Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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In der Kleinen Zeitung vom 23. Februar 2023 war zu lesen, dass die Katholische Kirche in Graz Hagiotherapie für Homosexuelle anbiete und dass die Loretto-Gemeinschaft damit im Zusammenhang stehe. Beides ist falsch. „Sogenannte Konversionstheraphien bieten wir nicht an. Wir reden als Gemeinschaft auch nicht von Homosexualität als Krankheit“, so die Stellungnahme der Loretto-Gemeinschaft, „die Privatsphäre der Mitglieder (das beinhaltet auch deren sexuelle Orientierung) wird selbstverständlich als solche respektiert. Wir haben keine Partnerschaft mit einem Hagiotheraphiezentrum oder einer vergleichbaren Einrichtung, auch nicht in Graz“.
Die Grazer Hagiotherapie wird von einem privaten Verein angeboten, der einen Raum in einer kirchlichen Einrichtung gemietet hat. Dieser Verein gehört weder zur Loretto-Gemeinschaft noch zur Katholischen Kirche in Österreich, denn diese lehnt ebenso jede Form von Konversionstherapie ab und setze sich für eine Seelsorge ein, die der Person mit ihren vielfältigen Anliegen gerecht wird und die Menschen zu einer größeren Freiheit befähige.
Die Diözese Graz-Seckau nimmt die Sache zum Anlass, derartige auch kirchenferne Therapieangebote in der Diözese in kirchenrechtlicher Hinsicht prüfen zu lassen.
Die Loretto-Gemeinschaft ist eine von der österreichischen Bischofskonferenz anerkannte katholische Gemeinschaft, deren Schwerpunkt es ist, der jungen Generation einen Zugang zum christlichen Glauben zu eröffnen. Pro Jahr kommen tausende Menschen mit unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten zu Loretto-Veranstaltungen. „Alle sind willkommen“, so das Motto der Gemeinschaft.
Keine Konversionstherapie
Im Artikel „Homosexualität ist eine Anomalie“ vom 23. Februar war zu lesen, dass Hagiotherapie, eine nicht anerkannte Form der Psychotherapie, von der katholischen Kirche angeboten wird. Das stimmt nicht. Aus meiner Sicht wird bei derartigen Therapieformen psychische Gewalt bzw. spirituelle Gewalt ausgeübt, selbst wenn sich Personen freiwillig in diese Therapie begeben. Die katholische Kirche lehnt Konversionstherapien ganz klar ab. Zumal hier versucht wird, etwas zu heilen, das keine Krankheit ist.
Ingrid Lackner, Stabsstelle für Prävention von Missbrauch und Gewalt der Katholischen Kirche Steiermark
Schaden statt Nutzen
Homosexualität ist keine Erkrankung oder Störung. Bereits 1990 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO diese aus ihrer Klassifikation der Krankheiten und Gesundheitsprobleme (kurz und englisch ICD) als solche streichen lassen. Im selben Jahr fanden auch Forscher erste Hinweise darauf, dass bei gleichgeschlechtlich liebenden Menschen kleine Hirnareale anders strukturiert sind. Mittlerweile werden auch im Rahmen der Genforschung hier entsprechende Ergebnisse diskutiert.
Jedenfalls ist Homosexualität nicht heilbar - weil keine Krankheit. Die Menschheit ist bunt - Genetiker sagen dazu verschieden - im Sinn von unterschiedlich. Konversionstherapien für gleichgeschlechtlich liebende Menschen sind - ob nun religiös oder anders motiviert - als Therapieform von keiner der führenden medizinischen oder psychologischen Fachgesellschaften als Therapie anerkannt. Im Gegenteil: diese sogenannte Therapieform verursacht nachweisbar psychische Störungen in Form von Depression und Angsterkrankungen bis hin zur Suizidalität. Solche Manipulationen unter dem Deckmantel der Religion zu versuchen ist massiv grenzüberschreitend und missbräuchlich und trägt ganz sicher nicht zu einem gelingenden Leben in Liebe bei.
Christiane Sprung-Zarfl, Leiterin des Instituts für Familienberatung und Psychotherapie der Diözese Graz-Seckau
Offene Gespräche statt tarnen und täuschen
Unter einem falschen Vorwand bei jemandem Informationen zu holen und diese dann zu veröffentlichen, das ist keine Form von Journalismus, die ich befürworte. Für mich ist es mehr als enttäuschend, dass sich „meine“ Kleine Zeitung nun auch solcher Methoden bedient und auf ein derartiges Niveau gesunken ist. So geschehen in der Kleinen Zeitung vom 23. Februar im Zusammenhang mit dem Beitrag über Konversionstherapien. Warum ist es notwendig, sich als Patient zu „tarnen“ und führt nicht ein offenes Gespräch? Abgesehen davon ist der Beitrag grottenschlecht recherchiert und schadet dadurch manchen der genannten Gruppen. Liebe „Kleine“, da hast du deinem Namen „alle Ehre gemacht“ – das war wirklich klein!
Pfarrer Matthias Keil