Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Wir feiern die "Jahre der Bibel"! Mehr Lesen
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Der bekannte Kulturphilosoph legt hier ein großes Werk vor über die Verbindungen zwischen Religion, Kultur, Kunst und Drama. Es handelt sich um gesammelte Aufsätze und Vorträge zu diesem breiten Thema. Der Autor geht zunächst von den Gottesmythen des Alten Orients aus, er verfolgt diese dann in der Kultur der Griechen und der Römer, kurz blickt er auf die Religion der Inder, der Chinesen und der Japaner. Breiter in den Blick kommen die Gotteslehren im Judentum, im Christentum und im Islam. Er erkennt dass sich in diesen Mythen und Lehren immer menschliche Kulturstufen und Lebenswelten spiegeln, die göttliche Dramatik gibt immer menschliche Lebensdramen wieder. Moderne Mythendichter und Dichtungen wie Harry Potter, Herr der Ringe oder Krieg der Sterne übersetzen die alten Themen in neue Phantasiewelten. Der Autor ist fasziniert von der Imaginationskraft der menschlichen Kulturen, die ihnen Überlebensvorteile gebracht hat. Mit William James (1902) bedenkt er auch die sozialen Folgen der Gottespoesie, aber er folgt dabei kaum dem Pragmatischen Kriterium für religiöse Lehren und Riten. Vielmehr lässt er sich von seinem Lieblingsdenker F. Nietzsche leiten, der das christliche Gottesbild zerstört hat. Aber er erwähnt nicht, dass dieser Altphilologe aus Sachsen neue Götter erschuf und sich vor seiner geistigen Umnachtung selbst als Gott sah. Da der Autor weder einem philosophischen, noch einem psychologischen Kriterium für Theopoesie folgt, bleibt in seinen Darstellungen viel an postmoderner Beliebigkeit. Doch die modernen Mythenbildner zeigen uns jeden Tag in den neuen Medien, welche Negativfolgen und soziale Unverträglichkeiten neue Groß- und Kleinmythen erzeugen.
Das Buch beschreibt, wie aus dem Deus ex machina ein Deus ex cathedra wurde, wie Götter auf dem griechischen und römischen Theater auftraten, wie sie die Krieger in den Kampf führten und wie sie den gefallenen Kriegern ein neues Leben auf den himmlischen Feldern versprachen. Die Götter kontrollierten das Leben der Menschen und lenkten ihr Schicksal, doch durch die aufkommende Philosophie verloren sie ihre alte Plausibilität. Sie bekamen philosophische Eigenschaften wie ewige Ideen, notwendiges Sein, erste Ursache der Welt, reines Denken, letztes Ziel des Kosmos, ewiger Weltgeist, Gesamtheit des Universums, Gesamtheit der Natur (Deus sive natura). Mit diesen pantheistischen Vorstellungen können sogar moderne Naturwissenschaftler (Albert Einstein) leben. Doch für Gottesleugner sind der Kosmosprozess oder die biologische Evolution nur Ketten von Zufälligkeiten. Für sie ist kein Weltgeist zu erkennen.Doch der Zufall hat auch nicht mehr Plausibilität als ein göttlicher Weltgeist. Das Buch ist leicht zu lesen, streckenweise handelt es sich um philosophische Plaudereien, der Neuheitswert der Sichtweise ist gering. Vor allem fehlt ihm der Bezug zur kritischen Philosophie der Religion, zur Ideologieforschung, zu den philosophischen und psychologischen Kriterien für Theopoesie jeder Art. Doch der Autor schöpft aus einer Fülle von Wissen über mythische Bilder und Lehren, auch über kunstnahe Denkrichtungen der Philosophie.
Zielgruppe: Künstler, Schriftsteller, Philosophen, Theologen, Religionslehrer, Journalisten, Dramatiker, Filmautoren, kritische Zeitgenossen.
Prof. Anton Grabner-Haider, Graz