Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Ein Bischof muss sich viele Gedanken um sein „Erscheinungsbild“ machen – Bischofsstab, Ring, Pektorale, Segensspruch und so weiter. Besonders wichtig ist dabei das Bischofswappen: einmal entworfen, steht es sinnbildlich für die Eigenschaften des Bischofs und geht in die Geschichte ein. Die heraldische Symbolik steht dabei im Mittelpunkt. Im Bischöflichen Gymnasium entstand die Idee, dem zukünftigen Bischof als bleibende Erinnerung an die Schule Entwürfe für sein Wappen zu schenken.
Mit Feuereifer waren 24 Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Martina Sulzberger und Monika Prettenthaler dabei, die passenden Symbole für „ihren“ Bischof zu finden, angeregt von Erlebnissen mit Wilhelm Krautwaschl und Basisinformationen der Heraldik. "Für unsere SchülerInnen und für uns eine große Freude und Ehre, neben dem Heraldiker und der Grafikerin, die für das Finish verantwortlich zeichneten, auch einen Beitrag leisten zu dürfen", so Sulzberger.
Alle Entwürfe sowie die Skizzen zur Wappenfindung werden in einer Dauerausstellung am Kirchplatz im Augustinum zu bestaunen sein.
Die Bandbreite der Symbole war sehr groß: Das Twitter-Vögelchen als Zeichen für die Begeisterung des Bischofs für die Neuen Medien war ebenso vertreten wie ein Facebook-Like-Daumen, ein Navi, weil es zeigt, wo es hin geht, oder Herzen als Symbol für Krautwaschls offene Art. Der Bischof zeigte sich begeistert: „Ich finde es toll, welche Gedanken sich die jungen Menschen gemacht haben.“
Sechs Entwürfe wurden schließlich ausgesucht und den Heraldikern als „Vorlagen“ vorgelegt. Drei Motive waren es schließlich, die im endgültigen Wappen übernommen wurden: die Segenshand aus dem Wappen der Diözese Graz-Seckau, die goldene Lilie, die für Christus und die Lichtgeburt des Menschen aus Nacht und Erde besteht sowie die Weide, ein Symbol für Lebensfreude und die Kraft des Taufsakramentes. Das vierte Feld bildet eine Himmelsleiter ab, die für den Austausch zwischen Himmel und Erde steht.
Die Blasonierung des Wappens von Bischof Wilhelm lautet:
Geviert von Rot und Blau.
Feld 1: aus dem Spalt wachsender silberner bekleideter Arm mit Segenshand.
Feld 2: goldene Lilie.
Feld 3: schräggestellte, siebensprossige goldene Leiter (= Himmels- oder Jakobsleiter), innen begleitet von einem goldenen sechsstrahligen Stern.
Feld 4: silberne siebenfach bewurzelte Kopfweide mit sechs beblätterten Trieben.
Symbolik:
Farbe Rot: menschliches Leben, Kraft, Liebe, Feuer, Feuerzungen des Heiligen Geistes, Blut Christi
Farbe Blau: Himmel und Himmlisches, Farbe der Muttergottes
Feld 1: Wappen der Diözese (Graz-)Seckau.
Feld 2: Die Lilie steht für die Lichtgeburt des Menschen aus Nacht und Erde. Symbol für Christus („Sein Fleisch aber war frei von jedem Makel, daher liliengleich (…) Während des irdischen Lebens Christi war diese Lilie gleichsam noch geschlossen. Bei seiner glorreichen Auferstehung und Himmelfahrt aber öffnete sie ihren Kelch, ließ im blendenden Weiß des verklärten Leibes die himmlischen Scharen das schimmernde Gold der Gottheit schauen und verströmte ihren geistigen Duft in alle Welt. Diesen lebenspendenden Hauch der Gnade und des Glaubens aufzunehmen wird der Taufkandidat befähigt, wenn er mit dem Kreuz bezeichnet und zu ihm gesprochen wird: ,Ephpheta, öffne dich dem lieblichen Wohlgeruch!‘“). Symbol für Maria („Als unbefleckt Empfangene erblühte sie unter Disteln und Dornen des sündigen Menschengeschlechtes. Sie allein unter allen Müttern blieb Jungfrau.“). Interpretation des Hohenliedes durch Gregor von Nyssa: „,Mein ist mein Liebster und ich bin sein! Hirte ist er auf Liliengefilden!‘ (Hld. 6,3). Er ist der Gute Hirte, der seine Herde nicht auf gewöhnlichen Triften, sondern auf Liliengefilden weidet. (…)“
