Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Der Prager Frühling 1968 in der damaligen Tschechoslowakei war auch für die katholische Kirche im Land in verschiedener Weise von immenser Bedeutung: Das betonte der Prager Weihbischof Vaclav Maly im Interview mit der Kooperationsredaktion der heimischen Kirchenzeitungen. "Der Prager Frühling war auch ein Frühling für die Kirche", so der Weihbischof, der die Ereignisse damals als 18-jähriger erlebte.
In den 1950er-Jahren seien viele Priester verhaftet und verurteilt worden, die Bischöfe wurden isoliert oder waren in Haft. Das Ordensleben sei nicht mehr möglich gewesen und die Pfarrstrukturen wurden beschädigt. Öffentliches Wirken sei verboten und kirchliches Leben auf die Kirchengebäude beschränkt worden. In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre kehrten dann aber bereits Priester aus den Gefängnissen zurück und im Prager Frühling seien sie aktiv geworden. Auch die Bischöfe hätten ihren Platz wieder einnehmen können, so Maly: "Das war eine sehr fruchtbare Zeit, auch im kulturellen Leben: In Prag entstanden neue Theater und Zeitschriften. Ich war begeistert und habe viel gelesen."
Im Prager Frühling sei die Zensur aufgehoben worden und man habe von einem "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" gesprochen. Doch allen sei klar gewesen: "Wenn der Prager Frühling sich fortsetzen würde, dann käme ein demokratisches System. Denn es ging den Menschen nicht um Sozialismus, sondern um Freiheit und Demokratie."
Der Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes am 21. August 1968 sei dann ein Schock gewesen. Maly: "Es gab vorher gewisse Signale, dass etwas passieren könnte. Aber der brutale Einmarsch war in dieser Form nicht erwartet worden." Die Situation sei zwar im Herbst 1968 noch verhältnismäßig gut geblieben, im Frühling 1969 hätten dann aber die Säuberungen in der Kommunistischen Partei selbst begonnen und ab dem Sommer 1969 betrafen die Säuberungen die Gesellschaft und auch die katholische Kirche.
Die damaligen Ereignisse hätten ihn dazu bewogen, Priester zu werden, erinnerte sich der Bischof: "Nach dem Prager Frühling sah ich aber, wie sich Menschen veränderten und vorsichtiger wurden. Es gab wieder Karrieristen. Ich dachte mir, man könne nicht die persönliche Einstellung und den Glauben ändern, weil sich das System ändert. Als Priester wollte ich zeigen, dass es sich lohnt, das Evangelium zu bekennen."
Quelle: Kathpress