Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
„Ich weiß nicht so recht, wann genau das ist. Und ich weiß eigentlich nicht, was der Grund dafür ist.“ So singen die beiden österreichischen Liedermacher und Kabarettisten Christoph und Lollo in einem ihrer sogenannten Feiertagslieder über das Pfingstfest. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2024 geht es mehr als der Hälfte der Menschen in Deutschland ähnlich wie den beiden Musikern. Was ist das nun also, Pfingsten? Pfingsten aus dem Griechischen kommend, bedeutet „der 50.Tag“ und markiert jenen Tag, an dem der Heilige Geist auf die Jünger:innen Jesu herabkam. Der Heilige Geist ist dabei nichts anderes als die Lebenskraft Gottes.
Was gibt mir in meinem Leben Kraft? Bei welchen Aktivitäten, bei welchen Begegnungen, in welchen Situationen kann ich Kraft tanken? Pfingsten – ein Fest des Innehaltens und Krafttankens inmitten eines für viele sehr stressigen Frühjahrs. Vielleicht ist genau das der Grund, wieso Pfingsten für Christoph und Lollo zum Lieblingsfest im Jahr wird, wie es im Refrain ihres Liedes heißt.
Um den Hintergrund von Pfingsten noch besser zu verstehen, kann auch ein Blick in die Bibel helfen. Im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte wird dabei vom sogenannten Pfingstereignis berichtet: Die Versammelten wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. Menschen, die dazukamen staunten nicht schlecht, als sie mit dieser Vielzahl an Sprachen konfrontiert waren. Pfingsten ein Fest der Vielfalt, ein Fest der Völkerverständigung.
Heute, gut 2000 Jahre später, scheint von dieser Völkerverständigung wenig übrig zu sein. Viele Missverständnisse entstehen oft deshalb, da nicht miteinander gesprochen wird und es lediglich ein Nebeneinander und kein Miteinander gibt. Wann habt ihr zuletzt ein Gefühl einer mitunter auch plötzlichen Verbundenheit gehabt? Wann habt ihr die Erfahrung gemacht, dass sich das miteinander sprechen lohnt? Pfingsten als Fest der Völkerverständigung, ein konkretes Beispiel dafür, wie der Hintergrund eines Festes in den lebensrelevanten Vordergrund rücken kann.
Was macht ein gutes Leben aus? Einen Zugang zu dieser Frage liefern möglicherweise die sogenannten 7 Gaben des Heiligen Geistes.
Da wäre etwa die Weisheit, die uns dabei hilft, Dinge einzuordnen und abzuwägen. Die Einsicht, die in der Vielfalt der Möglichkeiten dabei unterstützt, den Überblick zu bewahren. Der Rat, der bei Entscheidungen im Blickpunkt steht, uns befähigt gute Ratschläge anzunehmen oder zu erteilen. Die Stärke, auch herausfordernde Situationen zu meistern, die Erkenntnis in schwierigen Situationen die richtigen Schlüsse zu ziehen sowie die Frömmigkeit und Gottesfurcht, die ein Leben in Einklang mit etwas Höherem und der Schöpfung im Blick haben. Welche dieser Gaben sind bei euch besonders ausgeprägt? Welche würdet ihr noch gern stärker integrieren?
Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Gottesfurcht und Frömmigkeit Zugegeben, manche dieser Begriffe klingen ein wenig aus der Zeit gefallen, doch können sie andererseits auch Orientierung dafür sein, was es braucht um persönliche Begabungen neu oder wieder zu entdecken.
Rund um das Thema Geist gibt es auch viele Redewendungen, die es in den alltäglichen Sprachgebrauch unserer Zeit geschafft haben. „Die hat aber einen Geist“ heißt es etwa dann, wenn jemand hartnäckig an einer Sache dranbleibt und - möglicherweise auch in herausfordernden Situationen – Ausdauer beweist. Man kann aber auch der „gute Geist sein“. Das ist häufig eine Person, die nicht immer im Mittelpunkt steht, mit ihrem Engagement aber den Laden am Laufen hält. Und ist man sich bei einer Fragestellung uneins, scheiden sich bei einer Sachlage auch mal die „Geister“.
Doch sind es nicht nur Redewendungen, sondern auch Begriffe, die wir mitunter öfters verwenden, diese also quasi dem sprachlichen Zeitgeist entsprechen. Sei es etwa eine geistesgegenwärtige Reaktion, um etwas Schlimmes zu verhindern oder, wenn es darum geht, von etwas oder von jemandem begeistert zu sein. Wovon bin ich in meinem Leben begeistert? Was hat zuletzt in mir Begeisterungsstürme hervorgerufen? Egal was oder wer in eurem Leben für Begeisterung sorgt, wünsche ich euch jedenfalls viele geistreiche Momente in der kommenden Zeit.
Anton Tauschmann, Theologe in der Katholischen Kirche Steiermark