Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Liebe adventliche Gemeinschaft, in Vorfreude auf das sehr nahe Weihnachtsfest, liebe Brüder im diakonalen und christlichen Dienst, liebe jugendliche Sängerinnen, Sänger, Schwestern und Brüder.
Was kann ich mir erwarten? Was darf ich mir davon erhoffen? Diese Gedanken kennen wir in uns, wenn wir irgendwo sehr viel Lebenskraft investieren.
Beispielsweise, man ist irgendwo Impulsgeber und möchte Gedanken weitergeben, die anderen sollen weiterdenken. Oder man hat ein handwerkliches Geschick und bereitet etwas vor und fragt sich, wie wird das bei jenen, die es in Auftrag gegeben haben, ankommen? Was kann ich mir erwarten? Was darf ich mir davon erhoffen? Geht etwas auf? Kommt es an? Noch tiefer wird es aber in unseren menschlichen Beziehungen, in Ehe, Partnerschaften, Freundschaften, wenn wir
uns vielleicht die Frage stellen, was kann ich mir von Dir erwarten? Was darf ich mir von Dir erhoffen? Es führt schon sehr weit und sehr tief hinein in das Geheimnis liebevoller Beziehungen.
Ja, das Warten und Erwartungen, unsere Hoffnungen, die kommen wohl auch vielfältige Weise in diesen adventlichen Tagen zum Ausdruck mit dem Licht des vierten Advent Sonntags, haben wir wahrscheinlich schon so manches erlebt, wo wir uns in diesen Wochen die Frage gestellt
haben, was kann ich mir erwarten, was darf ich mir auch von Weihnachten erhoffen? Und letztlich prägen diese Erwartungen und prägen diese kleinen Hoffnungen unseres Lebens den ganz adventlichen Weg.
Sie kommen zum Klingen in den wunderschönen Liedern, auch in diesem Gottesdienst. „Tauet Himmel den Gerechten, Wolken regnet ihn herab.“ Hinein getaucht am Beginn dieses Gottesdienstes die ganz große Hoffnung der Menschen nach Gottes Nähe, nach seinem Dasein.
Diese Erwartungen und Hoffnungen kommen zum Klingen in unseligen Konzerten und Einladungen und zu manchem adventlichen Abend durch Volksmusik, durch wunderschöne klassische Musik, durch Instrumentalmusik und das was uns guttut.
Es kommt vieles zum Klingen bei jenen, die musizieren und singen und bei jenen, die ein Echo geben mit ihrem Herzen und sagen, ja, das war ein guter Schritt hin zum Weihnachtsfest.
Vielleicht gab es das eine oder andere gute Gespräch in der Familie, in der Lebensgemeinschaft, in Pfarrgemeinden, in christlichen Gemeinschaften, rund um das adventliche Licht versammelt.
Vielleicht gab es auch schöne Begegnungen beim einen oder anderen Adventmarkt inmitten unserer Stadt, die erfüllt ist von vielen Menschen, die bei Tischen versammelt sind um miteinander zu plaudern, zu reden, als Arbeitsgemeinschaft, und es kommt so manches zum Klingen. Von Erwartungen, von Hoffnungen, auch des Miteinanders im Betrieb, im Unternehmen, wenn wir sonst so nebeneinander arbeiten, wir begegnen uns menschlich über die Arbeitszeit hinaus.
Besonders kommen unsere Erwartungen, unsere Hoffnungen zum Klingen in unseren Gottesdienst. Mit allen Sinnen werden wir an die Roraten denken, wenn wir in der Dunkelheit versammelt, erfahren es dämmernd, es wird licht, die Welt bekommt durch einen neuen Tag
Konturen. Wir können so manches erkennen, auch Zusammenhänge. Und sehen wiederum die größere Welt, tauchen aus, aus Finsternis und Dunkelheit hinein, in hoffnungsvolles Licht eines anbrechenden Tages.
