Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Mit dem heutigen Palmsonntag beginnt für uns Christen eine ganz besondere Woche: die Karwoche oder wie sie auch heißt – die Leidenswoche unseres Herrn Jesus Christus!
Das ist aber nicht nur ein schöner kirchlicher Brauch, nicht nur eine Erinnerung an ein geschichtliches Ereignis, sondern das hat mit unserem unmittelbarem Leben zu tun! Wer weiß schon, dass er vor allem verschont bleibt? Vor Verurteilung, vor Verleumdung, vor Hass, vor Krankheit, vor Schmerzen, und erst recht vor dem Tod?
So stellt sich für mich heute die Frage mehr denn je: Wer ist dieser Gott? Wer ist dieser Jesus? Wer ist dieser Herr?
Während des Betens fragte eines Tages eine Frau: „Wer bist du Herr?“
Der Herr antwortete: „Ich bin der ich bin.“
Sie fragte wieder: „Aber wer ist der Ich bin?“
Und er antwortete: „Ich bin die Liebe, ich bin der Friede, ich bin die Gnade, ich bin die Freude, ich bin der Weg, die Wahrheit, das Leben und das Licht! Ich bin der Seelentröster, ich bin die Stärke, ich bin die Sicherheit. Ich bin der Schutz, ich bin die Macht, ich bin der Schöpfer.
Ich bin der Anfang und das Ende, ich bin der Allerhöchste.“
Mit Tränen in den Augen schaut die Frau in den Himmel: „Ich verstehe…Aber wer bin ich?“
Er trocknete ihre Tränen und antwortete: „DU BIST MEIN.“
Vor etwa zwei Wochen erlebte ich am eigenen Körper, wie nah die Leidensgeschichte Jesu unserem Leben ist.
Ein gutes Essen noch mit meinen beiden Geschwistern, ein gemütlicher Abend, und wie ich schlafen gehen wollte, auf einmal ein stechender Schmerz in meiner Brust. Ich dachte noch an die Folgen eines Schiunfalls etwa drei Wochen zuvor, bei dem ich mir einige Rippen gebrochen hatte, aber die Schmerzen ließen nicht nach. Von der Brust weg ging es in beide Arme… Man malt sich so alle möglichen Szenarien aus, von denen man hofft, dass sie nie eintreten… Ich sagte so vor mich hin: „Gott, lass diesen Kelch an mir vorübergehen“. Meine Nichte Veronika – selbst Ärztin -, reichte mir ein „Schweißtuch“, indem sie meinte: „Ruf sofort die 144 an!“ Und 2 Rotkreuzleute waren sofort da, die ihre Arbeit noch dazu freiwillig machten, um mir beim „Kreuztragen zu helfen“. Mit Blaulicht und Folgetonhorn ging es Richtung LKH-Erstaufnahme und schnell kam man zum Ergebnis: Schwerer Herzinfarkt.
Und jetzt der große Unterschied zur Leidensgeschichte Jesu: Er traf auf Menschen, die ihm nur Böses wollten, ich hingegen nur Menschen, die mir nur helfen wollten. Sascha, dem diensthabenden Herzspezialisten, in deine Hände, „Gott in deine Hände lege ich meinen Körper, mein Leben“. Dann 2 Tage Intensivstation, viele kümmerten sich um mich, die Schwestern, die Dienst hatten, die rettenden Engel mit bekannten Namen mit ihren positiven Gedanken und Gebeten. Ja, nach 2 Tagen – ich musste gar nicht „3 Tage“ warten, konnte ich aufstehen – die Zeit, ans Bett gefesselt zu sein, war vorbei – „Auferstehung“ ! Der Schmerz war weg. Ich lebe.
Das war bisher wohl meine persönlichste Karwoche, meine persönlichste Auferstehung, mein persönlichstes Ostern!
In dieser Karwoche muss ich des Öfteren an verschiedene Kreuzesdarstellungen denken:
Warum der Totenkopf? frage ich mich? Das mutet etwas gruselig an, aber auch interessant. Hinter dieser Darstellung könnte evtl. die Bedeutung jenes Ortes stecken, wo Jesus gekreuzigt wurde. Die Stelle vor der Stadtmauer Jerusalems trug bekanntlich den aramäischen Namen Golgota („Schädel“, „Ort des Schädels“, lateinisch „Calvaria“). Vielleicht hatte der Hinrichtungshügel auch die Form eines Totenkopfes.
Aber noch genauer könnte uns die Bibel darauf einen Hinweis geben: Jesus verbindet sich in seinem Sterben mit allen Menschen, nimmt ihren Tod an, schenkt ihnen seine Liebe und beruft sie zu neuem unzerstörbaren Leben. Unsere Tod-Verfallenheit ist also umflossen von seiner Liebe.
Der Totenkopf unter dem Gekreuzigten meint uns alle, Jesu Liebe erreicht jeden und jede - bis in unseren Tod hinein und darüber hinaus. Also nichts Gruseliges, sondern eher eine Botschaft der Hoffnung!
Jetzt im Frühling hört man sie wieder überall – die Singvögel! In den Sträuchern, in den Bäumen, auf Laubhaufen, auf den Balkonen. Unlängst fühlte ich mich von einem Vogerl direkt verfolgt. Es war ein Rotkehlchen, das nicht von meiner Seite wich, aber immer mit einem gewissen Respektsabstand. Seine Stimme ließ mich immer wieder wissen, dass es da war.
Plötzlich erinnerte ich mich an eine Legende (aus dem Niederländischen), die gut in die jetzige Karwoche passt:
Darin wird erzählt, dass das Rotkehlchen zunächst nur ein grau-brauer, unscheinbarer Vogel war. Eines Tages wird er Zeuge eines grausamen Geschehens. Er sieht, wie Jesus ans Kreuz geschlagen wird und wie er unter den Schmerzen leidet. Um ihm beizustehen und ihn zu trösten, versucht der Vogel, seine Schmerzen zu lindern. Er drückt sich mit der Brust gegen die Dornenkrone und versucht einen der Dornen herauszuziehen, die in die Stirn Christi eingedrungen sind. Dabei löst sich ein Blutstropfen aus der Wunde und tropft dem kleinen Vogel auf die Brust. Seitdem ist seine Kehle rot gefärbt, er ist zum Rotkehlchen geworden. In der Folge wich er Jesus nicht mehr von der Seite und sang für ihn, damit er sein Leid besser ertragen konnte.
Seither dürften schon viele die tröstliche Nähe dieses kleinen Vogels erfahren haben. Und haben darin einen guten Geist gespürt. Nah und tröstlich, eine freundliche Begleitung ohne Worte. Für mich ein Zeichen dafür, dass auch Gott auf mein Leben sieht und mich freundlich begleitet.
... Ihr Theologe Walter Drexler