Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Bei manchen hebräischen Ausdrücken kann man allerdings nicht mehr sicher sagen, welches Tier damit gemeint ist. Es gibt Unterschiede in den Übersetzungen und Deutungen. Der sagenhafte „große Fisch“ des Propheten Jona wird z. B. in der späteren Tradition als Wal gedeutet. Die Schriftsteller der Bibel unterscheiden auch nicht immer scharf zwischen realen Tieren und Symbolgestalten (Drachen, Seeungeheuer). Hin und wieder schreiben sie Tieren menschliche Fähigkeiten zu, z. B. wenn sie die Schlange im Garten Eden (Gen 3,1) oder die Eselin des Bileam (Num 22,28) das Wort ergreifen lassen. Die menschlichen Verfasser der Bibel sind eben keine Biologen und Zoologen, sondern Poeten, Propheten, Priester, Seelsorger. Nicht zoologisches Wissen zu vermitteln, ist ihr Auftrag, sondern zur Ehrfurcht vor Gottes Schöpfung und zum geordneten Miteinander der Geschöpfe aufzurufen.
Den Menschen wird dabei eine besondere Verantwortung für die Mitgeschöpfe zugesprochen: „Sie sollen walten über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.“ (Gen 1,26f) Leider wurde dieses „Walten“ (hebr.רדה - radah) oft als willkürliches und rücksichtsloses Herrschen missverstanden. Menschen wurden zu ausbeuterischen Despoten ihres Planeten und ihrer Mitgeschöpfe, statt kluge Verwalter im Sinne Gottes zu sein. Darum mahnt Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si (24. Mai 2015): „Diese Verantwortung gegenüber einer Erde, die Gott gehört, beinhaltet, dass der Mensch, der vernunftbegabt ist, die Gesetze der Natur und die empfindlichen Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt respektiert...“ (68)
Die Bibel spricht immer wieder vom „Bund“, den Gott mit den Menschen schließt. Der Gedanke des Bundes gehört zu den zentralen Themen der Bibel. Leicht wird dabei übersehen, dass Gott nicht nur mit Menschen, sondern auch mit den Tieren im Bunde steht. In der bekannten Erzählung von der Sintflut und der rettenden Arche spricht Gott zu Noah: „Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch und mit euren Nachkommen nach euch und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde bei euch, … mit allen Wildtieren der Erde überhaupt.“ (Gen 9,9f) Der Regenbogen soll fortan das Zeichen des Bundes zwischen Gott und allen seinen Geschöpfen sein.
Eine späte Schrift der Bibel, das Buch der Weisheit, spricht staunend von Gott: „Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen.“ (Weish 11,24) Jedes Geschöpf ist demnach Ausdruck der Liebe und Zärtlichkeit Gottes und hat seinen Platz in der Welt. Der Mensch hat das Zueinander und Miteinander der Geschöpfe zu beachten, wenn er sich der anderen Lebewesen, ihrer Kraft und ihrer Fähigkeiten bedient.
Für Menschen in biblischer Zeit sind Rinder, Schafe, Ziegen, Esel und Kamele von besonderer Bedeutung (vgl. Gen 12,16). Felle, Häute, Wolle, Milch, Fleisch… - tierische Produkte verschiedener Art ermöglichen Nahrung, Kleidung, Wohnung (Teppich und Zeltdach), aber auch Feste mit Musik (Trommel, Hörner und Saiten) und kultische Opferfeiern (Opfertiere). Unser Wort „Jubel“ kommt vom hebräischen „jobel“, dem Widderhorn, mit dem im Volk Israel zum Fest geblasen wird (vgl. Ps 81,4). Esel und Kamele, seltener das Pferd, helfen im Alltag Lasten tragen und dienen als Reittiere. Immer wieder ist in den heiligen Texten von Löwe und Bär, Reh und Hirsch, Schlange und Fisch, Adler und Taube, Heuschrecke und Biene die Rede – oft nur nebenbei im alltäglichen Sinn, oft aber auch in Gleichnissen; Tiere werden zu Symbolen für menschliches Verhalten, für bedrohliche und angenehme Situationen, aber auch für die göttliche Wirklichkeit. Gott, so steht geschrieben, trägt sein Volk in die Freiheit wie auf „Adlerflügeln“ (Ex 19,4), Jesus wird „Lamm Gottes“ (Joh 1,29) genannt und der Heilige Geist kommt „wie eine Taube“ (Mk 1,10) auf Jesus herab. Jesus selbst spricht in seinen Bildworten und Gleichnissen unter anderem von Fuchs, Henne, Kamel, Wolf, Lamm, Schlange, Skorpion, Fisch und Spatz.
Die Bibel enthält auch einige schöne Zeugnisse für das, was man heute Tierliebe nennt. Hartherzigkeit passt jedenfalls nicht zur Tierhaltung: „Der Gerechte weiß, was sein Vieh braucht, doch das Herz der Frevler ist hart.“ (Spr 12,10) Und: „Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden.“ (Deut 25,4)
Fast zärtlich klingt die Weisung: „Wenn du unterwegs auf einem Baum oder auf der Erde zufällig ein Vogelnest mit Jungen oder mit Eiern darin findest und die Mutter auf den Jungen oder auf den Eiern sitzt, sollst du die Mutter nicht zusammen mit den Jungen herausnehmen.“ (Deut 22,6) Dass Gott alle seine Geschöpfe kennt, macht Jesus mit diesem Wort deutlich: „Verkauft man nicht fünf Spatzen für zwei Pfennige? Und doch ist nicht einer von ihnen vor Gott vergessen.“ (Lk 12,6)
Text: Karl Veitschegger
"Tiere in der Bibel und in unseren Kirchenräumen"
im Diözesanmuseum in Graz,
Bürgergasse 2
Ausstellungsdauer:
08. Mai bis 13. Oktober 2019
Dienstag - Freitag von 09 - 17 Uhr
Samstag/Sonntag von 11 - 17 Uhr
Sonderführung
durch die Ausstellung
06. Juli 2019 um 15 Uhr
Unkostenbeitrag 7€ pro Person
Kontakt: 0316 8041 890