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Das Charisma der geweihten Jungfräulichkeit für Frauen, die in der Welt leben, reicht bis in die Anfänge der Kirche zurück. Dennoch scheinen diese Berufung und Lebensform vielen Menschen in der Kirche unbekannt zu sein. Allein schon deshalb ist es sehr zu begrüßen, wenn einschlägige Publikationen erscheinen. Der vorliegende Sammelband enthält die überarbeiteten Vorträge, die im Juni 2010 bei der ersten Tagung des neu gegründeten Vereins „Ordo Virginum Deutschland e. V.“ gehalten wurden. Hinzu kommen die Einleitung, der Anhang und die Texte von drei Predigten.
Irmingard Breuer („Geweihte Jungfräulichkeit in der Welt. Eine Berufung aus der Feier der Eucharistie“, S. 17?21) verweist auf das Mysterium der Heiligen Eucharistie als die Mitte und Quelle der geweihten Jungfräulichkeit. Der Präfekt der Apostolischen Signatur Raymond Leo Kardinal Burke („Wesentliche Elemente der Berufung zur geweihten Jungfräulichkeit für Frauen, die in der Welt leben“, S. 23?57) vermittelt ausgehend vom Ritus der Jungfrauenweihe ein vertieftes Verständnis der Berufung zum Leben geweihter Jungfräulichkeit in der Welt. Die Jungfrau wird wirklich eine Braut Christi, pflegt eine bräutliche Spiritualität und erhält den kirchlichen Status einer gottgeweihten Person mit den entsprechenden Rechten und Pflichten. Marianne Schlosser („Consecratio ? desponsatio ? dedicatio. Trinitarische Verwurzelung der Berufung als Virgo consecrata“, S. 59?75) geht von den Weisungen des Codex Iuris Canonici aus, der in c. 604 die einschlägige Normierungen zusammenfasst. Sie fragt nach der historischen Bedeutung der Begriffe, betont das Bild der Kirche als Braut Christi und zeigt, wie dieser Wesenszug der Kirche in der geweihten Jungfräulichkeit bestimmend zum Tragen kommt. Diese ist wesentlich Christus-Brautschaft und mystische Vermählung. Mary Kay Lacke („Der Weiheritus: Spiegel der geweihten Jungfrau im Herzen der Kirche“, S. 77?95) erläutert in anschaulicher Weise den Weiheritus und erkennt in ihm die Lebensregel, an der sich die virgo consecrata immer wieder neu orientieren muss. María Luisa Öfele („Theologisch-liturgische Bedeutung des Weihegebetes der Jungfrauenweihe für Frauen, die in der Welt leben“, S. 97?143) analysiert das Weihegebet unter theologischen und liturgischen Gesichtspunkten und vermag so die tiefere Bedeutung zu erschließen und das Verhältnis zu den anderen sakramentalen und nichtsakramentalen Weihen in der Kirche näher zu bestimmen. Judith Stegman („Das Berufungsbaum-Projekt ? unter Berücksichtigung der besonderen Berufung zu einem Leben geweihter Jungfräulichkeit in der Welt“, S. 145?169) stellt das Projekt „Vocation Tree“, den sog. „Berufungsbaum“ vor, der in künstlerischer Weise darstellt, welche Berufungen in der Kirche gemäß dem nachsynodalen Schreiben von Papst Johannes Paul II. über das geweihte Leben und seine Sendung in der Kirche und in der Welt „Vita consecrata“ vom 25. März 1996 möglich sind. Auf die Berufung der geweihten Jungfrauen, die in der Welt leben, geht Stegman eigens ein und grenzt es von anderen Formen der Nachfolge ab.
Im Anhang des Buches ist der Text des Weihegebetes der Jungfrauenweihe in lateinischer und deutscher Sprache abgedruckt (S. 170?175). Angefügt wird der Beitrag von Raymond Leo Kardinal Burke beim internationalen Kongress des Ordo Virginum 2008 in Rom: „Lex orandi, lex credendi. Der Ritus der Jungfrauenweihe und die Berufung zu einem Leben gottgeweihter Jungfräulichkeit in der Welt“ (S. 179?207). Neben der ausführlichen und detaillierten Analyse des Ritus widmet sich der Beitrag u. a. den kirchenrechtlichen Implikationen und praktischen Folgen der Weihe.
Das letzte Kapitel bilden die Texte von Predigten, die Raymond Leo Kardinal Burke, Michael Fuchs und Konrad Baumgartner bei der Tagung im Juni 2010 gehalten haben (S. 209?222).
Die kirchliche Jungfrauenweihe begründet eine eigene Form des gottgeweihten Lebens und eröffnet Frauen, die in der Welt leben, einen in der modernen Zeit nicht ganz üblichen Weg der Nachfolge Christi. Diese Lebensform scheint heute verstärkt Interesse zu finden, wie die weltweit wachsende Zahl der Frauen zeigt, die dieses Charisma in sich erkennen und von der Kirche prüfen lassen. Der Sammelband eröffnet unterschiedliche Zugänge und greift sehr viele Themen auf: das theologische Wesen geweihter Jungfräulichkeit in den verschiedenen Dimensionen, Weihegebet und Weiheritus, spezifische Voraussetzungen und kirchenrechtliche Erfordernisse, Fragen der konkreten Realisierung der Lebensform u. a. Schwierigkeiten und Probleme werden nicht verschwiegen. Das informative Buch kann besonders für Frauen, die sich mit dem Gedanken tragen, den Weg geweihter Jungfräulichkeit gehen zu wollen, eine wertvolle Entscheidungshilfe sein.
Zielgruppe: alle, die sich über die kirchliche Jungfrauenweihe informieren wollen; besonders Frauen, die Interesse an dieser Lebensform haben.
Johann Hirnsperger