Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Der mit 4.000 Euro dotierte Preis für den besten Kurzdokumentarfilm, seit 2015 gestiftet vom KULTUM Zentrum für Kunst, Gegenwart und Religion unter der Leitung von Johannes Rauchenberger, geht an die Regisseurin Karin Berger für „Wankostättn“ (AT 2023, analog - 16mm, 37 min, dOF).
Ein elegant gekleideter Mann mit Hut und Regenschirm führt uns durch eine Siedlung aus Asphalt und Beton. Aufgewachsen in dieser Siedlung und einer Tradition der oralen Geschichtserzählung besitzt er die Kunst, über diesen Ort zu erzählen, wie sie nur wenige können. So erfahren wir von der großen Wiese, die einst hier war, vom friedlich gemeinschaftlichen Zusammenlebern der Familien – umspielt von Kindern, die in Wohnwägen geboren wurden. Und dann bleibt er plötzlich stehen und wir kommen zu dem grausamsten Punkt der Geschichte, als diese – seine – Gemeinde von der selbst ernannten „Herrenklasse“ abtransportiert wurde. Als einer der Überlebenden der Lovara-Gemeinde ist Karl Stojka nicht nur ein großartiger Erzähler, sondern auch KZ-Überlebender und Zeitzeuge einer Gruppe, die in der Geschichtsschreibung zu oft übersehen wird.
Über 25 Jahre lang hat Karin Berger das Material für diesen Film ruhen lassen, um sich diesen Aufnahmen nun wieder zuzuwenden. Bereits 1997 gedreht, gestaltet sich dieser Film zu einer Reise durch mehrere Zeiten und wird schließlich zu einem Sprung in die Geschichte und Seele einer Person, die es zutiefst versteht, von Menschlichkeit in einer von Gewalt geprägten Zeit zu erzählen.
Seit Jahrzehnten begleitet die Filmemacherin die Familie Stojka und kehrt immer wieder mit Feingefühl und Respekt, gedrungen durch die anhaltende Notwendigkeit, diese Zeitzeug:innenberichte sichtbar zu machen, zu deren Erinnerungen und Erzählungen zurück. Mit herzlicher Lebenskraft und Intelligenz beleuchtet sie so in ihrem Film WANKOSTÄTTN eine wenig aufgearbeitete Leerstelle österreichischer Geschichte. – So lautete die Begründung der dreiköpfigen Jury: Lisa Heuschober (Kulturarbeiterin und Kuratorin für YOUKI, frame[o]ut, ethnocineca, tricky women/tricky), Valérie Pelet (Regisseurin, letztjährige Preisträgerin für den Film „Augusts Orte“, Hans-Walter Ruckenbauer (Praktischer Philosoph an der Universität Graz, Kurator von Zeitkunst am UZT).
Im Wettbewerb um den Preis standen 15 Kurzdokumentarfilme, darunter Erstlingswerke ebenso wie Filme von arrivierten Regisseur:innen wie Lotte Schreiber oder dem Grazer Kollektiv Total Refusal. Neben dem Preisgeld des KULTUM erhält die Regisseurin Berger einen Gutschein über 2.000 Euro, gestiftet von The Grand Post – Post Production Houses.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion in Kooperation mit der Diagonale sprach Philosoph Hans-Walter Ruckenbauer mit Regisseur Rainer Frimmel („Emile – Erinnerungen eines Vertriebenen“) und den beiden Regisseurinnen Evelyne Faye (Franz-Grabner-Preisträgerin D`23 mit „Lass mich fliegen“) und Weina Zao (Franz-Grabner-Preisträgerin D`22 mit „Weiyena – Ein Heimatfilm“) über die Selbstbehauptung im Portrait (Nachschau der Diskussion vom 24. März im KULTUM).