Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Wir feiern die "Jahre der Bibel"! Mehr Lesen
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Die beiden Schriftsteller sprechen in diesem Buch fiktiv im Zwischenzustand zwischen dem Tod des Körpers und dem göttlichen Gericht über die letzten Dinge des Lebens. Beide sind in einem Flugzeug abgestürzt, aber ihre Seelen leben weiter. Die Autorin (Gertrud) ist in der Rolle der Gottsucherin, sie denkt darüber nach, was sie in der Religion über das Leben nach dem Tod gelernt hat. Er (Erwin) ist in der Rolle des Skeptikers und des Naturalisten, dem die religiösen Bilder zunehmen fremd geworden sind. Gewiss findet das suchende Gespräch im Diesseits statt, denn für den Naturalisten würde es kein Jenseits nach dem Tod geben. Gertrud artikuliert ihre Angst vor dem Nichts, vor der Leerheit und dem Dunkel, aber sie verabschiedet sich von ihrem Kinderglauben. Sie fragt sich, wie Gott sein wird, ob es ein göttliches Gericht geben wird, was Erlösung bedeutet; und wohin mit den Erinnerungen des leiblichen Lebens. Erwin hingegen zweifelt an einer göttlichen Gerechtigkeit, er denkt an den sinnlosen Tod von Millionen Menschen, die in den Kriegen oder in den Konzentrationslagern umgekommen sind. Er bezweifelt, ob es einen Himmel, ein Fegefeuer oder eine Hölle geben wird; er fürchtet, dass viele religiöse Lehren nur leere Worte sind. Gertrude aber tastet sich den Spuren der Vorstellung von Erlösung vom Bösen, von Paradies und Himmel, auch von Fegefeuer nach. Sie erinnert sich an die vielen Denker (Kierkegaard( und Dichter (R.M. Rilke, Christine Lavant), die über den Tod und das Leben danach geschrieben haben. Auch wenn wir in einer “Krankheit zum Tode” leben, bleibt in uns die Sehnsucht nach Vollendung stark. Für Erwin lassen sich die Lehren der Religion vor allem psychologisch erklären,unsere Seele erschafft Bilder und Vorstellungen, die zum einen dem Leben nützen. Aber sadistische Menschen erschaffen Lehren von der ewigen Feuerhölle, in denen sie ihre Rachephantasien ausleben wollen. Unzählige Menschen haben durch viele Jahrhunderte vor der Hölle und dem Teufel gezittert. So zeigt das Gespräch im Jenseits zum einen die negativen Wirkungen der christlichen Lehren von Himmel und Hölle; es zeigt aber auch die tiefe Sehnsucht vieler Menschen nach Religion, nach sozialer Gerechtigkeit, nach Vollendung des Lebens. Ein faszinierende Buch für Gottsucher und für Mystiker, aber auch für Skeptiker und Realisten; aber nicht für reine Naturalisten oder Materialisten, denn für sie kommt die Seele mit dem Gehirntod zu Ende. Wünschenswert gewesen wäre es, noch mehr darüber zu erfahren, wie diese Bilder Religion entstanden sind (Kulturgeschichte) und wie sie sich im menschlichen Organismus auswirken (Gehirnforschung). Das Buch hat eine starke Aktualität für alle Zeitgenossen, die sich über den Sinn ihres Lebens und den Tod intensive Gedanken machen.
Zielgruppe: Theologen, Religionslehrer, Seelsorger, Philosophen, Psychologen, Journalisten, an Literatur Interessierte, engagierte Laienchristen.
(Prof. Anton Grabner-Haider, Graz)