Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Immer dann, wenn wir der Gottesmutter gedenken - auch heute am Patrozinium Ihrer Pfarrkirche - ist es in Wirklichkeit der Bezug zu Jesus, den wir feiern. Auch der Festtag der "Schmerzen Mariens" bringt dies zum Ausdruck, ist er doch unmittelbar am Tag nach der Feier der Kreuzerhöhung im Kalender angesiedelt. Seinen Ursprung hat dieses Fest in den Schriftstellen über die schwierigen Etappen in Marias Leben mit Jesus, die uns in der Bibel oder in der gläubigen Andacht begegnen:
* als die Eltern Jesus in den Tempel bringen, weissagt der greise Simeon: "Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, und deine Seele wird ein Schwert durchdringen" (vgl. Lk 2,34-35);
* die Flucht nach Ägypten mit dem kleinen Neugeborenen ist sicher nicht nur anstrengend, sondern sicher ein Schmerz für die Heilige Familie (vgl. Mt 2,13–15);
* das dreitägige Suchen nach Jesus bei der Wallfahrt zum Tempel (vgl. Lk 2,41–52) hat den Eltern - und damit auch Maria - einiges abverlangt, wie berichtet wird;
* Maria begleitet ihren verurteilten Sohn auf dem Weg nach Golgota - in der Kreuzwegandacht ist diese Begegnung überliefert;
* bei der Kreuzigung Jesu muss sie zusehen. Dort wird ihr Johannes als Jünger anvertraut (vgl. Joh 19,25–27);
* bei der Abnahme Jesu vom Kreuz begegnet uns Maria in vielen künstlerischen Darstellungen, Pietá genannt, und auch als eine der 14 Kreuzwegstationen (vgl. Mt 27,57–29)
* die Grablegung Jesu schließlich (vgl. Joh 19,40–42) steht am Ende des irdischen Lebens unseres Herrn.
Wir merken, das, was wir von Jesus und seinem Weg glauben, hat in vielem mit seiner Mutter zu tun - oder anders herum ausgedrückt: Wenn wir Maria verehren, gilt dies nicht nur ihr, sondern will uns helfen, unsere Beziehung zu Jesus zu stärken. So erfahren wir alle, dass wir in Seiner Nähe aufblühen.
800 Jahre ist es nunmehr her, dass wir um diese Kirche wissen. Wir können damit sagen: 800 Jahre nehmen jene, die sich in dieser Gegend Christen nennen, ganz bewusst am Leben und damit auch am Leiden und den Schmerzen Mariens Anteil, um ihren persönlichen Glauben zu stärken. Sicher schon 800 Jahre versammeln sich hier immer wieder Menschen, um ihr eigenes Leben Maria und Jesus anzuvertrauen, um in ihrem Alltag durch Maria und Jesus gestärkt - in Freud und Leid - aufzublühen. Dies wollen wir heute ganz bewusst deutlich machen und uns damit selbst verpflichten, uns in die Nachfolge Jesu zu vertiefen. Denn nur ein Leben mit IHM ist ein erfülltes, ein gutes Leben. Ja, das Fest des Patroziniums, also des Namenstags der Kirche - und damit der Pfarre - ist für jene, die getauft sind, eine Einladung, den persönlichen Glauben an unseren Gott zu stärken. Unser Gott, der sich nicht zu schade war, Mensch zu werden und damit den Weg alles Irdischen zu gehen. Bis zum Ende und darüber hinaus. Es bieten sich ohnedies - um es vereinfacht auszudrücken - genügend Gelegenheiten derzeit, um sich Gottes Nähe in den Leiden der Welt zu vergewissern: Was es nicht alles an Elend gibt... Ich erinnere nur an die vielen Unwetterschäden in unserer Heimat - auch aktuell in diesen Stunden und Tagen - und damit auch an das Unglück mit Todesfolge hier in dieser Pfarre. Ich erinnere an die Vielen, die weltweit auf der Flucht sind und ihre Heimat verlassen mussten. Die meisten von ihnen, das muss auch deutlich gesagt werden, bleiben ja in der Nähe ihrer Heimat, nur ein Bruchteil der zig Millionen ist nach Europa unterwegs. Dennoch, die Auswüchse der Klimakrise, Krieg und Terror, ethnische Säuberungen u.ä.m. sind in unserer Welt nach extrem präsent. Ich denke an die vielen Fragestellungen, die sich mit Krankheit und Elend verbinden. Aber ich erinnere auch an die Fragestellungen derer, die sich als "zu kurz gekommen" erfahren. All diese Menschen leben unter uns und die Liste an Leidvollem kann ohne weiteres persönlich weitergedacht werden. Und dennoch leben wir in einer Welt, die so viele schöne Seiten hat.
Wenn wir der Schmerzen Mariens gedenken, wird deutlich: Maria hat gewaltig gelitten. Und gerade weil sie ganz und gar Mensch ist, gehen viele - vereinfacht gesagt - "lieber" zu ihr als zu ihrem Sohn, von dem wir ja wissen, dass er auch Gott ist. Und so wie Maria durch das, was ihr widerfahren ist, herausgefordert wurde, sich völlig Gott anzuvertrauen, so dürfen auch wir uns und unsere Sorgen - ihr ähnlich - Gott anvertrauen. Denn unser Gott als der Ewige ist in allem, was uns widerfährt, auch in den dunkelsten Erfahrungen, denen wir uns gegenüber wissen können, Orientierung. So wie Maria in Gott Halt gefunden hat - auch unter dem Kreuz - so können und dürfen wir Halt finden in Gott in allem, was uns widerfährt, kommt er uns doch heute so entgegen wie einst Maria. Freilich sind wir bei Erfahrungen des Leids eher veranlasst, nach den Gründen, nach dem "Warum?" zu suchen. Die Beantwortung dieser Frage, so sehr wir diese uns auch wünschen, ändert jedoch nichts an der Unumgänglichkeit, hier und da mit schmerzhaften Situationen zu leben. Ich möchte gerade heute daher Sie und uns alle einladen, Erfahrungen jenseits des Sonnenscheins "zu nutzen", um uns noch mehr Gott anzuvertrauen. Und damit alles daran zu setzen, Unheilvolles zu heilen und nicht einfach nur als "Schicksal" betrachten. Wir können auch in den schlimmsten Herausforderungen, die uns entgegentreten, im Blick auf Gott, der sich ja nicht gescheut hat, auch den Tod auf sich zu nehmen, nächste Schritte des Lebens und damit Zukunft wagen. Weil wir wissen: Er ist bei uns, alle Tage bis zum Ende der Welt. Wir können gleichsam das Mühsame, ja sogar das Schreckliche "durch-lieben" und so neu leben. - Sie werden mit zustimmen - eine solche Herangehensweise ist immer wieder notwendig und zahlt sich aus. Ihre Kirche hier soll Ihnen auch in den kommenden Zeiten Erinnerung daran sein, dass wir als Christen uns allem, was uns begegnet, stellen können, weil wir uns immer auch Gott anheimstellen, der uns trägt. Damit wir dies nicht vergessen, feiern wir ...