einander in Demut begegnen

1. Der Evangelist Markus hat uns wirklich einen großen Dienst erwiesen. Indem er als wohl erster das niedergeschrieben hat, was ihm vom Leben Jesu und seinem Wirken überliefert worden war, bewies er "Mut zum Dienen", was von Petrus in der heutigen Lesung eingemahnt wurde. Seine Erfahrungen mit dem Auferstandenen hat er denen angeboten, die um Jesus wissen und er hat sie mit der neuen literarischen Gattung eines Evangeliums dazu angehalten, alles aus dem Leben Jesu mit den Augen des Glaubens zu vertiefen.

2. Gerade mir als Bischof gilt daher der Satz: "Begegnet einander in Demut!" Wie leicht es doch wäre, das Amt gleichsam anderen gegenüber "auszuspielen"! Wie leicht es doch wäre, zu meinen, dass man als Geweihter "mehr" Bedeutung hätte als andere, die sich auf dem Weg der Nachfolge und damit auf jenem Weg wissen, der uns zur Heiligkeit führen will. - Und zugleich kann ich dies auch all jenen, die als Getaufte auf unterschiedlichen Lebens-Wegen versuchen, den Herrn ernstzunehmen, als entscheidendes Kriterium in Erinnerung rufen. Wie schnell doch ich, wie schnell doch der eine Christ oder die andere Christin sich "über anderen" fühlt, weil halt der eine sich für einen Dienst in der Kirche zur Verfügung gestellt hat und auf das eine oder andere deswegen auch im Leben der Evangelischen Räte verzichtet; weil halt ich mehr Übungen des Glaubens zusammenbringe in Form von Gebeten als andere; weil ich von mir und meinem Weg im Glauben so überzeugt bin, dass ich meine, alle sollten bzw. müssten denselben Weg beschreiten.

3. In der Lesung heißt es mehr oder weniger deutlich: Wenn ich schon von solchen Fragen geplagt bin bzw. wir vor solchen Herausforderungen stehen: "Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch." Und daher frage ich am Ende dieses kurzen Gedankenganges nur noch: "Wieso habe ich kein Vertrauen, dass ER sich um mich und um uns kümmert?" wenn ich eben meine "besser" sein zu sollen als andere ....?!

Die biblischen Texte des Festtages:
Lesung: 1Petr 5,5b–14;
Evangelium: Mk 16,15–20