Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Kurz vor seinem Heimgang hat Bischof Johannes Weber einen Besucher im Krankenzimmer gefragt: "Wie wird das wohl nach Corona weitergehen?" Damals - mittendrin in der ersten Phase der Pandemie, in der die ganze Welt noch nicht recht wusste, wie es weitergehen wird oder könnte - hat Bischof Johannes den Blick nach vorne gerichtet, ahnend, dass er in Bälde sein Leben in die Hände des Schöpfers zurücklegen wird.
In der Vorbereitung zur heutigen Messfeier zu seinem 5. Todestag ist mir diese Episode in Erinnerung gekommen, weil sie Hoffnung atmet. Hoffnung, die heute vielen abgeht, auch weil Menschen versucht sind, lieber zurück zu schauen in eine geschönte Erinnerung. Bischof Johann gab uns hingegen mit: "Mensch, nimm ernst, dass deine Augen vorn sind und lass dich nicht ein auf bloße Rück-Blicke und das Risiko, zu erstarren. Wichtig ist, Schritte in die Zukunft zu setzen!"
2. Die Lesungen des heutigen Freitags, am Beginn der "Langen Nacht der Kirchen" in Österreich und darüber hinaus, lehren uns, die Hoffnung trotz allem, worin wir und die Welt derzeit stecken, auch heute zu leben. Die Texte lehren uns, auch in einer komplexen Welt, voll Zuversicht nächste Schritte zu setzen.
Da ist einmal die Erzählung, dass die Apostel bei ihrer Zusammenkunft in Jerusalem nach einigen Auseinandersetzungen, die dem heute verkündeten Abschnitt aus der Apostelgeschichte vorausgehen, in der Gewissheit des Mitseins Gottes Zukunftsperspektiven für alle eröffnet haben, die nicht Juden waren und Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu werden wollten. Die Jahrhunderte herauf hat es immer wieder Konzilien gegeben, wie solche internationalen, kirchlichen Zusammenkünfte genannt werden, in denen durch gemeinsames Überlegen aus der Zusicherung der Begleitung Gottes der weitere Weg der Christen festgelegt wurde. Vor 1.700 Jahren wurde beim ersten Ökumenischen Konzil in Nicäa die Grundlage für unser Glaubensbekenntnis gelegt, das uns in der Ökumene mit den anderen christlichen Kirchen verbindet. Im Zweiten Vatikanischen Konzil, das heuer vor 60 Jahren zu Ende ging, wurden Wegmarkierungen für eine Kirche gelegt, um eine Weltkirche für alle zu sein. Mit der Synode, die der verstorbene Papst Franziskus angeregt hat und deren Ergebnisse wir nun in unsere diözesane Praxis einpflegen wollen, wurde ein neues Kapitel der Kirchengeschichte aufgeschlagen, damit wir, die Jüngerinnen und Jünger des Auferstanden, gemeinsam das Evangelium, die frohe Botschaft, in unsere Welt hineintragen. Bischof Johannes, der 56. Bischof unserer Diözese, war beseelt davon, wie denn Christsein im Heute und morgen "gehen" könnte und hat Zeit seines Lebens immer wieder Initiativen dafür gesetzt. Angesichts des heutigen Gedenktags an ihn möchte ich uns einladen, im gegenseitigen Austausch, für den ein wirkliches Zuhören vonnöten ist, darüber nachzudenken, wie wichtig das Christsein gerade heute ist. Das Zukunftsbild, das wir 2018 ausgearbeitet haben, leitet uns nach wie vor dazu an. Unsere Diözesankonferenz hat dies über die letzten Monate gleichsam bestätigt.
3. Das Evangelium gibt uns am heutigen Tag mit, worauf es beim Voranschreiten im Christsein wirklich ankommt. Es geht darum, "Sein" Gebot, das "Neue Gebot" des Herrn zu leben. Nämlich einander so zu begegnen, einander so zu lieben, wie ER es als Mensch unter uns Menschen vorgelebt hat. Es gilt also, selbst in herausfordernden Situationen Jesu Lebensmaß zu unserem zu machen und einander so zu begegnen, wie wir uns wünschen, dass man auch uns begegnet. Da haben wir Christen viel "Luft nach oben", wenn wir etwa die Flügel- um nicht zu sagen "Grabenkämpfe" anschauen, die mitunter auch in unserer Kirche geführt werden. - Bischof Johann hat stets der Kirche in Österreich einzupflanzen versucht, vom Dialog zu reden und diesen zu leben. Weil nur das Gespräch uns als unterschiedliche Menschen zusammenführt und uns in dieselbe Richtung schauen lässt - eine Tatsache, die mir in der Gesellschaft wie auch in der Kirche mitunter schmerzhaft fehlt.
4. Leben wir also Zukunft! Leben wir Hoffnung, leben wir aus dem lebendigen Miteinander, das uns Wege in die Zeiten eröffnet, die auf uns zukommen. Heute ist ein perfekter Abend, dies auszuprobieren - bei der Langen Nacht der Kirchen.