Feld 3: Gemäß seinem Primizspruch hat Bischof Wilhelm einen besonderen Bezug zum alttestamentarischen Patriarchen Jakob. Für diesen steht die Himmelsleiter, sah er doch im Traum eine zum Himmel ragende Leiter, auf der Engel auf und nieder steigen – wohl Sinnbild der göttlichen Vorsehung. „Ihr werdet den Himmel offen und die Engel Gottes über dem Menschensohn auf und nieder steigen sehen“ (Joh. 1,51). „Der Austausch zwischen Himmel und Erde wird in unsren Gotteshäusern beim Vollzug der hl. Mysterien immerwährende Wirklichkeit. Daran erinnert die Präfation der Altarweihe (…), wenn sie unter anderen alttestamentlichen Typen auch die Jakobsleiter anführt: „Es sei dir, o Herr, dieser Altar gleich jenem Stein, den Jakob unter sein Haupt legte und durch Offenbarung eines Traumgesichtes eine geheimnisvolle Leiter schaute, auf der Engel auf und nieder stiegen!“ Und in der Regel des hl. Benedikt heißt es: „Brüder, wollen wir daher den Gipfel der vollkommenen Demut erreichen und rasch zur Erhöhung im Himmel gelangen (…), so müssen wir durch unsern aufwärtsstrebenden Wandel jene Leiter aufrichten, die Jakob im Träume erschienen ist.“ Die Himmelsleiter ist im Wappen begleitet von einem Stern als Symbol für Christus bzw. Maria als Morgenstern sowie für die göttliche Idee, „nach welcher das geschöpfliche Leben dem Plane Gottes gemäß um ihn sich bewegt und die Bestimmung erfüllt, die Gott ihm angewiesen hat. Er ist das unsichtbare Zentrum aller geschaffenen Dinge. Alles Leben muß nach Ihm hin gravitieren, um Ihn sich bewegen.“ Bischof Wilhelm sieht in der Leiter auch moderne Kommunikationstechnologien versinnbildlicht.
Feld 4: Zeichen der Lebensfreude sowie der Kraft des Taufsakramentes sowie der Kirche ist die Weide, die „am Wasser grünt und wie von selbst aus Ablegern neu aufsproßt. (…) Jeder dem die Frohbotschaft verkündet wird, erhält, wie das Gleichnis (VIII, 3,2) weiter ausführt, einen Zweig dieses Baumes, den er durch seine Mitwirkung zur Entfaltung bringen soll. Trotz der vielen Zweige, die der Engel abgeschnitten hat, bleibt der Baum unversehrt: ein Bild der unwandelbaren Lehre Christi in der hl. Kirche.“ Und im Kommentar des hl. Hilarius zu Psalm 137,2 heißt es: „Den Weidenbäumen ist es eigen, daß sie auch im Zustand der Dürre grünen, sobald sie bewässert werden. Ihre abgeschnittenen Reiser aber treiben von selber Wurzeln, sobald man sie in feuchtes Erdreich setzt. Daß die Natur dieses Baumes die Heiligen und Gläubigen versinnbildlicht, dafür bürgt das prohetische Zeugnis. Denn Jesaja sagt. ,Sie sollen sprossen wie Gras am Bach, wie Weiden an Wasserläufen. Wer zuvor durch seine Sünden verdorrt war, ersteht vom Tode, und abgeschnitten von der Wurzel seines früheren Wandels lebt er wieder auf durch das Wort Gottes und das lebendige Wasser des Taufsakramentes‘.“ Die sechs Weidentriebe können für die sechs Schöpfungstage stehen, aber auch für das sechste Weltalter der Menschwerdung, in der „wir durch die hl. Taufe neugeschaffen“ werden „nach dem Bilde unseres Schöpfers“ (Augustinus, Sermones 259.2; PL 38, 1197). In den sechs Schöpfungstagen und Weltaltern erblickt Augustinus zudem eine Art „erzieherische Aufwärtsbewegung“ (Kurt Flasch). Die siebensprossige Himmelsleiter und der siebenfach bewurzelte Weidenstamm verweisen auf die heilige Zahl schlechthin.
Zitate aus Dorothea Forstner, Die Welt der christlichen Symbole, 5. Aufl., Innsbruck-Wien 1986
Entwürfe von Schülern des Bischöflichen Gymnasiums:Entwurf von Marlies Ponsold
Entwurf von Helene Götz
Entwurf von Isabell Götz
Entwurf von Robert Gasser
Entwurf von Floris Scharf
Entwurf von Heinrich Zaunschirm