Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Am 1 November feierten wir das Fest Allerheiligen. Es erinnert an all jene Menschen, die als Heilige in ihrem Leben eine besondere Beziehung zu Gott gelebt haben. Solche Vorbilder gibt es einige, unsere Namen erinnern daran. Viele der bekannten Heiligen begegnen uns dabei im November und Dezember: Der Heilige Martin hat etwa seinen Mantel mit einem am Weg sitzenden Mann geteilt. Die Heilige Elisabeth von Thüringen kümmerte sich im 13. Jahrhundert um arme Menschen, selbiges tat der heilige Nikolaus ein paar Jahrhunderte früher in Myra in der heutigen Türkei. Bei aller Unterschiedlichkeit und obgleich sie zu ganz unterschiedlichen Zeiten gelebt haben, verbindet sie die Sorge um ihre Mitmenschen. Vielleicht können ihre jeweiligen Gedenktage auch uns zum Nachdenken animieren: Wie engagiere ich mich für andere? Wann war ich zuletzt jemandem behilflich?
Ein Anruf bei jemandem, den ich vl. schon länger nicht mehr gehört habe, ein Einkauf für die Nachbarin, ein kleines Gespräch im Lift – Aktivitäten wie diese sind es, die uns als Gesellschaft solidarischer zusammenrücken lassen und die uns ein Stück weit begreifbar machen, was es mit diesen Heiligen, wie dem Heiligen Martin, der Heiligen Elisabeth oder dem Heiligen Nikolaus auf sich hat.
Mehr als 300.000 Menschen in Österreich sind von sogenannter „absoluter Armut“ betroffen – mehr als eine Million Menschen gelten als armutsgefährdet. Absolute Armut wird in einem Artikel auf der Homepage der Caritas Österreich so definiert, dass sich Menschen wichtige Grundbedürfnisse nicht leisten können. Viele Hilfsstrukturen – öffentlich wie privat – bemühen sich darum, auf das Thema Armut hinzuweisen und sie zumindest ein stückweit zu lindern.
Auch Kirche versucht, das Thema Armut hochzuhalten, ist doch auch der Dienst gegenüber all jenen, die es nicht leicht haben, in der Bibel grundgelegt. Nicht zuletzt deswegen hat der im Frühjahr 2025 verstorbene Papst Franziskus vor 9 Jahren den sogenannten „Welttag der Armen“ initiiert, um das Thema „Armut“ in den Blick zu nehmen. Im heurigen Jahr steht dieser Welttag unter dem Motto: „Du bist meine Hoffnung“. Für wen bin ich vielleicht ganz persönlich auch so ein Stück Hoffnungsgeber/ Hoffnungsgeberin?
Eine Frage, die dazu animieren kann, Not im Kleinen und Großen zu lindern, für die 300.000 Menschen in Armut in Österreich, aber auch darüber hinaus.
Vielfach wird Armut sehr stark mit dem Thema Geld oder mit dem Nicht stillen können von Grundbedürfnissen verbunden. Die Palette der unterschiedlichen Formen von Armut ist jedoch um einiges größer: Viele Menschen leiden – auch oft unbemerkt – an Beziehungsarmut, nicht selten wird Einsamkeit als wohl eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit angesehen. Ein Beispiel von vielen. Daneben wird immer wieder - nicht selten gerade jungen Menschen – eine gewisse Empathiearmut nachgesagt, also ein Nicht-Wahrnehmen-Können oder gar -wollen dessen, was über den je eigenen Tellerrand hinausgeht. Ja, Armut hat viele Gesichter: Welche Formen von Armut nehme ich in meinem Umfeld wahr?
Auch wenn Armut weit präsenter ist, als wir es wahrhaben wollen, ist es schön, dass es zugleich auch viele Gesichter der Solidarität gibt. Ein tolles Beispiel hierfür ist etwa die Sozialaktion „72 Stunden ohne Kompromiss“. Jugendliche und junge Erwachsene nutzen unterschiedliche Projekte dafür, die Welt ein stückweit solidarischer und mitmenschlicher zu gestalten. Ein starkes Zeichen hierfür, dass junge Menschen sehr wohl über den eigenen Tellerrand schauen. Und ein starkes Zeichen der Solidarität in einer Welt, in der Armut in so vielschichten Formen zutage tritt.
Blickt man auf das Wort Armut, so steckt darin auch das Wort „Mut“. Und ja, vielfach braucht es wirklich Mut, wenn man mit dem Thema „Armut“ zu tun hat. Mut bedarf es vor allem bei den Betroffenen, etwa wenn es darum geht, sich einzugestehen, dass man in irgendeiner Form Unterstützung benötigt. Mut braucht es jedoch oft auch bei Helfenden. Nicht immer ist das Engagement für all jene, die in irgendeiner Form von Armut oder Benachteiligung betroffen sind bzw. wenn es darum geht, soziale Missstände aufzuzeigen, von Zustimmung geprägt. Nicht selten wird ein solches Engagement für andere als „Gutmenschentum“ abgetan.
Vielleicht auch deswegen, aber auch aus eigener Bescheidenheit heraus geschieht vieles von diesem Einsatz für andere still und unbemerkt. Doch wäre es nicht schön, wenn viele Menschen über ihr Engagement in sozialen Fragestellungen erzählen würden. Wäre es nicht ebenfalls wichtig, dass gerade auch Institutionen, wie etwa auch Religionsgemeinschaften noch stärker ihre Stimme erheben, wenn es darum geht, für Solidarität, mitmenschlichen Respekt und ein friedvolles Miteinander einzutreten. Ja, hierfür braucht es eine Portion Mut, eine Portion Mut, die ich uns allen wünsche, um unsere Welt solidarischer, mitmenschlicher und friedvoller zu gestalten.
Anton Tauschmann, Katholische Kirche Steiermark