Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Wir sind Teil dieser, unserer Welt. In ihr "regieren" vielfach andere Maßstäbe als wir es gerne hätten. So etwa gehen wir mit Zahlen, Daten und Fakten an Ereignisse heran und merken dabei oft nicht, dass diese Zugehensweise gar nicht passt. - Um es am Beispiel dieser Feier aufzuzeigen: "Nur 2 werden zu Diakonen für unsere Diözese, nur 1 für Kärnten geweiht?" Und selbst wenn der Diakon der Chorherren hinzugezählt wird, den ich am vergangenen Sonntag in Vorau zum Diakon weihen durfte: "Was sind die 4 für so viele Menschen?" Und von diesem Blickwinkel aus wird dann alles weitere bemessen, interpretiert und kommentiert. Doch: "Reicht diese Zugehensweise aus?" Haben wir heute und hier "nur" 3 vor uns? Oder sind es Männer, die sich mit ihrer Lebensgeschichte auf den Weg gemacht haben, um sich selbst einzubringen? Mehr noch: strafen diese konkreten Personen dann nicht "nackten Zahlen" Lügen?
2. Natürlich weiß auch ich, dass ich selbst seinerzeit mit einigen mehr am 3. Adventsonntag 1989 zum Diakon geweiht wurde. Und ich möchte mich nicht herumdrücken um die vielen Probleme und Baustellen, die wir in der Kirche, aber auch in der Gesellschaft haben. Mit Eurer Weihe aber bringt Ihr die Wüste, die uns in vielem umgibt, zum Blühen, weil Euch zugesagt wird: "Du, mit allem, was Dich ausmacht, wirst gebraucht. Genau so. - Nicht als Alleskönner, aber auch nicht als einer, dessen Persönlichkeit überklebt wird mit dem Stempel eines Amtes und daher für nichts und niemanden mehr greifbar ist." So wie Johannes von Gott ausersehen wurde, um für Seinen Sohn die Wege zu bereiten, so steht Ihr nun inmitten der Kirche ein für diesen Jesus, der nicht gekommen ist, sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen (vgl. Mt 20,28). Solche Menschen braucht die Kirche, Menschen, die sich ganz einsetzen, die "leben für"; die nicht sich selbst in den Vordergrund stellen und damit das, was sie vermögen, oder auch das, was sie - im Unterschied zu anderen - dürfen und was ihre "Besonderheit" ausmacht, und diese dann auch noch vor sich hertragen. Wir brauchen - gerade in der Welt von heute - Menschen, die ihr das zurückgeben, was ihr vielfach abhandengekommen zu sein scheint: Liebe, füreinander einstehen, da sein, "zu Diensten sein", weil uns als Christen eine solche Lebensart Identität gibt.
3. Gerade in einer Welt, in der so vieles aufgrund der uns schon geläufigen Ordnung zwischen "oben" und "unten" nur mehr in Machtkategorien zu verkommen scheint, in der so vieles komplexer und damit undurchsichtiger wird, braucht es Menschen, die den Schritt zum "darunter" vorleben. Nicht weil sie angetrieben sind von falsch verstandenen Demutsgesten und Unterwerfung vor sich her zur Schau tragen, sondern weil sie sagen: "Wie ER und weil ER als Gott mitten unter den Menschen uns gedient hat, braucht es die zeichenhafte Erinnerung, worum es uns geht und was unsere Berufung als Getaufte und Gefirmte ausmacht." "Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht" ruft es im Philipperbrief Paulus denen ins Gedächtnis, die wie er in den Fußstapfen Christi unterwegs sind und daher die Entäußerung bis ins Letzte aus Liebe als Identität stiftendes Merkmal hoffentlich nicht nur mit den Lippen, sondern auch mit Taten bekennen. Und gerade darin findet die ehelose Lebensform, die Ihr heute versprechen werdet, Ihren inneren Grund, der auch inmitten von Anfragen und Infragestellungen zu tragen vermag, nicht zuletzt ob der in der Bischofssynode für Amazonien angefragten Ermöglichung, gegebenenfalls als Verheirateter auf einem gänzlich anderen Weg in der lateinischen Kirche sich zum Priestersein berufen zu wissen. Es geht eben um nichts Geringeres als um Gott und darum, wie ER zu dienen - vorbehaltlos.
4. Dasselbe kann auch für das Leben als und in der Kirche gesagt werden: gerade in der Kirche ist einzig und allein Partei zu ergreifen für den Menschen und sein Heil und nicht diese oder jene theologische Schule, diese oder jene Meinung, die mich selbst als jemanden herausstellt, der sich "besser" wähnt und der von sich meint, den Weg der Nachfolge gefunden zu haben. Wir brauchen Euch als Diakone in der Kirche, damit der Dienst in Tat - und wenn notwendig auch im Wort - den Jesus uns vorgelebt hat, als Maß für das Leben christlicher Gemeinschaft deutlich wird als Dienst an allen Menschen in ihren unterschiedlichsten Lebenswegen mit Gott und auf ihn hin zu. Darin liegt die eigentliche Kraft des Evangeliums und damit auch der Kirche: Ja, die Kraft der Kirche verbirgt sich im Geheimnis, in der Schönheit Gottes. Und die Kraft der Kirche liegt in Hinwendung zu den Armen, Kranken und Notleidenden, denn durch sie lernen wir das Evangelium, das zu verkünden uns aufgetragen ist, neu kennen.
Oder - um es mit unserem Papst zu sagen: "Mir ist eine ‚verbeulte‘ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit krank ist." (Papst Franziskus, Evangelii gaudium 49)
5. Solche Menschen wie Euch brauchen wir. Danke, dass Ihr dazu bereit seid!
Die Schriftlesungen des 3. Adventssonntags:
1. Lesung: Jes 35,1–6a.10;
2. Lesung: Jak 5,7–10;
Evangelium: Mt 11,2–11