Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Der Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe), Markus Schlagnitweit, plädiert für dringend notwendige Reformen im Tourismus-Bereich. In einem aktuellen Beitrag im ksoe-Blog sieht er im modernen Massentourismus neokolonialistische Auswüchse. Er wolle freilich im Blick auf die Benützung des Begriffs "Neokolonialismus" nicht missverstanden werden, so Schlagnitweit: "Moderner Massen- bzw. Über-Tourismus verursacht in der Regel nicht unmittelbar dieselben Grausamkeiten und Menschenrechtsverletzungen historischer Kolonialmächte, welche den Angehörigen indigener Bevölkerungen entweder überhaupt das Menschsein absprachen oder ihnen zumindest nicht dieselben Grund- und Freiheitsrechte zubilligten wie den eigenen Bürger:innen."
Der Punkt sei vielmehr, dass die Interessen der Tourist:innen und Vermarktungsgesellschaften auf Kosten der in den Tourismusdestinationen lebenden Menschen durchgesetzt werden.
In den von Massen- oder Über-Tourismus besonders betroffenen Reisedestinationen steige stetig der Widerstand einheimischer Bevölkerungsgruppen gegen zunehmende tourismusbedingte Belastungen. Diese seien ökologischer oder infrastruktureller Natur, aber nicht nur.
So sehr die Tourismuswirtschaft für manche Regionen eine kaum verzichtbare Arbeits- und Erwerbsquelle darstellt, so sehr bringe sie Teile der einheimischen Bevölkerung in wirtschaftliche Bedrängnis, etwa durch die Verknappung von Wohnraum und dadurch überschießende Immobilienpreise, durch die Konzentration des Angebots von Gütern und Dienstleistungen auf den Bedarf zahlungskräftiger Reisender oder durch die Verdrängung nicht-touristischer Wirtschafts- bzw. Erwerbszweige aus der Region.
Wenn dann auch noch maßgebliche Gewinnanteile der Tourismusbetriebe gar nicht in der Region zur Verteilung kommen, sondern an internationale Tourismus-Konzerne und Kapitalgesellschaften gehen, könne tatsächlich von "neokolonialistischer Ausbeutung" gesprochen werden, betonte der ksoe-Direktor.
Zwar hätten Tourismus und Reisen an sich einen hohen individuellen, sozialen und kulturellen Wert, sofern es zu Begegnungen auf Augenhöhe komme. Es stelle sich allerdings die Frage, ob solche Begegnungen unter den Rahmenbedingungen des modernen Massentourismus überhaupt noch möglich und realistisch seien.
Der Markt regle nicht alles optimal, indem er sich selbst überlassen bleibt, so Schlagnitweit, es brauche wirksame und gemeinwohlorientierte politische Rahmensetzungen. Die seit einigen Jahren diskutierten und teils auch lokal umgesetzten Maßnahmen wie Besucher-Kontingente, Eintrittsgelder in Städte oder Verbote touristischer Wohnraumbewirtschaftung würden häufig nur an den Symptomen des Problems ansetzen und nicht an seiner Wurzel, bemängelt Schlagnitweit: "Letztlich ist an der grundlegenden Sinnfrage des Reisens anzusetzen und wären entsprechende kritische Bildungs- und Reflexionsprozesse zu initiieren, um alle am gegenwärtigen Tourismusbetrieb irgendwie Beteiligten zu erreichen und in ihre jeweilige Verantwortung zu rufen: die Reisenden selbst ebenso wie ihre Dienstleister, Tourismusbetriebe ebenso wie Investoren."
Der Vatikan hat in einem Schreiben zum 45. Welttourismustag dazu aufgerufen, Tourismus als konkretes Mittel zur Förderung des Friedens zu nutzen. Mehr dazu
Viele Regionen in Europa kämpfen mit den Auswirkungen von Massentourismus. Besonders unausgewogen ist das Verhältnis zwischen Einheimischen und Tourist:innen im EU-Vergleich in der Südlichen Ägäis in Griechenland: In der Region mit Inseln wie Santorin oder Mykonos kamen 2022 im Durchschnitt 110 Übernachtungen auf eine Einwohnerin oder einen Einwohner. Auf den Ionischen Inseln, zu denen unter anderem Korfu zählt, waren es 81 Übernachtungen pro Person. Die Kroatische Adriaküste kam auf 66. (Quelle: Destatis)
Statistik Austria: Übernachtungen pro Einwohner in Österreich