Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Der bekannte Autor und Historiker legt hier ein sehr aktuelles und zugleich bedrückendes Buch über einen Teil der österreichischen Kirchengeschichte im 20. Jh. vor. Er zeigt nämlich, wie ein Theologe und Bischof aus der Steiermark mit slowenischen Vorfahren zu einem begeisterten und fanatischen Anhänger der NS-Ideologie geworden ist und es bis zu seinem Tod blieb. Er war wie viele andere auch geprägt von der Idee der Rache für die Niederlage von 1918 und für den “Schandfrieden” von 1919. Wie andere Theologen und Priester (z.B. Georg Ratzinger aus Bayern) glaubte er an die Verschwörung des Weltjudentums gegen die katholische Kirche. Dabei hatte er drei Jahre lang an der Theologischen Fakultät der Universität Graz die alttestamentliche Bibelwissenschaft unterrichtet. Seine großen Feindbilder waren die Liberalen, die Sozialdemokraten und die Bolschewisten.Er wollte zeigen, dass ein nationaler Sozialismus im Sinne Adolf Hitlers durchaus verträglich sei mit den Grundlehren der katholischen Kirche. Als er den Papst Pius XI. davon überzeugen wollte, lehnte dieser dieses Ansinnen strikt ab. A. Hudal wollte innerhalb der NSDAP zwischen einem linken und einem bürgerlichen Flügel unterscheiden.
Seit dem Kriegsbeginn von August 1914 lehrten die meisten katholischen und protestantischen Theologen (J. Mausbach, A. von Harnack), im Krieg sei das Tötungsverbot aufgehoben, jetzt gelte eine Moral im “höheren Lichte”. Diese Moral galt für viele Theologen auch für den zweiten Weltkrieg, der ja als Fortsetzung des ersten Krieges gesehen wurde. Damit stand für A. Hudal fest, dass die deutschen und österreichischen Soldaten und SS-Mitglieder keine Kriegsverbrecher sein konnten. Mit dieser Überzeugung half er Hunderten von Kriegsverbrechern (gemäß der Haager Konvention von 1907) bei der Flucht nach Lateinamerika. Er war überzeugt, dass die weltlichen Gerichte für die Akteure im Krieg gar nicht zuständig seien, dafür sei allein der göttliche Richter im Himmel zuständig. Dies betonte er auch in seinem Tagebuch, das erst nach seinem Tod in Graz veröffentlicht wurde. Er war stolz darauf, diesen ehrenwerten Männern des Waffen-SS und der NS-Führung Wege in die Freiheit eröffnet zu haben. Fünf Jahre lang (von 1945 bis 1950) funktionierte diese “Rattenlinie” über den Priesterkonvent “Anima” in Rom. Der Vatikan war über diese Aktivitäten informiert, er schritt nicht dagegen ein. Erst 1953 wurde A. Hudel seines Amtes als Rektor der Anima enthoben, im Juni 1958 feierte der Bischof im Dom zu Graz noch sein 50. Priesterjubiläum, das der Rez. schon miterlebt hatte. Damit hat der Autor ein großes und gewichtiges Werk zur geistigen Aufarbeitung der NS.Diktatur vorgelegt, das vor allem in der Steiermark hoch aktuell ist. Es zeigt, dass die Schreibtischtäter genau soviel moralische Verantwortung und Schuld tragen, als die ausführenden Kräfte ihrer Ideologien in den großen Kriegen. Und es bleibt die erschreckende Erkenntnis, welch gefährliche Dynamiken religiöse Lehren in Situationen der geistigen Aufrüstung und des Krieges entwickeln können.
Zielgruppe: Historiker, Theologen, Priester, Seelsorger, Religionslehrer, Politiker, Erzieher, Journalisten, engagierte Laienchristen. (Prof. Anton Grabner-Haider, Graz)