Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Die Welt von damals mit ihrer prinzipiellen Unterscheidung zwischen "rein" und "unrein" ist für uns heute nicht leicht zu fassen. Alles, was man einem anderen nicht zumuten wollte oder kann, einem Mitmenschen oder auch Gott, wurde als "unrein" eingestuft. Hautausschläge waren in diesem Sinn unrein: auch Gott sollte dieses Unschöne nicht zugemutet werden. Daher musste sich der (geheilte) Aussätzige einer Prozedur unterwerfen, um wieder aufgenommen zu werden in die Gemeinschaft.
2. Interessant dabei ist, dass Jesus ihm schon vorher begegnet: das, was einem anderen nicht zuzumuten ist, lässt er auf sich zukommen. Mehr noch: Er geht ihm entgegen und rührt den von der Gemeinschaft sprichwörtlich Ausgesetzten an. Was Er ist, lebt er: Er ist Gott und wurde ganz (!) einer von uns, hat unser sterbliches Sein, unser "Ganz-Anders-Sein als Gott" angenommen. Und als Mensch lebte er dem entsprechend: auch wieder ganz auf den Anderen hin orientiert, sich dem Anderen annähernd, ja ihm dadurch jene Würde (wiederzu-)schenken, die der Mensch Gott gegenüber aufs Spiel gesetzt hat.
3. Das ist "Heilung" im tiefen Sinn des Wortes, nicht bloß "Gesundheit" wird dem Kranken wieder geschenkt. Wahrscheinlich haben wir auch immer wieder Erfahrungen gemacht, dass unser und der Anderen Menschsein - wird es in Würde geachtet - tatsächlich "heil" ist auch und trotz so mancher Schrammen des Alltags. In der Heilungsgeschichte von heute tritt uns nicht der "Wunderrabbi" entgegen, der auf fremde Methoden zurückgreift, um Menschen die Gesundheit wieder zu schenken, oder einer, dessen größtes Interesse ist, die vom Schöpfer in diese Natur hineingelegten Gesetzmäßigkeiten andauernd "über den Haufen zu werden", sondern einer, der radikal die Würde des Menschen achtet, indem er ihn an- und damit Ernst nimmt, indem er ihn an- und zugleich be-rührt und so jene Wunden heilt, aus denen Missachtung, Unverständnis und was weiß ich noch eitert ...
4. Solche Heilung ist uns als Kirche aufgegeben. So stelle ich mir etwa die Frage: "Begegne ich den Menschen so, dass sie sich in ihrer Würde geachtet gefühlt haben?" - auch wenn ich eine andere Meinung als sie habe, auch wenn sie mir nicht zu Gesicht stehen?! - Solche Heilung braucht auch derzeit unsere Gesellschaft in vielen Bereichen: nicht mehr das Miteinander oder die Wertschätzung voneinander ist da in so manchen Wortmeldungen zu vernehmen, weil die Sprache rauer wird; eine solche Art aufeinaner zu- und miteinander umzugehen brauchen wir in den kommenden Wochen und Jahren auch und erst Recht, um die vielfältigen Verwerfungen in der Gesellschaft und weltweit, die die Pandemie verursacht hat, auszuhalten und damit umzugehen; eine solche Art und Weise des Umgehens ist dringend auch für so manche Auseinandersetzung um den Weg in der Kirche gefordert, in der die gemeinsame Verantwortung IHM gegenüber trotz unterschiedlicher Meinungen nicht immer im Blick zu sein scheint; ein solches - neues - Zueinander ist gerade auch angesichts der Herausforderungen einer immer komplexer werdenden Gesellschaft notwendig, in der es eben zu ein- und derselben Frage unterschiedlichen Auffassungen und Meinungen gibt[1].
Ich entdecke: so miteinander umzugehen ist alles andere als üblich, selbst unter jenen, die sich Christen nennen. So miteinander umzugehen bleibt daher auch für mich Auftrag und anzustreben, weil ich immer wieder darin scheitere. Aber - und das ist meine Erfahrung: so miteinander umzugehen bringt der Welt jenes Heil, nach dem wir uns sehnen, Gesundheit allein mag dies nicht zu bewerkstelligen.
[1] vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Gaudium et Spes 75: "Die Christen sollen in der politischen Gemeinschaft jene Berufung beachten, die ihnen ganz besonders eigen ist. Sie sollen beispielgebend dafür sein, insofern sie pflichtbewußt handeln und sich für das Gemeinwohl einsetzen. Sie sollen durch ihre Tat zeigen, wie sich Autorität mit Freiheit, persönliche Initiative mit solidarischer Verbundenheit zum gemeinsamen Ganzen, gebotene Einheit mit fruchtbarer Vielfalt verbinden lassen. Berechtigte Meinungsverschiedenheiten in Fragen der Ordnung irdischer Dinge sollen sie anerkennen, und die anderen, die als Einzelne oder kollektiv solche Meinungen anständig vertreten, sollen sie achten."