Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ lud am 14. Oktober 2023 zur Jahrestagung ins Grazer Priesterseminar. Vor Ort ging es vor allem um die Hilfe in der Ukraine und die Probleme im Glauben, über die Erzbischof Georg Gänswein sprach.
Über die Ukraine erzählte John Reves, griechisch-katholischer Priester für Ukrainerinnen und Ukrainer in Österreich und Leiter des byzantinischen Gebetszentrums in Salzburg: „Die Erfahrungen der Ukraine mit Russland sind über die Jahrhunderte sehr negativ. Sie reichen von der Unterdrückung im 18. und 19. Jahrhundert bis zur Zwangskonversion unter Stalin nach dem 2. Weltkrieg“, so der Geistliche. Die Gläubigen tragen die Narben der Vergangenheit und sehen sich nach Freiheit und Frieden. „Die Angst der Menschen vor Angriffen im Winter ist enorm“, berichtet Vater Reves, „ohne westliche Hilfe ist die Ukraine ausgeliefert“.
Diese kommt auch aus der Diözese Graz-Seckau, berichtet Agnes Truger vom Welthaus der Diözese. Seit dem Jahr 2000 sei man mit Projektpartnern in der Ukraine verbunden. Gestartet wurde mit pastoraler Hilfe, etwa beim Produzieren von Büchern, dazu kamen soziale Projekte. Seit 2014 gehe es um humanitäre Hilfe, etwa in Ivano-Frankivsk zusammen mit der Caritas der griechisch-katholischen Kirche vor Ort. „Wir helfen beim Auftreiben von Lebensmitteln, Bekleiden, Decken, Generatoren und bei der psychologischen Hilfe, weil so viele Menschen traumatisiert sind. Eine Ohnmacht schwebt über der gesamten Gesellschaft“, so die Ukraine-Projektreferentin beim Welthaus.
Die politische Seite beleuchtet Tagespost-Redakteur Stephan Baier. Als die Westukraine noch zu Österreich gehörte, gab es dort Vielfalt, sagt er. Mit Russland kam Unterdrückung und Christenverfolgung, wie aktuell wieder auf der Krim. „Putin hält sich eine Staatskirche, die mit Geld überschüttet wird“, so Baier weiter. Diese habe sogar Privatflugzeuge. Als Gegenleistung wird der Krieg gutgeheißen mit einem „Patriarchen als Mastermind des Krieges. Wenn Kirchen Kriege fordern und fördern, dann ist das diabolisch und Heilung dringend nötig“. Finstere Mächte ortet der Theologe Baier auch in Armenien und im Heiligen Land, wo es massive Auseinandersetzungen gebe. Armenien und Georgien waren noch vor dem römischen Reich die ersten christlichen Staaten, in Berg-Karabach seien nun Kirchen und Klöster aus der Frühzeit des Christentums in Gefahr.
Auch Erzbischof Georg Gänswein sprach an, dass es noch nie eine derart große Christenverfolgung gab wie derzeit. „Die verfolgte Kirche hat einen festen Platz im Gebetsleben des Papstes“, sagt der Erzbischof. Die Absicht, materiell und politisch zu helfen sei ebenso da wie die Ohnmacht. Viel passiere im Hintergrund, so der Vatikan-Experte, der vor Ort über den Heiligen Stuhl und den Glauben sprach. So ortet Gänswein in der westlichen Gesellschaft einen Glaubensverlust. „Der Glauben hat keine Bedeutung mehr und das Wissen darum geht verloren. Das hat Einfluss auf die Gesellschaft“, meint der Erzbischof. Im Gegensatz dazu gebe es anderswo, etwa in Südkorea, kleine Gemeinden, in denen der Glauben freudvoll und lebendig sei, was zu einem guten Miteinander in der Gesellschaft beitrage. Das Rezept des Erzbischofs: Jede und jeder solle ein Zeugnis des Glaubens „ohne saure Miene“ geben, solle mit Gott im Gespräch sein, bitten und beten und ein kraftvolles, geistliches Leben führen.
Erzbischof Gänswein war Sekretär von Papst Benedikt XVI. und ist nun zu seinen Wurzeln in die Diözese Freiburg zurückgekehrt. Dort lebt er im Priesterseminar, in dem er selbst ausgebildet wurde. Er ist ein gefragter Seelsorger und Referent mit Zeit für die Menschen, „die ich in Rom nicht hatte. Diese Zeit ist mir nun Geschenkt“, so der Erzbischof.
Kirche in Not ist seit 75 Jahren in nunmehr 130 Ländern aktiv und unterstützt vor Ort den Erhalt des Glaubenslebens, unter anderem bei der Ausbildung von Priestern. Alles wird ausschließlich über Spenden finanziert: www.kircheinnot.at
Die Tagung in Graz wurde auf Radio Maria live übertragen. Dort kann man diese demnächst in der Radiothek nachhören: www.radiomaria.at/radiothek/