Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. "Tut dies zu meinem Gedächtnis!" Diese Worte Jesu aus dem Abendmahlssaal sind uns allen wohlvertraut. Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen ist es heuer in vielen Ländern nicht erlaubt, die "Messe vom Letzten Abendmahl" in gewohnter Weise, in wirklich real erfahrbarer Gemeinschaft, zu feiern. Auch hier in der Kathedral-Kirche von Graz-Seckau ist die Feier mit zahlreichen unmittelbar Mitfeiernden nicht möglich; es entfallen auch die zeichenhafte Fußwaschung sowie die Übertragung des Allerheiligsten und damit das sinnenfällige "mit Jesus hinein ins Leiden gehen". In diesen Tagen der Krise ist uns das, was wir öffentlich feiern möchten, und letztlich auch unser Auftrag ist, weitestgehend genommen. Dies schmerzt, und ich weiß mich in diesem Schmerz mit Ihnen verbunden. Wir - hier und jetzt - feiern jedoch stellvertretend für Sie und für die vielen Brüder und Schwestern, denen wir im Glauben verbunden sind.
2. Ich möchte in dieser Stunde dazu einladen, ein wenig genauer hinzuhören, was an "diesem" Abend damals im Obergemach auf dem Berg Zion geschehen ist, der in Zeichen das Sterben Jesu tags darauf vorweggenommen hat. So wie das Brot den Jüngern hingegeben wird, wird Jesu Leib am Karfreitag allen hingegeben, so wie aus dem Kelch der Wein von allen getrunken wird, so vergießt Jesus am Kreuz sein Blut tags darauf für uns alle. Wenn wir genau hinhören, dann bittet Jesus seine Jünger genau darum - ihr eigenes Leben füreinander hinzugeben - so wie er es ihnen als Mensch gewordene Liebe Gottes vorgedacht, vorgesprochen und vorgelebt hat. Dies wird ja auch deutlich durch die Zeichenhandlung, die Jesus im Evangelium nach Johannes just an der Stelle vollbringt, an der in den anderen Evangelien vom Letzten Abendmahl die Rede ist, und die uns eben verkündet wurde. Es geht um gelebte Liebe. So wie er Not gesehen hat, so sollen auch wir Not sehen und entsprechend handeln.
3. Der Gründonnerstag-Abend ist daher für mich eine Art "gefährliche Erinnerung": "Lebe ich das, was sich unser Herr und Meister von mir erwartet? Lasse ich durch mein Leben Seine Liebe erfahrbar werden hier in der Steiermark, wo ich gerufen bin, für IHN zu wirken?" Diese Gewissenserforschung möchte ich mir und uns allen am heutigen Abend mitgeben: Eben weil wir an unserem eigenen Leben nun mehr denn je spüren, wie sehr wir auf Seine Liebe und Nähe angewiesen sind. Leben wir Liebe mit Seinem Maß? Wem war ich in den letzten Tagen - wenn auch auf Distanz - nahe? Habe ich meinen Teil dazu beigetragen, dass Not hier wahrgenommen und gelindert wird, und dass der Not weltweit, unter welchem Deckmantel sie sich auch darbietet, abgeholfen wird? Ideell und materiell?
a. Die Corona-Krise macht die Not vieler Menschen in Österreich jetzt noch größer. Besonders betroffen davon sind Obdachlose, Alleinerziehende, Mindestpensionisten, Einsame und kinderreiche Familien. Um rasch und treffsicher in Österreich zu helfen, gibt es den kirchlichen Corona-Nothilfefonds der Caritas. Jede Spende für Menschen in Not hilft konkret, sie macht satt, sie wärmt, sie schenkt Hoffnung und Zuversicht. So können wir einander handfest helfen, auch wenn wir uns jetzt nicht die Hand reichen können.
b. Bei allen Bemühungen dürfen dabei nicht jene vergessen werden, die zwar sehr stark von der Pandemie betroffen, aber oft übersehen sind oder verdrängt werden. Dazu zählen Menschen, die wegen Krieg, Verfolgung oder Aussichtslosigkeit geflüchtet sind und jetzt oft schutzlos auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Daher muss den Geflüchteten in den Konfliktzonen des Nahen Ostens vor Ort weitergeholfen werden. Hilfe brauchen aber auch die Menschen in den Flüchtlingslagern in Griechenland. Die kirchliche Caritas hilft medizinisch, aber auch ganz grundlegend mit Lebensmitteln, Wasser und Hygieneprodukten. Diese Hilfe kommt wirklich an, sie ist jetzt ein besonderes Gebot der Nächstenliebe.
4. Glauben, so macht es Jesus uns gerade am heutigen Abend und im heurigen Jahr deutlich, ist alles andere als ein "sich von der Welt weg wenden": Denn "wer Gott in sich Raum gibt, erkennt ihn im Nächsten"[1] hat unser Papst erst jüngst in Erinnerung gerufen. "Liebt einander", sagt Jesus im Johannes-Evangelium mehrfach. Nehmen wir das zum Leitbild, um gemeinsam diese Krise zu meistern und erfülltes Leben zu führen, denn wir sind zu jener Liebe herausgerufen, die ER uns vorgelebt hat.
[1] vgl. https://www.kathpress.at/goto/meldung/1873443/papst-wer-gott-in-sich-raum-gibt-erkennt-ihn-im-naechsten