Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Vieles ist uns heuer genommen, was für unseren Glauben existenziell ist: die aktive Teilnahme am Erinnern an das Leiden, den Tod, die Grabesruhe und die Auferstehung unseres Herrn. Wir alle spüren das schmerzlich: die Maßnahmen, die in vielen Ländern dieser Erde ergriffen wurden, schränken das Miteinander der Menschen ein und bringen Herausforderungen mit sich. Für die einen weit mehr Arbeit, weil sie im Gesundheits- und Pflegebereich tätig sind, weil sie für die Aufrechterhaltung der Ordnung oder auch in der Politik Verantwortung tragen, weil sie an Geschäftskassen und in der Müllabfuhr und an vielen weiteren Orten dafür sorgen, dass die Mehrheit der Bevölkerung mit dem Nötigsten versorgt ist. Sie setzen sich haupt- oder ehrenamtlich ein, damit Leben auch in dieser Gegenwart möglich ist. - Auf der anderen Seite gibt es viele, denen der normale Tagesablauf mit Arbeit, Schule, Studium und Familie genommen ist. Da kann einem mitunter die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fallen, da gehen einem die Freunde, Schulkollegen und Spielkameraden ab, da ist vieles unter einen Hut zu bringen: Arbeit im Home-Office, Familienleben, Lernbetreuung der Kinder. Darüber hinaus dürfen jene nicht vergessen werden, die derzeit auf sich allein angewiesen sind, jene die darniederliegen und leiden, die Obdachlosen und jene, die aufgrund einer Straftat derzeit im Gefängnis sind. Und: Arbeitslosenzahlen und die Schwierigkeiten in der Wirtschaft, die Sorgen der Landwirrte ob der Nachtfröste und und und ...
Angesichts all dessen spüren wir uns aber auch mit jenen weltweit verbunden, denen schon seit geraumer Zeit Lebensmöglichkeiten genommen sind, weil Terror und Krieg toben, weil Flucht der einzige Ausweg scheint, um ein Leben in Würde gestalten zu können, weil in einem Lager mit Tausenden es kein Wegkommen gibt, weil Hunger oder andere Nöte, etwa die Heuschreckenplage in Ostafrika, quälen. Auch hier könnte die Aufzählung noch um einige Situationen erweitert werden.
2. Auch uns als Kirche ist Wesentliches genommen. Unzählige wären heute gern auf den Plätzen vor den Kirchen zusammengekommen, um ihre Palmzweige segnen zu lassen, die uns an jenen Jubel erinnern, der Jesus beim Einzug nach Jerusalem entgegenschlug. Die Palmzweige machen uns heute deutlich, wie sehr wir in und aus der Beziehung zu Jesus leben. Doch statt einer Feier in der großen Gemeinschaft sind wir zu Hause im Kreis der Familie - ich hoffe, dass Sie eine Kerze entzündet haben, ihre Palmzweige vor sich haben - und feiern wir hier im Grazer Dom diesmal die Tage der Heiligen Woche stellvertretend für Sie alle - und dennoch mit Ihnen, wenn Sie jetzt über diverse Medien dabei sind und teilhaben. Ich darf Ihnen versichern: wir nehmen Sie alle in unseren Gebeten mit in das Geheimnis unseres Glaubens, das wir in diesen Tagen vertiefen. Wir wissen uns im Gebet verbunden und bilden so jene - heute weitestgehend unsichtbare - Gemeinschaft, die sich Kirche nennt.
3. Was uns nicht genommen werden kann, ist, dass wir aus dem Glauben an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi gerade unter den aktuellen Umständen Kraft schöpfen und genau darin für unsere Welt Lebens-Hoffnung finden können. Wir sind uns alle dieser Aufgabe bewusst: Sich zu Jesus zu bekennen, an seinen Tod und seine Auferstehung zu glauben, ist Auftrag für die Christen in dieser Welt. "Geht hinaus!" - Also lebt diese Hoffnung des Lebens, gerade dann, wenn dieses Pflänzchen uns genommen scheint. Lebt diese Hoffnung, gerade dann, wenn die äußeren Umstände eher bedrückend als befreiend sind. Oft schon sind in der Geschichte die Formen des Feierns des Glaubens stark beschränkt oder unmöglich gewesen, doch der Glaube aus dem Hören auf das Wort Gottes und die Umsetzung dessen im persönlichen Leben hat über Jahrtausende Bestand!
4. Uns sind in diesen Wochen die meisten sozialen Kontakte verweigert, die unser persönliches Dasein bereichern und uns deutlich machen, dass wir nicht allein sind. Nicht genommen kann uns werden, dass wir unserem Glauben Hand und Fuß verleihen, wenn wir für die anderen, die Hilfe nötig haben, anpacken - ob in Organisationen oder in der Nachbarschaft, ob haupt- oder ehrenamtlich; auch in der Seelsorge und damit für das Moment der geistlichen Gesundheit. Hier setzen sich viele vor Ort kreativ und mit neuen Wegen ein, nicht zuletzt in der Begleitung der Kranken und der Sterbenden, damit die Rede vom "Leben" nicht nur Lippenbekenntnis bleibt, sondern auch in diesen herausfordernden Zeiten erfahrbar ist. All den Frauen und Männern und den Jugendlichen in unserer Heimat möchte ich auf diesem Weg ein großes "Vergelt's Gott!" sagen.
5. Mit unserem Glaubensbekenntnis ist uns wirklich großartiges in die Hand gegeben: die Situation, wie sie sich eben darbietet - zwischen Jubel und Kreuz - ganz anzunehmen, sich nicht hinwegzustehlen. Und zugleich: genau diese Situation des "Warum?" Gott anzuvertrauen, damit wir nicht gelähmt und angenagelt alles betrauern, sondern zu einem nächsten, wenn auch vielleicht sehr kleinen Schritt des Lebens aus der Hoffnung fähig sind: des Lebens aus dem Glauben, des Lebens aus dem Vertrauen und aus der allumfassenden Liebe.
Die Schriftstellen des Palmsonntag:
Evangelium: Mt 21,1–11;
1. Lesung: Jes 50,4–7;
2. Lesung: Phil 2,6–11;
Passion: Mt 26,14 – 27,66