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Dass Theologie eine spannende Sache sein kann, erlebten gut 200 überwiegend junge BesucherInnen am 9. Theotag an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz. Unter dem Motto „Die Welt gestalten“ betonte Rektor Christoph Heil gleich zu Beginn, dass man mit theologischen Studien wie Religionswissenschaft, Ethik, Religionspädagogik oder eben Theologie gute Berufe in oder auch außerhalb der Kirche ausüben könne. Im Anschluss ging es um Sozialarbeit und Caritas, um Schöpfungsverantwortung in ökologischen Pfarren, um diözesane Partnerschaften in Brasilien, um das Leben in Orden und die Berufung zum Priesteramt – und ob TheologInnen eine aussterbende Spezies sind.
Letzterer Gedanke kam von Prof. Leopold Neuhold von der Universität Graz. „Sind wir Christen gesellschaftsfähig?“, fragte er ins junge Publikum. Und drängt in seinem Vortrag darauf, dass Christen das mehr sein sollten als derzeit. „Menschen sind in schlechten Zeiten religiös. Eine Wohlstandsgesellschaft wie die unsere ist nicht übermäßig an Kirche interessiert“, stellt der Ethiker fest. Religion rinne aus der Gesellschaft aus und werde durch Wissenschaft ersetzt. Beweise ersetzen Glauben. Gleichzeitig ziehe sich die Kirche aus der Öffentlichkeit zurück. Dabei habe die Kirche den Auftrag, gesellschaftliche Verantwortung für ein geglücktes menschliches Leben zu übernehmen.
Neuhold plädiert, dass die Kirche und die ChristInnen sich wieder mehr um das Ganze sorgen. „Freude und Leid der Menschen ist Freude und Leid der Kirche“, sagt er. Die grundlegenden Fragen der Menschheit – Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was soll ich tun? – bedürfen einer fortwährenden theologischen Klärung. Vorurteilsfreies Hinhören sei wichtig und Toleranz anderen Meinungen gegenüber, um gemeinsam weiterzukommen.
Außerdem müsse man sich Ziele setzen. Der Ethiker verweist auf den großen Kirchengelehrten Thomas von Aquin. Demnach sei der Mensch ein Leben lang auf der Wanderschaft und strebe einem Ziel entgegen. Es gebe zwei Sünden: Zu glauben, man habe das Ziel schon erreicht und die beste Lösung schon gefunden und die Verzweiflung ob der Annahme, man könne das Ziel nie erreichen; und bleibe deshalb stehen. Als Beispiel dafür nennt Neuhold die „No-Future-Bewegung“, die der christlichen Haltung der immerwährenden Hoffnung widerspreche. Der Ethikprofessor hält fest, dass die katholische Kirche viel biete: Werte jenseits von Angebot und Nachfrage, die Menschen im Zentrum aller Überlegungen, den Blick auf unterschiedlichste Perspektiven von Wahrheit. Das gelte es, im großen Kreis anzusprechen und nicht nur „in der kleinen Herde“.
Die Theologin Maria Schütky sprach über die Schöpfungsverantwortung anhand von Greta Thunberg, Arnold Schwarzenegger und Papst Franziskus. So widersprüchlich Greta Thunberg auch betrachtet werde, so habe sie doch einem Brennpunktthema eine Stimme und ein Gesicht gegeben und etwas in Bewegung gesetzt. Jugendliche formieren sich, interessieren sich für Umwelt und Nachhaltigkeit, Politik und Ethik. Das BG/BRG Leibnitz veranstalte beispielsweise den Maturaball als „grünen Event“. „Aber Thunberg stört und dafür wird sie diffamiert; vor allem von älteren Männern“, sagt Schütky.
Arnold Schwarzenegger nütze seine Bekanntheit, um sich für das Klima und die Umwelt einzusetzen. „Klimawandel ist kein Science Fiction. Es betrifft uns hier und jetzt“, so ein Zitat des Schauspielers und Ex-Gouverneurs von Kalifornien, der im Thomas von Aquinschen Sinn stets Ziele hatte und diese auch erreicht hat – vom Bodybuilder aus Thal bei Graz zum Mister Universe, zum Schauspieler, zum Politiker.
Papst Franziskus schließlich habe festgehalten, dass „die jungen Generationen verstanden haben, dass sie eine ziemlich ruinierte Welt erben werden. Ist es etwa gerecht, dass sie für die Unverantwortlichkeit der Generationen vor ihnen die Zeche zahlen müssen?“ In der päpstlichen Enzyklika „Laudato Si“ dränge der Papst auf die Schöpfungsverantwortung der Menschen und bleibe „lästig“ in dieser Sache. Mit dem Gebetstag für die Wahrung der Schöpfung habe er ein starkes Werkzeug der Religion geschaffen, um sich auf das Thema einzulassen.
Die Theologin sieht mehrere Lösungswege für die Rettung der Schöpfung. So müsse man die Verhältnisse ändern, um das Verhalten zu ändern und ökologisches Vorgehen zum Normalfall, zur gemeinsam getragenen Routine werden zu lassen. Den Moralphilosophen Christoph Lumer zitierend sagt Schütky, dass wir eine moralische Pflicht zur nachhaltigen Klimapolitik haben, die auf dem Verbot, anderen zu schaden, basiert. Und nochmals verweist sie auf „Laudato Si“ als Inspiration zum Erhalt unseres gemeinsamen Hauses.