. Öffentliche Schulen und Geschäfte hatten durchgehend geöffnet. Partys, Fußballspiele oder Märkte sind nach wie vor erlaubt.
Nicaragua befindet sich allerdings nicht nur aufgrund der Coronakrise in einer heiklen Situation. "Im April 2018 kam es zu einer Demonstration von Studierenden und Jugendlichen gegen die Änderung im Pensionsversicherungssystem, die von Anhängern der Regierung brutal niedergeschlagen wurde. Daraufhin gab es mehrere Protestwellen mit Straßensperren der Zivilgesellschaft und Demonstrationen", erklärt Clemens Koblbauer, Projektreferent der Dreikönigsaktion für Nicaragua. Die Bevölkerung forderte Neuwahlen, den Rücktritt von Daniel Ortega und seiner Frau Rosario Murillo. Ortega lehnte diese Forderung ab, ließ die Straßensperren mit Gewalt auflösen und begann die Zivilgesellschaft zu verfolgen.
Auch die Projektorganisationen der Dreikönigsaktion stehen seither unter starker Kontrolle von Seiten der Regierung. "Die Herausforderungen in Nicaragua liegen vor allem darin, dass die Zivilgesellschaft durch die sozialpolitische Krise der letzten zwei Jahre gespalten ist und dass sie sich mit sehr schwierigen Lebensbedingungen wie Ernteausfällen aufgrund des Klimawandels, Kriminalität und Armut auseinandersetzen müssen. Hinzu kommt nun die Coronakrise, die eine Regierung benötigen würde, die sich für die Bevölkerung einsetzt", so Clemens Koblbauer.
In den Slums von Nairobi leben rund zwei Millionen Menschen auf engstem Raum ohne fließendes Wasser. Abstand halten und regelmäßig die Hände waschen ist dort unmöglich. Seit April haben viele Menschen ihre Arbeit verloren und kämpfen ums Überleben. "Die Krise zeigt deutlich, dass die Ungleichheit, die ohnehin schon groß ist, sich nochmal verschärft. So werden bereits existierende Probleme wie Korruption oder die schlechte Gesundheitsversorgung sichtbar", so Maria Pawelka, Projektreferentin der Dreikönigsaktion für Kenia. Die Regierung hat im März schnell ähnliche Maßnahmen wie Österreich getroffen, mit Einreisestopps und einem Lockdown. Schulen und Geschäfte wurden geschlossen, die Mobilität eingeschränkt. Die Menschen in den Slums leiden unter Hunger, es fehlen sanitäre Einrichtungen und nun auch Arbeit. Die Maßnahmen der Regierung werden unter anderem mit Polizeigewalt durchgesetzt.
Die Projektpartner/innen der Dreikönigsaktion haben aufgrund der aktuellen Situation ihre Arbeitsbereiche umgestellt und verteilen in erster Linie Nahrungsmittelpakete, Desinfektionsmittel und Masken, die sie zum Teil auch selbst herstellen. "Einige Partnerprojekte betreiben normalerweise berufsbildende Schulen mit Schneidereien. Durch die Herstellung und dem Verkauf von Masken können sie zumindest das Einkommen für ein paar Menschen sichern", erzählt Maria Pawelka.
Die Coronakrise zeigt deutlich die ungleichen Voraussetzungen in der Welt. Während es in Europa im Schnitt 4.000 Intensiv-Betten pro eine Million Einwohner gibt, gibt es für die gleiche Zahl Menschen in Afrika fünf. In vielen Ländern des globalen Südens folgt auf den Kampf gegen die Corona-Pandemie ein neuer, alter Kampf: der gegen den Hunger und die ungleichen Voraussetzungen in der Welt. Dabei kann auch Österreich seinen Beitrag leisten.
Helfen Sie den von der Corona-Krise betroffenen Menschen in den Hilfsprojekten der Dreikönigsaktion und unterstützen Sie unsere Partnerorganisationen mit Ihrer Spende.
Der Blog der Dreikönigsaktion gibt nähere Informationen zur aktuellen Situation in den Projektländern.