Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Wir feiern die "Jahre der Bibel"! Mehr Lesen
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Der Autor lehrt Geschichte der christlichen Theologie an der Yale-University (USA), er legt hier ein umfassendes Werk über die christliche Mystik von den Anfängen bis zur Gegenwart vor. Für ihn war bereits Jesus ein jüdischer Mystiker, er lehrte seine Jünger das mystische Gebet, das Erleben der göttlichen Welt in der Ekstase. Paulus von Tarsos berichtet, wie er im mystischen Gebet Jesus als Christus und als Auferstandenen erlebte. Das mystische und ekstatische Gebet ging in den frühen Hausgemeinden der Christen weiter. Auch die frühen Theologen Justinos, Klemens, Origenes, Basilios, Gregorios von Nyssa, vor allem Augustinus waren Mystiker des Glaubens. Sie wollten die Inhalte ihres Glaubens durch die Ekstase vertiefen, zum anderen brachten sie ihre ekstatischen Erfahrungen in ihre Theologie ein. Vor allem die Philosophen der Neuplatoniker (Proklos) haben den Mystikern wichtige Impulse gegeben, wie wir an den Lehren des Dionisios Areopagita sehen Das mystische Gebet wurde vor allem in der Klöstern weiter getragen, im griechischen Osten und im lateinischen Westen. Eine Grundformel lautete: “Credo, ut experiar”, ich glaube an etwas, um dieses dann in der Meditation innerlich nacherleben zu können. Die großen Orden der Mystik waren die Zisterzienser (Bernhard), die Franziskaner, die Kartäuser, die Dominikaner und viele andere. Die Mönche und Nonnen lebten in einer “Gottesminne”, in einem Liebesverhältnis zu Gott, vor allem aber zu Christus und zur Gottesmutter Maria. Diese Liebesmystik war stark erotisch geprägt, beide Geschlechter sandten ihre Liebesenergie auf Christus und auf Maria und erlebten dabei tiefe Befriedigung. Meister Eckhart wollte die Erfahrungen der Mystik mit den Erkenntnissen der Philosophie verbinden. Der Autor zeigt, dass die Mystik auch in den Kirchen der Reformation weiterging, sich aber dort abschwächte. Vor allem die Karmeliter/innen (Johannes vom Kreuz, Teresa von Avila) suchten neue Wege der mystischen Erfahrung. Der Autor weist auch auf die Gefahren des Mystik hin, denn immer gab es auch eine Mystik des Todes und des Tötens neben der Mystik des Lebens; das zeigt Bernhard von Clervaux in seinen Predigten für den Kreuzzug; das zeigen viele christliche Kriegsprediger bis ins 20. Jh. Heinrich Himmler und seine Waffen_SS hat sich in seinen Aufrufen zum Töten direkt aud den deutschen Mystiker Meister Eckhart berufen. Daher wird heute Mystik von vielen Zeitgenossen kritisch gesehen; seit 40 Jahren werden in der Gehirnforschung die neuronalen Prozesse in der mystischen Ekstase erforscht und gemessen. Unsere Gehirne haben im Lauf der Evolution die Fähigkeit entwickelt, Bildwelten als real zu erleben. K. Rahner hatte den Christen der Zukunft geraten, sie sollten Mystiker sein. Hier dürfte er sich getäuscht haben, denn der Kern des Christseins besteht im Tun der Nächstenliebe, nicht in schönen Bildern und Titeln (Mat 7,21). Doch Mystik wird heute in den christlichen Kirchen vielfältig gelebt (Charismatiker, Pfingstkirchen); doch es geht dabei um die klare Unterscheidung zwischen einer Mystik des Lebens und des Todes. Das umfassende Werk gibt wertvolle Einblicke in die Welt der christlichen Frömmigkeit, die heute nach neuen Formen sucht.
ZIELGRUPPE: Theologen, Philosophen, Seelsorger, Religionslehrer, Erzieher, Psychologen, Sozialarbeiter, Journalisten, Historiker, engagierte Laienchristen
Prof. Anton Grabner-Haider, Graz