Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Ausmisten ist anstrengend
Wir alle haben schon einmal in unserem Zuhause ein Zimmer neu gestaltet oder auch mehrere Bereiche neu organisiert. Eine neue Farbe für die Wände, neue Möbel oder alte Möbel neu zusammenstellen … es kann großen Spaß machen, der Kreativität freien Lauf zu lassen und den eigenen vier Wänden sozusagen neues Leben einzuhauchen. Was meistens weniger Spaß macht, ist die Arbeit direkt davor. Schränke und Regale ausräumen und die vielen Dinge, die sich – oft über Jahre – angesammelt haben sortieren und ausmisten.
Vor allem: jedes Mal muss man sich dabei neu entscheiden: will ich das behalten? Wo und wie kann ich es aufbewahren? Oder kommt es weg? Aber wie – weg? Verschenken, verkaufen, wegwerfen? Was ist sinnvoll, was macht keinen allzu großen Aufwand? Bevor das „Neue“ Platz im Zimmer hat, muss man sich also erst einmal durch einen ganzen Berg an „Altem“ durcharbeiten. Ich habe im heurigen Jahr schon viele Stunden mit Ausmisten und Aufräumen verbracht und falls ihr auch grade mittendrin seid, gebe ich euch meinen persönlichen Tipp weiter: wenn ihr könnt, nehmt euch dafür wirklich Zeit und gönnt euch regelmäßig Pausen. Es ist nämlich echt ganz schön anstrengend.
Wie viel besitzen wir?
Die meisten von uns besitzen ziemlich viele Dinge, in der Regel deutlich mehr als wir regelmäßig brauchen oder nutzen. Und wer Kinder hat, hat gleich noch einmal einiges mehr an – naja – Zeugs. Laut einer Studie von Statistik Austria kommen pro Jahr und Kind rund 50 neue Spielsachen hinzu. Nach einigen Jahren und vielleicht mit mehreren Kindern ist schnell ausgerechnet welche Mengen da zusammenkommen.
Mein Mann und ich haben bei unseren Töchtern versucht, diese Flut ein bisschen einzudämmen und zum Beispiel zwischen den größeren Anlässen keine extra Geschenke zu kaufen. Aber ganz ehrlich? Es ist verflixt schwer. Erstens gibt es einfach unglaublich viele tolle Sachen für Kinder. Das eigene innere Kind freut sich da beim Einkaufen gleich mit. Zweitens bringen Opas, Tanten oder Freundinnen eben gerne eine Kleinigkeit für Kinder mit beim Besuch – das abzulehnen habe ich selten bis nie geschafft. Somit sind auch unsere Kinderzimmer ordentlich voll.
Spielzeug auszumisten ist, finde ich, noch einmal anders anstrengend. Viele der Dinge sind nämlich mit Erinnerungen und Emotionen verbunden und die Versuchung ist groß, sie alle „zur Erinnerung“ aufzuheben. Das geht natürlich nicht, also heißt es: durchatmen und weitersortieren. Und ja, ein bisschen was darf dabei auch in die Erinnerungskiste wandern.
Nachhaltig leben im Kleinen
Beim Ausmisten im großen Stil stolpert man automatisch über das Thema Nachhaltigkeit. Denn: alles, was wir nicht mehr brauchen oder wollen einfach wegschmeißen? Das kam für uns nicht in Frage. Es war allerdings auch nicht ganz einfach, für die vielen aussortierten Dinge einen neuen Platz zu finden. Wir haben natürlich zuerst einmal die üblichen Online-Verkaufsplattformen bemüht, mit allen Vor- und Nachteilen. Zum Glück waren die meisten Leute freundlich, aber unsere Geduld wurde oft auf die Probe gestellt … wenn der „Übergabetermin“ für ein Brettspiel um 3 Euro mehrmals verschoben wurde oder reservierte Dinge eben einfach gar nicht abgeholt wurden. Von unverschämten Preisvorstellungen ganz zu schweigen.
Trotzdem: ich würde es wieder so machen. So viele haben sich nämlich ehrlich gefreut über unsere „aussortierten“ Sachen. Ich bekam strahlende Gesichter zu sehen und viele Geschichten zu hören. Von den fünf Enkelkindern, die im Garten der Großeltern jetzt auch eine Spielküche und eine Maltafel haben. Von den Nähprojekten, die mit meinen verschenkten Stoffen geplant wurden. Und von der sechsköpfigen Familie, die erst vor einer Woche von Deutschland in die Steiermark gezogen war und sich sehr über ein Stockbett für die Kinder freute.
Von mir gibt es also – bei all dem zusätzlichen Aufwand – eine klare Empfehlung fürs weiter verkaufen und verschenken. Die Freude ist am Ende definitiv größer als der Frust.
Erinnerungen brauchen keinen Platz
Wer umorganisiert, ausmistet und aufräumt wühlt sich nicht nur durch viele Dinge, sondern meistens auch durch einen wahren Berg an Erinnerungen. Mit dem längst vergessenen Kleidungsstück oder der leicht angestaubten Vase tauchen auch Momente aus der Vergangenheit auf. Dabei entsteht manchmal ein seltsamer Effekt: Dinge, die uns an einen geliebten Menschen oder an eine besondere Zeit in unserem Leben erinnern, wollen wir nicht weggeben. Auch dann nicht, wenn wir sie überhaupt nicht brauchen oder sie uns vielleicht gar nicht mehr gefallen. Aber sie sind mit einem positiven Gefühl verbunden und wir haben irgendwie die Angst, dass mit dem Gegenstand auch das Gefühl verloren geht.
Zum Glück ist das aber natürlich nicht der Fall. Die Erinnerung, das Gefühl, der Moment bleiben für immer bei uns, ganz egal ob es noch einen physischen Beweis dafür gibt oder nicht. Wir können diese Dinge also guten Gewissens weitergeben, damit sie hoffentlich noch jemand anderem eine Freude machen. Und während wir in unseren Wohnungen und Häusern wieder Raum schaffen und durchatmen, können wir uns sicher sein: für unsere Erinnerungen gibt es unendlich viel Platz.
Julia Rust, Katholische Kirche Steiermark