Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Wird es die katholische Kirche in 100 Jahren noch geben?
Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl: Davon bin ich überzeugt. Wir dürfen aber nicht nur auf Europa schauen. Weltweit steigt die Zahl der Katholiken nach wie vor. Selbst bei uns bleibt die Zahl der Taufen nahezu konstant. Ein Grundbedürfnis nach göttlichem Schutz, ein Gottvertrauen steckt immer noch tief in sehr vielen Menschen.
Tamara Strohmayer: 100 Jahre sind ein unfassbar langer Zeitraum. Mir würde ein Blick in die nächsten 20 bis 30 Jahre reichen. Die Botschaft, für die Kirche steht – dass Gott mit den Menschen im Leben unterwegs ist – wird sicher bleiben. Viele Formen und Andockpunkte, die uns heute vertraut sind, werden sich verändern und hoffentlich anschlussfähiger werden für die unterschiedlichen Lebensformen. Und manches wird es auch nicht mehr geben.
Wie wird Kirche dann funktionieren?
Tamara Strohmayr: Die Kirche wird pluraler werden in ihren Angeboten und Ansprechpersonen als jetzt. Sie wird noch stärker im Gespräch mit Menschen und Gruppen sein, die sich in die Gestaltung der Gesellschaft einbringen und die Zusammenarbeit mit ihnen suchen. Neue Initiativen werden daraus entstehen. Sie wird sich noch mehr für diejenigen einsetzen, die es schwerer im Leben haben. Und sie wird noch stärker als bisher eigene Veränderung als Chance sehen.
Bischof Wilhelm: Wir werden Gottesdienste feiern und wir werden für Menschen da sein, die in Not sind, die sich verloren fühlen, einen Rückzugsort brauchen, die einen Sinn suchen oder auf der Suche nach einem guten Leben, nach Gott sind. Wir werden einander von Gott erzählen und unseren Lebensinhalt, den Glauben, weitergeben. Und wir werden dies auch weiterhin als Gemeinschaft tun. All das vermutlich in veränderten Formen. Unser Angebot ist zeitlos, weil es wichtig ist für die Gesellschaft.
Woher kommt diese Zuversicht/Befürchtung?
Tamara Strohmayer: Würde ich nicht glauben, dass Kirche nach Zukunft riecht, wäre ich in der falschen Organisation für Innovation verantwortlich. Ich erlebe viele Menschen, die in der Steiermark etwas bewegen und verändern wollen und viele Gestaltungsmöglichkeiten. Diese gilt es, kreativ zu nutzen und Ideen zu aktuellen Fragestellungen zu entwickeln und umzusetzen. Die Herausforderungen sind hier und weltweit so groß. Lösen können wir diese nur miteinander.
Bischof Wilhelm: Hoffnung und Zuversicht ist etwas zutiefst Christliches - oder sollte ich sagen: das steckt im Menschen drin? Zu allen Zeiten haben Menschen ihren Blick nach vorn und vielfach "nach oben" gerichtet. Wenn wir dies tun, werden wir etwa mit der Schöpfung entsprechend vorsichtig umgehen, den Mitgeschöpfen entsprechend entgegentreten und die Geschwisterlichkeit untereinander weltweit ernstnehmen. Dieser Glaube hilft mir und vielen. Dazu kommt, dass sich fast alle Menschen Fragen zum Sinn des Lebens stellen. Da findet man viele Antworten beim christlichen Glauben.
Werden wir in 100 Jahren in den Kirchen noch Weihnachten feiern?
Bischof Wilhelm: Weihnachten ist das Fest des Mitseins Gottes mit den Menschen. Das kirchliche Feiern wird sich vermutlich in kleinerem Rahmen hier bei uns abspielen - vielleicht ähnlich wie bei Christen in Minderheitensituation weltweit. Aber Feiern und gemeinsames Beten wird immer Bedeutung haben. Wir werden stellvertretend für alle beten und immer offen sein für jene, die dazukommen möchten oder uns brauchen. Ich bin neugierig, was die Zukunft bringen wird.
Tamara Strohmayer: Das Warum von Weihnachten - dass Gott in Jesus einer von uns geworden ist und damit das Leben in all seine Facetten kennt - werden Menschen auch dann noch feiern. Wie sie es feiern, wird sich vielleicht von dem unterscheiden, wie es uns heute vertraut ist. Aber auch wir leben und feiern in vielem anders als Menschen vor 100 Jahren. Leben – und mit ihr die Kirche – verändert sich. Und das ist auch gut so.