Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Wir haben in der Lesung aus dem Brief an die Christen in Philippi das älteste christliche Lied gehört - passend zum heutigen Anlass, wenn wir das Fest der Kreuzerhöhung begehen. Uns wurde ein Gottesbild geschenkt, das unsere Bilder vom "Allmächtigen" kräftig durcheinanderbringt. Und wir sind eingeladen, die Zerbrechlichkeit des Menschen, in die er selbst in Jesus Christus gekommen ist, wach wahrzunehmen. Nichts an dem, was wir üblicherweise mit Gott verbinden, hat ER mitgenommen in SEINER Menschwerdung. Wie konträr dieses Bild des "heruntergekommenen Gottes" zu einem Bild von Kirche ist, das da und dort gelebt, mitunter auch von so manchen in der Gesellschaft erwartet wird. "Wenn wir Christus nachfolgen wollen, müssen wir auf die Sehnsucht nach einer privilegierten Stellung in dieser Welt verzichten; jeder von uns muss 'den Menschen gleich werden', muss die Solidarität mit den Menschen unserer Zeit ernst nehmen, zu der sich die Kirche mit den schönen Einleitungsworten der Konzilskonstitution 'Gaudium et spes' verpflichtet hat. Keine Angst haben, dass wir uns dadurch in der Masse verlieren und unserer christlichen Identität beraubt werden. Das, was uns von der Masse der Menschen unterscheiden wird, […] [wird] jene Bereitschaft [sein], 'die Knechtsgestalt anzunehmen'. Diese Lebensausrichtung […] bedeutet inmitten einer vorwiegend auf materiellen Erfolg ausgerichteten Zivilisation eine auffallend nonkonforme Stellungnahme; die so Lebenden können sowohl verborgenes 'Salz der Erde' als auch unübersehbares 'Licht der Welt' sein. Wenn die 'neue Evangelisation Europas' wirklich neu sein soll, muss sie den Mut haben, diese uralte, ursprüngliche, evangeliumsgerechte Gestalt mit Demut anzunehmen." Diese Worte des tschechischen Priester Tomáš Halík[1] sind Beleg für ein demütiges Leben von Kirche im Heute. Aber auch der Anlass, der uns heute hier zusammenbringt, macht dies deutlich.
Uns ist eine Orgel "geschenkt". Sie besteht aus vielen Teilen, die zueinander in Einklang gebracht werden müssen. Keine der Pfeifen ist bedeutsamer als eine andere. Es geht darum, sich selbst ganz und im Wissen um etwas Größeres mit Demut ins Ganze einzufügen. Nicht "ich", sondern "wir" macht eine Orgel zur "Königin der Instrumente". Dies sollten wir einbringen in unsere Welt, in der uns mitunter ganz andere Gesetzmäßigkeiten begegnen, die das Recht des Stärkeren, die Macht über andere und ähnliches mehr als die eigentliche Lebensweise nahebringen. Terror, Krieg, aber auch das Gehabe so mancher Verantwortungsträger lassen es ohnedies in den Nachrichten als zerstörerisch erscheinen, was da vor sich geht. Wie wohl doch dem gegenüber das Zu- und Miteinander von Pfeifen und Registern einer Orgel tut!
So sage ich ein herzliches "Vergelt’s Gott" allen, die sich darum bemüht haben, dass dieses historische Instrument wieder erklingt und uns eine lebendige Erinnerung gibt, worauf es im Christsein ankommt: Sich einander zum Wohl des Ganzen einzuordnen, einander zu lieben und gemeinsam für das Wohl aller zu sorgen.
[1] Tomáš Halík: Wege einer neuen Evangelisierung?, in: K. Ruhstorfer (Hg.), Das Ewige im Fluss der Zeiten? Der Gott, den wir brauchen (QD 280), Freiburg i. Br. 2016, 217–223, 219f., zit. nach: Loffeld Jan: Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt. Das Christentum vor der religiösen Indifferenz, Freiburg: 2024, 142f.