Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Vor kurzem haben Sie, Sr. Ida, mir erzählt, wo Sie sich zum Eintritt in den Orden entschlossen haben: es war zu Silvester, Ende der Vierzigerjahre, nahe der damals existierenden Bahnstation in ihrer Heimat, dem Gurktal. Und Sie haben sofort ergänzt: die Entscheidung habe ich nie bereut. - Da Sie mir das erzählt haben, ist mir gekommen, dass Sie wohl für sich in den mittlerweile 65 Jahren, die Sie in den Evangelischen Räten von Armut, Gehorsam und Keuschheit leben, die Erfahrung gemacht haben, dass diese Lebensform für Sie erfülltes Dasein ermöglicht hat, eben ihrer Berufung entspricht. Oder - um es mit der Lesung des heutigen Festtages zum Ausdruck zu bringen: Sie haben im Leben aus den abgelegten Gelübden erfahren: er, unser Gott "kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt". Ich möchte Ihnen als Bischof für dieses Ihr einfaches Lebenszeugnis danken, das Sie großteils auf Schloss Seggau und damit im Dienst an den vielen tausenden Menschen, denen Sie dort schon begegnet sind, verbracht haben.
2. Und tatsächlich machen Sie zeichenhaft deutlich - wie alle, die offensichtlich in den Räten Jesu leben: weil es um Seinetwillen angegangen wird, weil es also deutlich macht, dass wir Menschen nicht allein aus uns erfüllt leben, sondern dass ein solches Dasein, wenn wir uns ganz auf Gott einlassen, eines ist, das nicht bloß "irgendwie" heruntergespult wird. Es ist vielmehr eines, das mitten in dieser Welt deutlich macht, dass wir Menschen auf IHN angewiesen sind und nur bei IHM und mit IHM ein erfülltes Dasein führen können. Sie - und alle, die mitten im Volk Gottes ihre Ordensberufung leben, bringen deutlich zum Ausdruck, was eigentlich für alle in den Fußspuren Jesu gilt: ER allein genügt. Ein solches Bekenntnis, eine solche professio, tut uns gerade im Heute unserer Tage und dieser unserer Welt not; mehr noch: uns würde in unserem Kirchesein ein wesentliches Element fehlen, wenn es inmitten dieser Gemeinschaft nicht Menschen gäbe, die zum Ausdruck bringen: Gerade weil ich um Seinetwillen so manches gelassen habe und ER mir mehr als alles ist, erfahre ich mein Leben als geglückt, erfahre ich es tief und alles andere als beschnitten. Gerade deswegen möchte ich Ihnen auch persönlich danken, weil Sie mit Ihrer daraus sich ergebenden Einfachheit mir in meinem Dienst helfen, mitten drin in den Verantwortlichkeiten, die ich zu leben habe, an IHM orientiert zu bleiben. Sie machen allein durch ihre Versprechen das deutlich und erst Recht durch die Art, wie Sie es einfach zu leben versuchen, was Jesus den Seinen im heutigen Evangelium verspricht: "Ihr werdet Ruhe finden für eure Seele."
3. Ordensleute sind deswegen gleichsam ein "Stachel im Fleisch" des Lebens derer, die sich zur Gemeinschaft der Christen bekennen - und "Wehe!", gäbe es diesen nicht! Selbstgenügsamkeit in der Nachfolge und "bloßes Dazugehören" reichen nicht aus, "beamtetes Christentum" zur Schau zu tragen und ähnliches mehr ist nicht das, was "Nachfolge" heißt. Mehr: Sie machen auch mit dem Ihnen pesönlich anhafteten einfachen Leben deutlich: Christsein ist ein Weg, der allen offensteht, aber er ist auch entschieden zu gehen, will er erfüllt erfahren werden. ER ist das Maß, niemand sonst, Seine Fußspuren sind es, die deutlich zu machen der Auftrag aller ist, die zum Volk Gottes, dem "laos tou theou" gehören. - Mitunter frage ich mich schon sehr nachdenklich: wie würde unsere Kirche ausschauen, wenn es diesen Stachel der Radikalität nicht mehr geben würde? Würden wir dann nicht mehr und mehr abgleiten und ununterscheidbar werden? Würde uns dann nicht etwas von dem entscheidenden abgehen, das unsere Sendung hinein in diese Welt so einzigartig macht?
4. Ich hoffe auch, dass Sie immer und immer wieder in Ihrem Leben als Ordensfrau erfahren haben, was Jesus uns heute auch mitgegeben hat: in einem solch einfachen Leben - orientiert an IHM und damit so manches an Prioritäten inmitten dieser Welt an den rechten Fleck gerückt - erfahre ich auch dann bei IHM Erquickung, wenn es Lasten zu tragen gibt.
Die Lesungen der Festmesse:
Lesung: Jes 61,9-11;
Evangelium: Mt 11,25–30