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1. Lieber Herr Trinkl, sie sind seit 1. September 2022 Organist der Stadtpfarrkirche Graz. Welche Ziele möchten sie an dieser Stelle realisieren und wie sind sie zum Orgel spielen gekommen?
a. Es ist mir ein großes Anliegen, die wunderbare Riegerorgel der Stadtpfarrkirche wieder als international bekanntes Konzertinstrument zu profilieren. Im Zuge dessen habe ich bereits die beiden Konzertreihen „Musik im Advent“ und „Orgelmusik in der Fastenzeit“ ins Leben gerufen. Diesen beiden wird noch ein jährlich wiederkehrender Zyklus im Oktober folgen. Ebenso ist es mir wichtig, das Instrument und seine vielseitigen Facetten auch im liturgischen Leben aufblühen zu lassen, die Grazer Stadtpfarrkirche ist dafür der bestmögliche Ort. Darüber hinaus liegt mir auch die Zusammenarbeit mit den Instituten, an denen Organisten ausgebildet werden am Herzen. So kooperiere ich mit der Kunstuniversität Graz, den Konservatorien und vielen anderen. Es ist wichtig, dass ein ausgezeichnetes Instrument wie es unsere Orgel ist, auch gerade jungen und in Ausbildung befindlichen MusikerInnen zur Verfügung steht.
b. Zum Orgelspiel kam ich durch meinen Vater, der lange Jahre Organist in meiner Heimatpfarre war und auch eine digitale Hausorgel hatte. Somit war die Nähe zum Instrument immer vorhanden und es führte für mich kein Weg daran vorbei, Interesse an der Orgel zu entwickeln
2. Was ist ihr innerlicher Antrieb, sich dieser anspruchsvollen Aufgabe zu stellen?
a. Wenn man etwas mit Leib und Seele gern macht, hat man keine andere Wahl, als dieser Tätigkeit nachzugehen. Ich bin voll und ganz Musiker dadurch, dass ich diesen Beruf gewählt habe und ausführe, erfülle ich das, was in der Psychologie etwas pathetisch als „Zweck der Existenz“ betitelt wird. Nachdem ich meinem Traumberuf nachgehe, stelle ich mich auch gerne den überaus anspruchsvollen Aufgaben.
3. Wer waren oder sind ihre Vorbilder und wie haben Sie ihren musikalischen Weg beeinflusst?
a. Einer meiner ersten Berührungspunkte mit Orgelmusik nebst meinem Vater war eine CD mit Werken von Bach, eingespielt von Karl Richter. Auch wenn heute niemand mehr auf diese Weise spielen würde, öffnete Richter mir die Ohren für Bach. Von großem Einfluss auf mich war auch der mittlerweile leider Verstorbene Pierre Pincemaille. Seine Improvisationen haben mich in meiner Entwicklung als Improvisator maßgeblich geprägt. Natürlich eifert man als junger Organist den ganz großen Namen nach, wie Olivier Latry, Bernhard Haas, auch meinem Lehrer Ulrich Walther und den vielen Domorganisten. Letztlich ergibt sich daraus eine Fülle von Einflüssen, die einen als Musiker sowie als Person prägen.
4. Spielen sie lieber Literatur oder improvisieren sie lieber?
a. Ja. Meine Antwort auf diese Frage ändert sich täglich. Es gibt eine unendlich große Zahl an exzellenten Stücken der Literatur, für die alle zu spielen ein Leben nicht ausreicht. Aber auch die Improvisation steht dem in nichts nach. Ich improvisiere täglich, sei es in der Messe, im Konzert, beim Üben oder nur für mich. Zu einem Organisten gehört für mich beides, ohne dass ich unter dem Strich eines bevorzugen könnte.
5. Welche Stilistik sagt ihnen am meisten zu und was ist ihr liebstes Orgelstück und welche Musik hören sie in Ihrer Freizeit?
a. Einen wirklichen Lieblingsstil habe ich nicht, jedoch bevorzuge ich den Hochbarock, die Spätromantik wie bei Reger und die moderne und zeitgenössische Musik von Messiaen bis Escaich. Meine Wahl eines Lieblingsstückes ändert sich beständig. Derzeit ist sind diese etwa die Symphonische Phantasie und Fuge „Inferno“ von Max Reger, die Evocation II von Thierry Escaich oder das Praeludium und Fuge in e-Moll BWV 548 von J.S. Bach. Aufgrund der großen Vielfalt wirklich wundervoller Musik kann ich diese Frage aber nie endgültig und unveränderlich beantworten.
b. In meiner Freizeit höre ich selbstredend viel Klassik, mein Standardradiosender im Auto ist auch Radio Klassik Stephansdom. Was man bei einem Kirchenmusiker wohl jedoch primär nicht erwarten würde, ist, dass ich ein AC/DC Fan bin und auch Punkrock mag. Vor allem aber genieße ich in meiner Freizeit auch Zeiten ohne Musik. Es kann sehr wohltuend sein, wenn man als Berufsmusiker immer wieder einige Stunden ohne musikalische Einflüsse verbringt.
6. Wenn sie nicht Orgel üben, wie verbringen sie dann ihre Freizeit?
a. Ich fahre leidenschaftlich gerne Rennrad und Ski, ich bin auch ausgebildeter Skilehrer. Beides sind Tätigkeiten, die durchaus meditativen Charakter haben, vor allem das Radfahren. Es ist ein wunderbarer Ausgleich zu einem sehr stressigen Beruf, wo man den Kopf freibekommen und Energie tanken kann. Darüber hinaus lese ich sehr gerne Sachliteratur, Geschichtsbücher und Biographien.
Sebastian Trinkl
Sebastian Trinkl wurde in Leoben, Steiermark, geboren. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er an der Musikschule seiner Heimatstadt. Zunächst Klavier lernen und später zur Orgel wechseln. Noch während der Schulzeit trat er 2014 als außerordentlicher Student an die Kunstuniversität Graz ein, um bei Ulrich Walther Orgel zu studieren. Seit 2017 ist er ordentlicher Student, derzeit Masterstudium Orgel und Kirchenmusik. Er besuchte verschiedene Meisterkurse und Kurse bei Bernhard Haas, Kay Johannsen und anderen bedeutenden Organisten.
Schon früh gewann er 1. Preise beim österreichischen Musikwettbewerb für junge Künstler „Prima La Musica“, außerdem wurde er Preisträger beim 1. Malta International Orgel Competition und mehrfach beim Martha-Debelli-Wettbewerb.
Sebastian Trinkl ist ein angesehener Kirchenorganist, Konzertorganist, Kirchenmusiker und Improvisator; Chöre und Solisten begleiten, Solokonzerte spielen und zu Stummfilmen improvisieren sind nur einige seiner Aktivitäten.
Er fungierte als leitender Organist in Trofaiach und ist derzeit als freischaffender Organist in der gesamten Steiermark tätig.
Seit Anfang 2022 ist er Chorleiter des Stiftes Vorau in der Steiermark.