Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Wir feiern die "Jahre der Bibel"! Mehr Lesen
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Der Grazer Pastoraltheologe Rainer Bucher legt hier ein hoch aktuelles Buch über die sozialen und politischen Potentiale des Christentums in der globalen kapitalistischen Welt vor. Er zeigt zuerst, wie sich dieses höchst erfolgreiche Wirtschaftssystem vor allem in christlich geprägten Gesellschaften entwickelt hat und wie aus ihm schon früh eine starke politische Ideologie geworden ist. Heute schränken die transnationalen Machtakteure die politischen Freiräume der demokratischen Gesellschaften stark ein. Die kulturelle Hegemonie der totalen Gewinnorientierung hat auch starke Auswirkungen auf die religiösen Überzeugungen in allen Ländern der Erde. Längst ist der Kapitalismus zu einer neuen Religion bzw. Gegenreligion geworden, aber auch die christlichen Kirchen sind weltweit Teil der kapitalistischen Kultur. Bei der Analyse dieser Zeitsituation wird auf Michel Foucault, Georg Simmel, Hartmut Rosa, Jean Luc Nancy oder Gianni Vattimo Bezug genommen. In den Blick kommen auch die neomarxistischen Thesen zur Zeitlage, es ist von der Beerbung der Religionen durch säkulare Glaubenssysteme die Rede (Slavoj Zizak). Als Gegengewicht steht ein prophetisches Christsein im Sinne von Michel Certau, denn es gehe um eine starke Motivation für soziales und christliches Handeln in pluralistischen Lebenswelten. Papst Franziskus gibt ständig neue Impulse für ein soziales Christentum innerhalb kapitalistischer Gesellschaften. Der christliche Glaube werde geprägt durch viele innere Spannungen (Jetzt und Noch Nicht) und Antinomien, doch er trage in sich das Potential, den Glauben an die maximale Gewinnorientierung durch die starke Überzeugung von der Solidarität mit den Schwächeren zu ergänzen bzw. zu ersetzen. Dafür aber brauche es starke Netzwerke von christlichen Handlungsmustern, ein neuer politischer Katholizismus sei real möglich. Der Autor ist überzeugt, dass der christliche Glaube heute weltweit ein starkes Gegengewicht zum hegemonialen Weltkapitalismus bilden könne. Diese Wirtschaftsform soll aber nicht als Feindbild gesehen werden, es sei vielmehr notwendig, sie durch soziale und moralische Zielwerte zu implementieren. Zu wenig beachtet wird, dass dieses imperialistische Wirtschaftssystem heute besonders stark von fundamentalistischen und evangelikalen Christen (USA) getragen wird. Die Ambivalenz des Christlichen ist in der heutigen Weltlage nicht zu übersehen. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf dem katholischen Glauben, der größten aller christlichen Konfessionen. Es zeigt viele Möglichkeiten auf, wie sich engagierte Laienchristen, aber auch Kleriker, im Geiste Jesu in Subgruppen der Gesellschaft sozial und politisch betätigen können. Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit bleibt das globale Christentum die stärkste Korrekturmacht des kapitalistischen Systems. Insgesamt ein hoch professionelles, realistisches und Hoffnung weckendes Buch zur Zeitlage.
Zielgruppe: Theologen, Politiker, Philosophen, Ökonomen, Seelsorger, Religionslehrer, Erzieher, Journalisten, engagierte Laienchristen
(Prof. Anton Grabner-Haider, Graz)