Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Wie lang ist es her, dass sie mitten im Alltag in eine Kirche gegangen sind, einfach nur so – ohne Anlass und Pflicht. Ich mach das ganz gerne im Sommer. Wenn einem eine kühle Weihe umfängt; die Stille wirkt wie ein Kleidungsstück zur schützenden Haut. Der Blick tastet sich entlang an den Mauern, den Bänken, den Bildern und Engeln. Die Steine heben an zu erzählen von vergangener Zeit. Generationen um Generationen schon haben sich hier versammelt, gebetet, geweint, gedankt auch, gefeiert. Unwandelbar ist das Herz dieser Mauern, durchtränkt von dem Wissen: Gott – er ist da!
Auch Menschen, die nicht religiös sind, werden oft still beim Betreten eines Gotteshauses. Zumindest wird die Stimme gesenkt.
Ich habe einmal erlebt, wie eine Großmutter mit ihrer Enkeltochter in die Kirche kam. Sie gingen leise herum. Das Mädchen staunte ehrfürchtig im besten Sinne des Wortes. Als sie hinausgingen, standen der Pfarrer und der Mesner laut diskutierend im Gang. Das Mädchen drehte sich um und machte: „Pscht!“
Sie hatte die Würde des Raumes wahrgenommen und verstanden…
Ich bemerke es in der heutigen Zeit immer öfters, dass der christliche Glaube in nicht wenigen Fällen als etwas Absurdes angesehen, als etwas für schwache und wenig intelligente Menschen gehalten wird; vielfach werden andere Sicherheiten wie Technologie, Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen bevorzugt.
Es handelt sich um Umfelder, in denen es nicht leicht ist, das Evangelium zu bezeugen und zu verkünden, und in denen Gläubige verspottet, bekämpft, verachtet oder bestenfalls geduldet und bemitleidet werden.
Doch gerade deshalb sind dies Orte, die dringend der Mission bedürfen, denn der Mangel am Glauben hat oft dramatische Begleiterscheinungen:
dass etwa der Sinn des Lebens verloren geht,
die Barmherzigkeit in Vergessenheit gerät,
die Würde des Menschen in den dramatischsten Formen verletzt wird,
die Krise der Familie und viele andere Wunden unter denen unsere Gesellschaft nicht unerheblich leidet…
Und trotzdem ist das die Welt, die uns anvertraut ist und in der wir gerufen sind, den freudigen Glauben an Christus, den Erlöser zu bezeugen.
Denn, wie ein deutscher Politiker (Armin Laschet) einmal sagte, ist „unsere christliche Botschaft das Beste, was wir anzubieten haben. Wenn alle danach leben würden, wäre es eine bessere Welt…“
Da gibt es in einem kleinen Ort in der Oststeiermark ein Wegkreuz mit einem Bankerl daneben, zu dem ich sehr gerne hin gehe, wenn ich mit dem Hund des Nachbarhauses spazieren gehe. Mein tierischer Gefährte kennt schon den Weg, dort angekommen setze ich mich auf die Bank, er setzt sich neben mich – auf dem Boden natürlich – und verhält sich ruhig und schaut mich nur an. Nicht selten kommt mir auch ein Gebet über meine Lippen – Anlässe dafür gibt es immer wieder. Manchmal habe ich bei Bruno – so der Name dieses Hundes – den Eindruck, als würde er mitbeten. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Egal…
Aber jetzt kommt es: Plötzlich kommt mir vor, ich höre meinen Namen oder sind es nur die Sträucher, die im Wind sich wiegen.
Gott, rufst Du wirklich meinen Namen wieder und wieder kratzend, schleifend, streichend…?
Wie auch immer man das deuten will, eines bin ich mir sicher: Wer die Schönheit auch in den kleinen Dingen zu entdecken vermag, erhöht den Glücksfaktor seines Lebens. Blicken Sie um sich, lauschen Sie, schmecken, riechen und spüren Sie, welche Geschenke Ihnen das Leben und ihr Glaube in diesem Augenblick anbietet.
Nehmen Sie sich die Zeit, die schönen Momente tief in sich aufnehmen….
Heute erinnere ich mich noch einmal zurück an meine Zeit als Religionslehrer an einer Berufsschule. Da sitze ich mit vier jungen Männern an einem Tisch, und einer von ihnen hat sich offensichtlich soeben „geoutet“. Die Reaktion der anderen ist knapp doch die vielen Frage und Ausrufezeichen lassen aufhorchen: „Wie jetzt?! … Christ!?! … Jetzt so richtig mit Kirche und so…“
Das war für mich gewiss ein paar Überlegungen wert.
Verblüfft war ich dann, als ich von einem zweiten höre: „Die Werte, die das Christentum prägen, haben schon was.
Ein anderer unterbricht die interessante Diskussion: „Jetzt so richtig, mit Barmherzigkeit und so?“ Ich kommentiere mit einem „Sehr schön“, und denke: Das sind die Momente, in denen man froh ist, Reli-Lehrer zu sein.
Ich zitiere aus der Bibel die erste Christengemeinde: „Seht, wie sie einander lieben.“
Fast 2000 Jahre später klingt das zu schön um wahr zu sein. Doch dürfen wir von diesem Ideal, das mit Barmherzigkeit bestens übersetzt ist, nicht lassen.
Als sich der schwer kranke Papst Franziskus noch am Gründonnerstag in ein römisches Gefängnis begab, um die Insassen zu segnen, sagte er zu den Reportern: „Jedes Mal, wenn ich einen dieser Orte betrete, frage ich mich: Warum sie und nicht ich?“ – dann ist das Barmherzigkeit und so“.
Ein Ideal? Ja, naiv, vielleicht. Doch wir Christen sind so. Mit Barmherzigkeit und so.
Ihr Theologe Walter Drexler