Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Im Rahmen der Initiative "#OutInChurch - für eine Kirche ohne Angst" zeigten sich am 24. Jänner in Deutschland 125 Menschen, die queer und katholisch sind und die sich gegen Diskriminierung aller Menschen in der Kirche aussprechen, die wie sie nicht der heterosexuellen Kirchennorm entsprechen. Die Dokumentation "Wie Gott uns schuf" des Investigativ-Journalisten Hajo Seppelt hat großes mediales Interesse hervorgerufen. Viele katholische Bischöfe, Theolog:innen, Verbände und Organisationen – auch in Österreich - bekundeten Solidarität.
Hamburgs Erzbischof Stefan Heße betonte: "Eine Kirche, in der man sich wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken muss, kann nach meinem Dafürhalten nicht im Sinne Jesu sein“. Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers twitterte "Wir alle sind Geschöpfe Gottes. Und die Kirche muss jedem Menschen Heimat bieten. Dafür will ich mich einsetzen." Für die Deutsche Bischofskonferenz trat der Aachener Bischof Helmut Dieser vor die Presse. "Ich habe dazugelernt, ja, das kann ich ganz freimütig sagen", sagt er. In seinem Statement vom Montag bekräftigte er, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung oder seiner geschlechtlichen Identität diskriminiert oder abgewertet oder kriminalisiert werden dürfe.
“Das Herz des christlichen Glaubens hängt nicht von einer sexuellen Orientierung ab, sondern ermutigt zu einem gewissenhaften Leben mit dieser." Darauf hat der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner in einem Blogbeitrag hingewiesen. Das Gewissen der "Queers" - also Homosexuellen, Transgender u.a. - sei zu respektieren, betonte Zulehner und forderte Engagement und Courage von allen Menschen inklusive der Kirchenleitung ein.
Zur jetzt auch in Österreich anlaufenden Queer-Debatte gab der Pastoraltheologe zu bedenken: Die Bibel sei nicht wortwörtlich zu lesen, sondern mit ethischem Lernen zu kombinieren. Zuallererst müsse man die Verurteilung homosexueller Akte in der Bibel im Kontext lesen. "Es war eine Zeit, in der das biblische Prinzip lautete: Wachset und mehret Euch! Alle sexuellen Begegnungen, die nicht generativ waren und Kinder hervorbringen konnten, waren verwerflich", erklärte Zulehner.
Das kirchliche Arbeitsrecht verhindere formell die Weihe Homosexueller, werde aber keineswegs immer angewendet. Und es mache einen Unterschied, in welchem Dienst jemand in der Kirche wirkt, betonte Zulehner. Es zeichneten sich einige "pastorale Leitlinien" ab, die Kirchenangehörige inklusive der Kirchenleitung berücksichtigen sollten: "Trag im Umgang und mit soliden Argumenten Deinen Teil dazu bei, dass überkommene Diskriminierungen aufhören." An die Kirchenleitung richtete der Theologe den Appell: "Überprüft das Arbeitsrecht ebenso wie die Lehraussagen im Katechismus der Weltkirche." Auch bei der Todesstrafe oder beim Suizid sei die kirchliche Lehrposition revidiert worden.
Wie die an der theologischen Fakultät Graz lehrende Theologin Prof. Gunda Werner zur aktuellen Debatte erklärte, ist ein auf nur zwei Geschlechter reduziertes, binäres Menschenbild in der Humanwissenschaft überwunden - und sollte es auch in der Katholischen Kirche sein. Die theologische Anthropologie des kirchlichen Lehramtes negiere bisher, dass es "viele Formen von Geschlechtern und auch des Begehrens" gebe und sei somit "korrekturbedürftig“. Werner ist Mitherausgeberin des für Frühling angekündigten Herder-Buches "Out in Church. Für eine Kirche ohne Angst"
"Die Regenbogenpastoral Österreich begrüßt die Aktion #OutInChurch von queeren kirchlichen Mitarbeitenden in Deutschland, die für ein Klima der Angstfreiheit in der Kirche eintreten". Das hat deren Vorsitzender, Franz Harant, in einer Aussendung am Dienstagnachmittag betont. Er sei überzeugt, dass die Initiative eine befreiende Aktion für viele sei, "die sich als Teil der Kirche verstehen, die sie beruflich mitgestalten und prägen"- so wie jeder Coming-Out-Prozess auch einer Einzelperson Erleichterung bringe.
Es steht in der römisch-katholischen Kirche schon lange an, dass LGBTIQ*-Personen in ihrer Würde als Mensch voll anerkannt werden, hielt Harant fest. "Weil die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität Teil der Person ist, darf niemand diskriminiert werden. Das christliche Menschenbild sagt, dass alle Menschen von Gott unbedingt geliebt sind", so der Regenbogenpastoral-Leiter.
Auch die Katholische Jugend Österreich solidarisiert sich mit den Forderungen von #OutinChurch und wies auf ihr Positionspapier von 2016 hin, in dem sie Respekt und Wertschätzung für alle von gegenseitiger Liebe getragenen zwischenmenschlichen Partnerschaften ausdrücken, egal welchen Geschlechts. „Das muss selbstverständlich auch für die Mitarbeitenden der katholischen Kirche gelten“, betont KJÖ-Vorsitzender Tobias Kirschner.
"Alte Vorurteile und falsche Botschaften zu Sexualität müssen endlich aufgearbeitet werden und die neuen theologisch-wissenschaftlichen und humanwissenschaftlichen Erkenntnisse müssen akzeptiert werden", forderte Luitgard Derschmidt, Vorsitzende des Forums Beziehung, Ehe und Familie der Katholischen Aktion Österreich, das das Manifest #OutInChurch ebenfalls unterstütze.
Im Film berichten Menschen von Identitätskrisen, Ausgrenzung, Suizidversuchen - und auch davon, dass sie ihr Coming-Out, also ihr öffentliches Sprechen über ihre sexuelle Identität, den Job kosten könne. Jede(r) Sechste bleibt unerkannt. Der Arbeitsvertrag für Mitarbeitende bei der Kirche schließt Loyalitätsverpflichtungen ein, nach denen die Glaubens- und Sittenlehre beachtet werden muss.