Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Freunde fürs Leben
Als ich vor vielen Jahren mit meinem Studium in Bad Gleichenberg begann, hatte ich primär Angst, dass ich bereits in der ersten Woche des Semesters an Langeweile sterben könnte.
Meine Gedanken überschlugen sich: „Dort ist doch nichts, dort kann man nichts unternehmen, es gibt nur viel Natur und ja okay – das Studium.“
Rückblickend kann ich sagen: noch nie hab ich mich so sehr getäuscht wie damals.
Schon am zweiten Tag des Semesters war klar: hier sind die richtigen Leute am richtigen Ort.
Aus der Not wurde eine Tugend und so haben wir die langweiligen Dorfnächte in unvergessliche Partynächte, das gemeinsame Lernen im Studentenwohnheim zu stundenlangen Gesprächs-Abenden mit Wein und Zigaretten verwandelt und sahen damals schon das Potential – wir könnten Freunde fürs Leben werden.
Heute, 13 Jahre später gibt es unsere Runde noch immer – 9 Personen finden in regelmäßigen Abständen aus ganz Europa zusammen. Mittlerweile natürlich mit Kind und Kegel, was uns jedoch nicht davon abhält weiterhin Partynächte und Weinabende zu erleben. Also ja – ich bin mir sicher, wir sind Freunde fürs Leben.
Und übrigens, keine Sorge – das Studium haben wir tatsächlich auch alle positiv abgeschlossen.
Fernfreundschaft
Das Konzept einer Fernbeziehung kennen wir alle. Doch haben Sie schon Mal von einer Fernfreundschaft gehört?
Ich lebe seit 13 Jahren in einer und bin – wie es die Umstände eben erlauben – doch recht glücklich.
Meine beste Freundin beschloss nach ihrer Matura die Zelte in unserer Heimat abzubrechen und machte sich auf in Richtung München. Was zuerst maximal spannend und cool klang, hat mir schnell gezeigt – okay, so wie wirs bisher gewohnt waren, wird’s nicht mehr sein.
Ein spontanes Treffen weil der Freund nervt, ein schneller Spritzer weil das Leben schön ist oder ein kurzes Vorbeikommen, einfach um miteinander zu sein, fallen weg.
Stattdessen gibt es kilometerlange Konversationen auf WhatsApp oder Telefonate die jenseits der 2-Stunden Grenze liegen. Und wissen Sie was? Es funktioniert.
Wir sind beide tief in unserem Inneren der Meinung, dass diese Freundschaft es wert ist, einige Abstriche zu machen. Das dürfte auch das Geheimrezept sein, wieso wir auch nach so langer Zeit im jeweiligen Leben immer Up-to-Date sind.
Das klingt jetzt natürlich alles super und easy, aber wenn ich ehrlich sein darf – im Stillen hoffe ich, dass diese Fernfreundschaft ein Ablaufdatum hat, das Wort „Fern“ wegfällt und wir diese Freundschaft irgendwann auch wieder in unmittelbarer Nähe miteinander leben und genießen dürfen. Und ja, ich bin mir sicher – das wird klappen.
Veränderungen
Früher waren meine Freundschaften ausschließlich von den gleichen Interessen geprägt – reisen, unterwegs sein, neue Leute kennenlernen, das Leben genießen, weder zurück und schon gar nicht nach vorne schauen.
Nun sind wir in einem Alter angekommen wo’s nicht mehr darum geht welches Outfit das Beste für die nächste Party ist, weil es auch nur mehr selten eine Party gibt, wer welchen Schwarm in welchem Lokal entdeckt hat und wie wir trotz Ferialjob auch noch einen gemeinsamen Städte- und Meertrip unterbringen. Wir beschäftigen uns nun mit anderen Dingen – manche bekommen Kinder, heiraten, bauen Häuser, andere leben weiter wie bisher, feiern Partys, machen Urlaube, denken kaum an morgen. Man merkt – die Schere geht weit auseinander, wenn das Erwachsenenleben so richtig anfängt zu kicken.
Da bedarf es einiger Kunst, dass Freundschaften auch weiterhin bestehen können – ein wichtiger Punkt: egal welche Änderungen im Leben daherkommen; die Freundschaft war zuerst da.
Es müssen nicht alle das gleiche Leben leben, nur damit Freundschaften weiterhin bestehen können.
Windeln, Spritzwein, schlaflose und durchzechte Nächte, Familienurlaube und Singletrips können nebeneinander funktionieren – der Balanceakt ist kein leichter, aber für die meisten Freundschaften zahlt es sich aus hartnäckig zu bleiben.
Freunde finden
Die meisten meiner Freundschaften bestehen seit vielen, vielen Jahren. Einige seit Kindheitstagen an, andere kamen im Laufe der Schul- und Studienzeit dazu.
Jetzt bin ich 32 und frage mich – wie findet man eigentlich im Erwachsenenalter Freunde? Braucht man überhaupt noch zusätzliche oder hat man eh schon genug, wenn man ob der verschiedenen Lebensweisen ernsthaft die Terminkalender zücken muss, um das nächste Treffen in 3 Monaten zeitgerecht einplanen zu können?
Es gibt Zeiten in denen ich mich als schlechte Freundin bezeichne würde, da ich den schnellen Kaffee mit einer Freundin zum dritten Mal verschieben muss und dennoch freue ich mich, wenn kein gegenseitiges Unverständnis herrscht, nur weil ich um 5 in der Früh nach Hause gekommen bin und sie bereits aus Gründen seit 5 schon wieder auf den Beinen ist.
Unsere Leben verändern sich und klar ist Spontanität im vollbepackten Erwachsenenalter oft kaum unterzubringen, aber vielleicht klappt es ja doch, wenn man dem Ganzen einfach eine Chance gibt.
Dann braucht man sich nämlich auch nicht auf die Suche nach neuen Freunden zu machen – dies würde der volle Terminkalender ja ohnehin nur sehr schwer zulassen.
Und wie meine Oma immer gesagt hat: „es passiert, wenn du am wenigsten damit rechnest“ und damit hat sie vermutlich nicht nur die nächste Schwärmerei, sondern womöglich auch die nächsten Freundschaften gemeint.
Hanna Prumofsky, Katholische Kirche