Der ganze Advent ist letztlich Ausdruck und Möglichkeit zum Ausdruck zu bringen, was wir erwarten und erhoffen. Und nun unmittelbar vor dem Ziel, vertrauen wir der Zusage, zu Weihnachten wird sich genau das ereignen, was wir erwarten. Nur das, wonach wir uns sehnen
und hoffen, wird mitunter Wirklichkeit werden. Und wir hoffen, dass es nur wenigen zuteilwird, dass mit dem Zusperren der Bundstände, dem Niederfahren der Musik, dem Übrigbleiben von Lichtern und Bäumen in unserer Stadt, plötzlich eine Leere gibt. Wir hoffen für alle Menschen,
dass sie den nächsten Schritt hineingehen, dort wo Menschen sind, in Familien, in Lebensgemeinschaften, in Häusern, in verschiedenen sozialen Einrichtungen, in Pfarrgemeinden, wo jeder ein Zuhause findet, in diesem Weihnachtsfest. Aber ganz wesentlich werden wir zu
Weihnachten das erfahren, was wir erwarten. Was für uns Weihnachten bedeutet.
Auf jeden Fall ist es die Einladung unseres Gottes, ihn zu begegnen. Und Geheimnis unserer Mitmenschen, im liebevollen Füreinander da sein, miteinander feiern, im achtsamen Vorbereiten eines Tisches oder einfach im Verweilen einer Krippe, beim Staunen und Schauen, wie sich dieses
weihnachtliche Fest in unseren Traditionen zum Ausdruck bringt. Wir werden zu Weihnachten das als Ziel erfahren, was wir ganz persönlich von Weihnachten erhoffen.
Und so möge der Advent für uns nicht nur eine Zeit sein, wo wir Hoffnungen und Erwartungen zum Ausdruck bringen im Leben und im Glauben, sondern möge der Advent uns auch geholfen haben, dass wir ein Stück weit im Glauben gewachsen sind. Die Wiederholung unserer jährlichen Feste und Vorbereitungszeiten sind ein immer stärkeres in die Tiefe kommen.
Und wenn wir Wachstum in den Blick nehmen, dann denken wir, wenn Jesus verkündet, an das Samenkorn. Immer wieder gebraucht er es, zum Beispiel im Blick auf das kleinste Korn, das Senfkorn, das wächst, zu einem Baum wird und die Vögel des Himmels nisten darin. Wenn das
Samenkorn der Liebe in unser Herz hineingelegt wird, dann können wir anderen Menschen einen Lebensraum bereiten. Dafür danken wir heute schon jenen, die Weihnachten vorbereiten, dass wir zusammenkommen können. Sie werden uns zum Lebensraum Geheimnis Liebe Gottes, im
Geheimnis der Menschwerdung.
In dieser Haltung kann man so manches auch ertragen, in Vorbereitung, mehr noch kann Vorbereitung zu einer tiefen innerer Freude kommen. Im Senfkorn, kleine Zeichen der Liebe, wachsen und werden zum Lebensraum. Und das soll auch unsere Kirche sein, ein Lebensraum
von natürlicher Geburt bis zum natürlichen Tod und dazwischen das Leben in Frage gestellt. Die Wertegemeinschaft möchte dieses Leben schützen, wir möchten ein Lebensraum sein, in dieser
Spanne zwischen Liebe und Tod. Mit vielen kleinen Ansätzen, jeder von uns hat dieses Senfkorn der Liebe ins Herz gelegt und kann mitwirken, dass Menschen sich unserem Blick wohl fühlen und gütig betrachtet werden.
Gewachsen ist dieses Samenkorn der Liebe und des Vertrauens auch in Josef. Wenn er uns heute, am vierten und letzten Abend Sonntag begegnet. Wie Maria, seine Frau, die er zu sich nimmt, gab es auch die eine oder andere Unsicherheit, die eine oder andere Angst. Gott legt hinein in sein Herz das Wachstum des Vertrauens. Und wenn dieses Samenkorn noch so klein ist, Gott ist wachsam und Gott motiviert und Gott sendet seine geheimnisvollen Toten. Auch uns, dass auch wir immer mehr in seinem Glauben wachsen können und das Vertrauen
immer größer wird. Wir verehren zu Weihnachten den einzigen Herrn dieser Welt und unseres Lebens. Gott, der Immanuel, der Gott mit uns, der allein diesen Titel verdient, Herr der Welt und unseres Lebens zu sein. Und auf diesem Wege, diesem Jahr 2025, sind wir dankbar, dass Gott nicht nur Josef, sondern auch mir uns dir zusagt: „fürchte dich nicht!“
+Johannes Freitag
Weihbischof der Diözese Graz-Seckau
Dom zu Graz, am 21. Dezember 2025