Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Ich mache mitunter die Erfahrung, dass Christen - mich eingeschlossen - versucht sind, das Evangelium irgendwie für sich selbst zurecht zu rücken. Wir blenden manches aus. Oder wollen es zumindest. Dann sind wir Petrus ähnlich, der nicht anerkennen will, dass der Weg des Messias, den er eben als solchen bekannt hat (vgl. Evangelium des vergangenen Sonntags), seine Herrschaft nicht in den üblichen Kategorien "dieser Welt" aufrichten will und wird, sondern mit liebender Hingabe bis zum Tod (am Kreuz). Das Leben der Nachfolge soll, nein: muss davon geprägt sein - geprägt sein von Liebe. Und: das, was diese bedeutet, lebt der Herr vor. - Schließlich: das ist der Weg, den jede/r von uns in Seinen Fußstapfen zu gehen hat, und der auch für die Gemeinschaft von Kirche gilt, im Kleinen wie im Großen.
2. Was heißt das für unsere Diözese, die ab September deutlich in den Strukturen dieses Miteinander und Füreinander, diese Liebe untereinander mit dem einpflanzen will, was "Seelsorgeraum" heißt? Es genügt, einige Worte unseres Herrn zu sagen, die deutlich machen, dass ein "echter" Weg in der Nachfolge weit mehr bedeutet als das "bloße Verwalten von Pfarrangelegenheiten" und das "Gestalten des Kirchenjahres", weit mehr ist als die Erfüllung eines gewissen - von wem auch immer geplanten - Arbeitsprogramms usw. Es heißt u.a. "den Nächsten zu lieben wie sich selbst" (vgl. Mt 22,39). Das ist anfordernd, dass ich eben als Einzelner wie auch als Kirche in einer Pfarre, in einer Ordensgemeinschaft, an irgendeinem der vielen Erfahrungsräume von Kirche nicht nur meine Bedürfnisse sehen darf, sondern den Nachbarn gleich ernst zu nehmen habe wie die - berechtigten - eigenen Interessen. Die Erfahrung des Kreuzes ist dabei eine, die nicht ausbleibt, weil ich in der Liebe eben nicht bei mir selbst bleibe. Dies aber kann zur Chance werden, die zum Segen wird und damit Kirche authentischer wahrnehmbar wird hier in dieser Gegend. Und da ist in der Vergangenheit so manches an Glaubwürdigkeit im Großen, aber auch im Kleinen verspielt worden. "Liebe ich also die Pfarre, die Ordensniederlassung usw. meines Nächsten gleich wie meine eigene?"
3. Ein anderes Wort Jesu: "Niemand hat eine größere Liebe als wer sein Leben gibt für seine Freunde." (vgl. Joh 15,13). Wenn der/die andere/n mir gleich bedeutsam sind, dann ist es eigentlich logisch, sich ganz füreinander hinzugeben. Nur daraus entsteht neues Leben - auch unter uns Menschen (jedenfalls im Normalfall). Das könnte für das Leben von Kirche etwa heißen: Lass ich mich wirklich ein auf die Anderen oder ziehe ich mich zurück? Bin ich bereit, mich mit allem, was mich ausmacht, ins Ganze hinein zu verlieren oder halte ich mich vornehm zurück - auch vielleicht aus dem edlen Motiv, dass ich eh nicht so wichtig sei? Das heißt auch: Versuche ich mit allem, was mir möglich ist, die Meinung des anderen zu retten, und wenn es auch die von jemandem ist, der mir in seiner/ihrer Art Evangelium zu verstehen und zu leben, nicht in die "Tüte passt"? Ich denke diesbezüglich an so manches, das - wenn es aus "Graz" kommt oder gar aus "Rom" von vornherein "verdächtig" erscheint und daher mit diesem Blick angeschaut bzw. gelesen und mit diesen Ohren gehört wird.
4. Ein letzter kurzer Gedankengang aus den biblischen Texten zum heutigen Sonntag, die ja eigentlich davon sprechen, betört von Gott, also mit Haut und Haaren IHM nachfolgend zu leben. Es ist unserem Denken eher fremd - vgl. H. Qualtinger ("gschupfter Ferdl") - radikal, also bis zur Wurzel des eigenen Lebens, zu sein. Das hat oft den Beiklang "Fundamentalismus". Doch: ohne die persönliche wie die gemeinschaftliche radikale (!) und je neue Hinkehr zum Evangelium dürfen wir uns nicht wundern, wenn sich Menschen auch in dieser Gegend immer mehr sagen: "Der Verein gibt mir nichts." Oder so. Fangen wir also an, wirklich nach dem zu fragen, was "Gott von uns will" in den kleinen wie den großen Dingen. Manchmal habe ich den Verdacht, dass wir IHN im alltäglichen Betrieb unserer Kirche beinahe aus dem Auge verlieren. Wie dem entgegengewirkt werden kann? Nun: indem wir jene Gemeinschaft bilden, die wirklich nur von Seinem Evangelium geprägt ist.
Lesungen des Sonntags:
1. Lesung: Jer 20,7–9;
2. Lesung: Röm 12,1–2;
Evangelium: Mt 16,21–27