Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Ein alter Mann erkennt in einem Kind den Sohn Gottes; eine Witwe in vorgerücktem Alter lobt und preist Gott ob dieses Geschenks, das ihr im Tempel zuteil worden ist. Uns ist diese Bibelstelle wohlbekannt, die sich am 40. Tag nach der Geburt Jesu an diesem heiligen Ort abspielt. Oft haben wir diese besonders schöne Bibelstelle schon gehört - und vor allem Sie, liebe Ordensfrauen und -männer sowie all jene, die sich Gott geweiht haben - um die altehrwürde Begrifflichkeit in Erinnerung zu rufen – freuen sich über diese Erzählung vielleicht besonders.
Ich möchte an dem seit 28 Jahren bestehenden Festtag des geweihten Lebens für all die Menschen, die als Getaufte und Geweihte mitten im Volk Gottes leben, unsere Aufmerksamkeit auf zwei kleine Aspekte dieses Ereignisses hinweisen. Des Ereignisses, in dem Jesus als Säugling als Heil und Licht der Welt beschrieben wird.
Simeon und Hanna sind alte Menschen, denen so manches nicht mehr so leicht von der Hand geht, wie es in der Jugend der Fall war. Aber sie sind eingeübt in das Wahrnehmen Gottes mitten im Leben. Das ist es, was sie - in einem anderen Sinn - "jung" erhält. Denn dort, wo Gott ist, ist Hoffnung und Zukunft - für jede und jeden, zu jeder Zeit, immer.
Die Mitglieder vieler unserer Gemeinschaften sind, mit menschlichen Augen betrachtet, auch schon in reiferem und vorgerücktem Alter. Doch das ist nicht bedrückend. Im Gegenteil: das Leben mit dem Evangelium und damit dem Wort Gottes, das Leben also mit dem zu Betlehem Geborenen als Begleiter ist eines, das über die Gegebenheiten des bloß Irdischen hinausreicht. Wenn ich älteren Ordensleuten begegne, erlebe ich dies immer. Daher die einfache Bitte an jede und jeden, die heute diesen Festtag als Gottgeweihte feiern: "Bitte werdet nicht müde, in dem, was sich uns darbietet, Gott zu sehen. Werdet also nicht müde, Gott im Heute wahrzunehmen. Denn ER ist allgegenwärtig. ER ist mit uns bis zum Ende der Welt. ER kommt uns im Heute entgegen!" Diese Tatsache reicht weit über jene Zukunft hinaus, die uns direkt zugänglich erscheint. Bleiben wird Seine Nähe und Sein Mit-uns-Sein.
Die beiden uns von Lukas geschilderten alten Menschen hielten sich immer wieder und treu im Tempel auf. Bekanntlich ist dieser Ort für gläubige Juden der Gottesdienst-Raum schlechthin. Wir könnten demnach sagen, dass die beiden beständig Gottes Dienst an uns Menschen erkennen und deswegen ihm beständig danken. - Darauf bezieht sich die zweite Bitte, die ich Ihnen und Euch heute dankbar für Euer Lebenszeugnis mitgebe: Werden Sie, werdet bitte nicht müde, diese Art, sich selbst im Gefüge dieser unserer Welt zu verstehen, einzubringen. Nämlich Gott anzuerkennen und zu bezeugen. Das ist wichtig, denn viele leben heute leider schon ohne die Annahme unseres liebenden Gottes – wohl auch, weil der Mensch sich ob all des Machbaren in einer gewaltigen Größe erfährt. Auch wenn dieser, ein demütiger, ein auf Gott ausgerichteter Lebensstil vielen heute fremd ist und auch fremder zu werden scheint: Sie alle sind bedeutende Zeichen inmitten unserer Welt für das, was Glauben heißt und was Glauben bewirken kann. Sie sind Zeugen dafür, dass wir unser Menschsein - zumindest wir als Glaubende - von IHM, von Gott her denken, auch in Zeiten, die uns anderes weismachen wollen. In Zeiten, in denen sich manche so gebärden, als wären sie neue Erlöser und Messiase. Ihr alle seid eine lebendige Erinnerung an die Menschen von heute, den Glauben nicht gänzlich aus dem Blickfeld zu verlieren.
Liebe Ordensfrauen und Ordensmänner!
Wir können und dürfen - gerade angesichts von bedrückenden Umständen - an uns und unser Dasein, an unseren speziellen Weg der Nachfolge nicht bloß mit den Augen des Zeitgeistes herangehen. Der heutige Tag lehrt uns vielmehr in aller Klarheit, dass es uns allen nur darum gehen soll, mit unserem Leben deutlich zu machen, dass Gott nicht fern ist, sondern mit uns. Und dass es sich lohnt, sich auf einen Weg mit IHM, unserem Gott einzulassen, weil dieser Weg einer mit Zukunft ist - auch angesichts des Todes und damit des Vergehens. Weil dieser Weg darüber hinausführt ins Paradies, ins ewige Leben mit Gott. - Wir sind aufgerufen, diese göttliche Hoffnung speziell in diesem Heiligen Jahr als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung der Welt zu schenken.